Story: Sayaka Kudo (Kasumi Arimura) ist schon im zweiten Jahr an der High School, aber sie hat den Bildungsstand einer Vierklässlerin. Ihre
Mutter (Yo Yoshida) erlaubt ihr, sich zu schminken und abends bis spät in die Nacht mit ihren Freundinnen wegzugehen, weil sie zufrieden ist, ihre Tochter
glücklich zu sehen. Der Vater (Tetsushi Tanaka) dagegen kümmert sich nicht weiter um seine Töchter, weil er seinen Sohn (Yuhei Ouchida) zu einem professionellen
Baseball-Spieler ausbilden will. Da Sayaka an der Schule mit Zigaretten erwischt wird, ist sie nun für unbestimmte Zeit vom Unterricht suspendiert und geht
dafür in eine private Nachhilfeschule. Der Leiter Tsubota (Atsushi Ito) wird sogleich mit den unglaublichen Wissenslücken des Mädchens konfrontiert, ist aber
äußerst positiv und will sie an eine angesehene private Universität bringen. Sayaka ist amüsiert über diesen Gedanken, aber die aufbauende Art Tsubotas zeigt
Wirkung. Sayaka fängt tatsächlich an zu lernen und kann schon bald Fortschritte vorweisen, auch wenn ihr Ziel noch in unerreichbarer Nähe liegt. Schließlich
lernt das blonde Party-Girl sogar bei gemeinsamen Abenden mit ihren Freundinnen. Ist es wirklich noch nicht zu spät, für die Aufnahmeprüfung einer der
angesehensten Unis zu lernen?
Kritik: Die Erwartungen sind nicht unbedingt hoch, wenn man sich einen Film mit einer typischen Außenseiterin ansieht, die eine unerreichbar
scheinende Aufgabe in Angriff nimmt. Allzu oft hat man eine solche Geschichte schon in diversen Sportfilmen gesehen. Doch "Flying Colors" schafft etwas, das
man ihm bei seiner Handlung nicht zugetraut hätte. Der Film verbindet Humor und Drama auf eine sehr gut ausbalancierte Weise und versprüht zu jeder Zeit die
Art von guter Laune, die einem das Herz aufgehen lässt. Der Grund dafür sind die wunderbaren Charaktere, deren Beziehungen untereinander stets im Fokus der
Handlung stehen, sowie ausgezeichnete Darsteller und eine subtile Regie, die alle den Film weit über das hinauswachsen lassen, was man ihm zutrauen würde. Ja,
manch einer wird Tränen vergießen, aber wenn der Film manipulativ sein sollte, dann verbirgt er das fast unsichtbar hinter seinen großartigen
Stärken.
Die unbeschwerte Art, mit der die Geschichte ihren Anfang nimmt, ist erheiternd und nicht zuletzt darf man auch über Sayakas mangelnde Bildung lachen. Ein paar
der Wortspiele gehen dabei in der Übersetzung verloren, aber das ist verschmerzbar. Interessant wird die Heldin der Geschichte mit der Zeit. Denn
Sayaka ist gar nicht so oberflächlich und dumm. Es hat ihr nur an der richtigen Motivation gefehlt. Diese hat sie nun durch ihren Nachhilfelehrer gefunden, der
als erste Person in ihrem Leben wirklich an sie glaubt. Das alleine würde aber noch nicht reichen, Sayakas Wandlung glaubhaft auf den Bildschirm zu bringen.
Daher bekommen wir auch Einblick in ihre Familie und hier zeigt sich, dass "Flying Colors" ein komplexes Netz aus Hoffnungen, Erwartungen und Rückschlägen zu
weben weiß. Denn in Sayakas Familie gibt es einige Dämonen, die es zu bewältigen gilt.
Ein großes Problem ist der Vater, der sein ganzes Augenmerk auf seinen Sohn legt. In der Baseball-Nebenhandlung spielt sich eine typische Geschichte ab, wie sie
aus einem Sportfilm sein könnte. Allerdings wird sie nur am Rande angeschnitten, spiegelt aber auch Sayakas Geschichte wider. Das Missverhältnis
zwischen Vater und Tochter steht auch nie omnipräsent im Vordergrund, ist aber ein großer Faktor, der zu den Fehlschlägen der Tochter geführt hat. Und die
überaus liebenswerte Mutter mag durch ihren zu starken Wunsch, ihre Töchter glücklich zu sehen, auch dazu beigetragen haben, dass Sayaka keine Perspektive
im Leben hat. Das Mädchen macht aber eine glaubwürdige Wandlung durch, die umso erfolgreicher ist, als dass sie sich stetig vollzieht. Die Wandlung ist auch
das Herz des Films und nicht nur auf die Protagonistin beschränkt. Auch die Menschen um Sayaka herum, vor allem die Eltern, ändern ihre Einstellung zu
dem Mädchen und dem Leben allgemein im Laufe der Geschichte.
Somit ist also nicht nur der Humor und die angenehme Stimmung dafür verantwortlich, dass es nicht eine langweilige Minute gibt, sondern es sind vor allem
die dreidimensionalen Charaktere und ihre Beziehungen. Wundern sollte es aber nicht, dass der Schwerpunkt so stark auf dem liegt, was eine Geschichte
zu einer erinnerungswürdigen macht - wenn der Plot selbst nicht allzu viel hergibt -, da der Film auf einem Roman von Nobutaka Tsubota beruht. Dieser hat
wiederum eine wahre Geschichte niedergeschrieben, sodass es schwerfällt, die eher etwas unglaubwürdigen Momente oder den klischeehaften Aufhänger zu kritisieren.
Obwohl natürlich bezweifelt werden darf, ob nicht vielleicht doch einige der Geschehnisse aus dramatischen Gründen etwas mehr interpretativen Freiraum hatten,
um den Zuschauer (oder Leser) etwas stärker emotional zu bewegen. Aber was soll's. Es funktioniert.
"Flying Colors" kann zu Tränen rühren. Und zwar auf die angenehme Art und nicht die, bei der wir im Krankenhaus mit Taschentüchern von einem der Charaktere Abschied nehmen müssen. Kasumi Arimura ("Strobe Edge") beeindruckt, weil sie es vor allem schafft, nicht nur zu jeder Sekunde liebenswert zu sein und äußerst glaubhaft zu weinen, sondern weil sie ihrer Rolle auf erstaunlich subtile Art komplexe Facetten zu geben weiß. Dasselbe gilt für Tetsushi Tanaka ("Outrage Beyond") und Yo Yoshida als Eltern. Atsushi Ito ("Fish Story") spielt seine Rolle fast schon etwas zu liebenswert poliert, aber seine Chemie mit der Hauptdarstellerin ist auf jeden Fall gelungen. Neben den wunderbaren Charakteren, ist ist aber vor allem Regisseur Nobuhiro Dois ("Be With You") subtiler Regie zu verdanken, dass viele der potentiell kitschbehafteten Szenen zu den stärksten des Films werden. Wer also nach einem Film sucht, bei dem man schlichtweg ein Lächeln auf das Gesicht gezaubert bekommt, der ist hier genau richtig!