Story: Kim Geon-woo (Gang Dong-won) ist Paketbote und ein kleiner Lokalheld, nachdem er einer Frau, die überfallen wurde, zu Hilfe gekommen ist. Eines Tages kontaktiert ihn ein alter Freund, mit dem er zusammen an der Schule in einer Band war. Geon-woo wundert sich nicht über dessen plötzliches Auftauchen, sondern freut sich einfach über das Wiedersehen. Dann gibt es plötzlich eine Explosion mitten auf der Straße, bei welcher der Präsidentschaftskandidat ums Leben kommt. Geon-woos Freund arbeitet für ein geheimes Einsatzteam der Regierung und sollte sicherstellen, dass Geon-woo bei einer zweiten Explosion ums Leben kommt. Die Regierung will nämlich den Tod des Präsidentschaftskandidaten als terroristisches Attentat des gefallenen Helden Geon-woo verkaufen, bei dem dieser auch selbst stirbt. Doch die Bombe, die Geon-woo unwissentlich in den Händen hält, wird ihm von seinem Freund abgenommen, der ihm noch eine Kontaktperson nennt und ihm sagt, dass er fliehen soll. Kurz darauf stirbt der Freund durch einen Scharfschützen und die Bombe geht hoch. Die Medien berichten über den Terroristen Geon-woo, welcher nun nirgendwo mehr sicher ist. Als er sich ein wenig gefasst hat, meldet er sich bei der Kontaktperson seines Freundes. Mr. Min (Kim Eui-sung) war früher ebenfalls Teil des geheimen Einsatzteams der Regierung und scheint Geon-woo weniger helfen zu wollen, als ihn vielmehr für eine ordentliche Summe an die Regierung verkaufen zu wollen. Für den ehemaligen Paketboten beginnt eine Flucht, auf der an jeder Ecke Verrat lauert...
Kritik: Die Story von "Golden Slumber" verspricht unterhaltsame Action, da wir die Flucht eines Unschuldigen, der eines grausamen Verbrechens beschuldigt wird, schon etliche Male zuvor gesehen haben und diese zumeist den Abend recht angenehmen füllen kann. Aus Korea fällt da beispielsweise "Running Man" ein. Wer mehr als Popcorn-Kino erwartet, wird dementsprechend auch hier enttäuscht werden. Wir haben einen sympathischen, wenn auch etwas naiven Protagonisten, Spannung und Drama in Form von Freunden, die potentielle Verräter sein könnten, und einen übermächtigen Feind in Form der Regierung bzw. dessen Geheimdienst. Tatsächlich teilt der Regisseur auch immer mal wieder gegen die Medien aus, da diese von der Politik genutzt werden, um die Realität zu formen. Das hätte der herausragendste Aspekt des Streifens werden können, nur leider wird sich von diesem genauso plötzlich wieder abgewendet, wie er thematisiert wird. "Golden Slumber" ist kein Film, der in die Tiefe geht, aber das erwarten wir nach den ersten Minuten auch nicht.
Gang Dong-won ("Peninsula") ist ohne Zweifel ein gefragter Star und vor allem beim weiblichen Publikum beliebt. Umso erfrischender ist es, ihn mit einer missglückten Dauerwelle zu sehen, die darauf zurückzuführen ist, dass Geon-woo einfach ein zu gutmütiger Kerl ist und deshalb oft ausgenutzt wird oder anderweitig den Kürzeren zieht. Immerhin erweist er sich mit der Zeit aber als nicht ganz so platt, wie man vermuten würde. Auch er trägt in seiner Brust geplatzte Träume und weiß um die Falschheit der Welt. Er weigert sich aber einfach, den Glauben an die Menschheit aufzugeben. Dieser Glaube wird aber auf eine harte Probe gestellt, da Geon-woo eine ganze Nation gegen sich stehen hat. Das Tragische ist darüber hinaus, dass seine jetzige Situation überhaupt erst durch einen Verrat ausgelöst wurde. Andererseits ist seine Gutmütigkeit auch der Grund, warum er überhaupt noch lebt. Zumindest in einer Szene mit Mr. Min kommt man nicht umhin, an einen treudummen Hund zu denken, den man einfach nicht wegschicken kann. Darsteller Gang Dong-won hat dazu auch den passenden Blick.
Regisseur Noh Dong-seok, der mit Drama-Werken wie "Boys of Tomorrow" seine Karriere begonnen hat, versucht sich hier im Action-Genre und das gelingt ihm ziemlich gut. Die Spannung ist stets hoch und es gibt genug ordentliche Actionszenen (wenn auch nichts Außergewöhnliches), was speziell deshalb lobenswert ist, weil Geon-woo weder kämpfen kann, noch Parkour beherrscht. Er ist einfach ein ganz normaler Typ, der dank der Hilfe seiner Freunde bzw. Mr. Min nicht innerhalb der ersten Minuten der Jagd das Zeitliche segnet. Auf der anderen Seite ist er aber nicht über Maßen hilfsbedürftig wie die Jungfrau in Not. Handwerklich ist der Film überaus solide, doch beim Drehbuch gibt es das eine oder andere zu beanstanden. So hat zum Beispiel die Hintergrundgeschichte um die Jugendfreunde und ihre Band vielleicht durchaus ihre Daseinsberechtigung, aber sie treibt den Film in eine etwas andere Richtung, sodass unnötig viel Nostalgie und Drama den Weg in den Film findet. Sogar eine nicht in Erfüllung gegangene Liebe ist dabei.
Speziell gegen Ende baut der Film damit qualitativ ab. Zwar gibt es nicht Tränen über Tränen, aber der Regisseur verliert trotzdem aus den Augen, was für eine Geschichte er erzählen will. "Golden Slumber" ist ein Remake des japanischen Films mit dem gleichen Titel, welcher wiederum auf dem Roman von Kotaro Isaka basierte. Der Titel verweist dabei auf den Beatles-Song, in welchem den guten alten Tagen der Band mit einem Gefühl der Nostalgie hinterhergesehen wird. Das will Regisseur Noh ebenfalls in seinem Film unterbringen, nur leider hat man lediglich das Gefühl, als würden zwei Geschichten parallel ablaufen. Der Film bricht damit auseinander. Die Charaktere sind an sich aber nicht schlecht geschrieben. Kaum Mühe ist aber in den logischen Aufbau mancher Situationen gesteckt worden. So verhält sich Geon-woo oft außerordentlich dämlich, muss über eine Kamera mitansehen, wie ein Doppelgänger am anderen Ende der Stadt gerade einen Mord verübt, und entschließt sich daher nicht in die Polizeistation zu gehen, vor der er gerade steht, und sich zu stellen. Obwohl genau das ihm ein gutes Alibi verschafft hätte, schließlich kann er nicht gleichzeitig an zwei verschiedenen Orten sein! Dann gibt es da noch den Bösewicht, der Geon-woo eigentlich einfach tot sehen will und dennoch ewig den Abzug nicht bedient, bis Geon-woos Falle zuschnappt...
Die vielen Logiklöcher nehmen überdies kein Ende. Warum sollte die Regierung so etwas Riskantes wie einen Doppelgänger am Leben lassen? Während man anfangs noch für die Action bereit war, mit vielem zu leben, ist man nicht mehr ganz so gnädig, sobald das Tempo abnimmt und das Drama und die Charaktere in den Vordergrund treten. Statt all dem Drama hätte man die Medienkritik weiter verfolgen sollen. Während heutzutage die Mehrheit Schnappatmung bekommt, wenn man die Regierung kritisiert, weil diese ja bekanntlich nur unser Bestes will und jeder Andersdenkende Verschwörungstheoretiker ist (Randnotiz: Wo sind eigentlich die guten Verschwörungsthriller geblieben?), und Skandale ohne Konsequenzen unter den Teppich gekehrt werden, gab es vor ein paar Jahren Geschichten, die sich mit der Gefährlichkeit der immer weiter wachsenden Macht der (zum Großteil von der Politik gelenkten) Medien beschäftigten. Das Problem hat sich durch die sozialen Medien nur weiter verschärft, da durch diese Meinung geschaffen werden kann - und nicht nur China und Russland werden schlau genug gewesen sein, zu genau diesem Zweck Meinungsmacher und -verbreiter einzustellen. Und so könnte auch ein unschuldiger, naiver Paketbote zum "Staatsfeind Nr. 1" werden. Eine tolle Idee, die in "Golden Slumber" leider nur kurz aufblitzt, woraufhin der mögliche spannende, sozialkritische Thriller dann über Bord geworfen wird, um einem mittelmäßigen Action-Drama Platz zu machen.