Story: Es ist das Jahr 2029. China, Japan, Amerika und Russland sind militärisch weiter erstarkt. Nord- und Südkorea sehen keine andere Wahl, wenn sie zwischen diesen Großmächten nicht zermalmt werden wollen, als die Wiedervereinigung zu beschließen. Allerdings gibt es starken Widerstand in der Bevölkerung. Es bildet sich eine Terroristengruppe mit dem Namen "The Sect", die Unruhe im Land stiftet, um eine Wiedervereinigung abzuwenden. Die Gruppe ist so stark und geht mit solcher Waffengewalt vor, dass sich Südkorea gezwungen sieht, eine Spezialeinheit ins Leben zu rufen - die "Illang". Am sogenannten Blutigen Freitag bekommt die Einheit jedoch falsche Informationen und erschießt eine Gruppe unschuldiger Schulmädchen. Der Unmut in der gesamten Bevölkerung ist groß und Im Joong-kyeong (Gang Dong-won) trägt seit jenem Tag eine große Schuld mit sich. Ein Jahr später bombt sich ein Schulmädchen vor seinen Augen in die Luft, als die Sekte ein für allemal ausgerottet werden soll. Nun soll für die Medien ein Sündenbock gesucht werden. Han Sang-woo (Kim Moo-yeol) ermittelt für die Public Security und war früher selbst Mitglied der Illang. Es ist offensichtlich, dass Ims Kopf für den Vorfall rollen soll, doch sein Vorgesetzter, Jang Jin-tae (Jung Woo-sung), versucht ihn zu beschützen. Unterdessen sucht Im die Schwester des gestorbenen Schulmädchens auf, um ihr ein Tagebuch des Mädchens zurückzugeben. Die Schwester, Lee Yoon-hee (Han Hyo-joo), macht Im keine Vorwürfe, doch scheint sie nicht die Person zu sein, die sie vorgibt...
Kritik: "Illang" ist ein visuell beeindruckender Science-Fiction-Film basierend auf dem Manga von Mamoru Oshii bzw. dem Anime-Film "Jin-roh". Regisseur Kim Jee-woon ("The Age of Shadows") hat viel Mühe in die Ausgestaltung der Welt gesteckt und das führt dazu, dass "Illang" der bisher beste Sci-Fi-Film aus Korea ist. Neben beeindruckenden Kameraeinstellungen und gelungenen Sets versucht der Film aber auch auf politischer Ebene zu arbeiten. Lobenswert hierbei ist, dass der Regisseur mit überraschender Distanziertheit an das Thema herangeht. Das bedeutet, dass man keine gute oder schlechte Seite ausmachen kann. Vielmehr hat jede Seite ihre eigenen Motive. Natürlich stimmt das nicht ganz. Es gibt durchaus auch einige Bösewichte in der Geschichte, denn wie könnte Kim sonst seine gekonnt eingefangenen Actionsequenzen unterbringen? Leider ist der Film aber auch ein wenig überambitioniert und enttäuscht vor allem bei der Charakterausarbeitung.
Besagte Distanziertheit zu den Geschehnissen - ist die "Sekte" wirklich nur eine Terroristenorganisation oder warum sollte die Illang-Spezialeinheit besser in ihrer Radikalität sein? - führt dazu, dass wir uns auch von den Protagonisten entrückt fühlen. Vor allem bei Joong-kyeong, gespielt von Gang Dong-won ("Master"), stellt das ein großes Problem dar. Er wirkt oft wie ein Roboter, würde Gang nicht ab und an seinen Hundeblick aufsetzen. Das lässt die Liebesgeschichte bestenfalls auch nur an der Oberfläche durchschimmern. Han Hyo-joo ("The Beauty Inside") vermag es zwar, etwas Menschlichkeit in den Film zu bringen. Doch wird das dadurch wieder relativiert, dass wir niemals wissen, welche Ziele Yoon-hee wirklich verfolgt. Wer ist hier der Wolf in Menschengestalt? Ein Motiv, dass Kim Jee-won sehr deutlich aufgreift und Yoon-hee bekommt sogar einen roten Mantel, der sie an Rotkäppchen anlehnen soll. Die Verweise auf das Märchen sind oft aber zu stark.
Metaphern funktionieren nur, wenn sie einem nicht regelrecht in den Kopf gehämmert werden. Dann mag man sie vielleicht immer noch so nennen, aber aie haben genauso Anteile von Selbstbeweihräucherung. Denn "Illang" ist keineswegs so intelligent, wie der Regisseur uns weismachen will. Das hätte wohl anders ausgesehen, wenn man sich mehr mit Joong-kyeongs innerer Zerrissenheit auseinandergesetzt hätte. Diese schwebt immer irgendwie im Raum, oder zumindest erwartet der erfahrene Zuschauer etwas in dieser Form, aber sie wird erst gegen Ende angeschnitten. Da wirkt das Ganze aber eher wie ein Epilog und kann nicht überzeugen. Die Personen hätten um einiges origineller und facettenreicher ausfallen müssen. Dass dies nicht der Fall ist, muss vor allem daher aufs Härteste beanstandet werden, da der Streifen mit fast 140 Minuten ziemlich lang geraten ist. Außerdem nimmt sich der Film ein paar Freiheiten und einen anderen Pfad als der Anime, was ebenso mehr Charakterausarbeitung erfordert hätte.
Auffallend ist natürlich, dass die Geschichte von einem alternativen Japan nach dem Zweiten Weltkrieg in das Korea der Zukunft verlagert wurde. Die Geschichte funktioniert in dem Rahmen ziemlich gut, aber ab einem bestimmten Punkt läuft alles auf einen typischen Thriller hinaus, bei dem eine Wendung nach der anderen kommt. Wirklich intelligent sind diese nicht, da sie lediglich darauf hinauslaufen, dass ein Team dem anderen doch noch einen Schritt weiter voraus war, als man dachte. Immerhin gibt es ein paar schöne Actionszenen, wobei vor allem jene im Namsan Tower und der darauffolgenden Verschrottung diverser Autos in Erinnerung bleiben kann. Die Schießereien in der Kanalisation sind auch schön anzusehen, wobei hier vor allem die visuelle Stärke des Films durchscheint. Mit seinen Brauntönen und der furchteinflößenden Rüstung der Illang sowie den Demonstrationen auf der Straße und einer Gesellschaft am Abgrund eines Kriegs stellt der Film auch einen recht düsteren Sci-Fi-Streifen dar.
Man darf aber darüber streiten, ob die Eisenrüstung mit Gasmaske und rot glühenden Augen wirklich in die Zukunft passt. Vielmehr scheint sie hinsichtlich ihrer Optik kurz nach dem Zweiten Weltkrieg um einiges besser aufgehoben. Allerdings steht außer Zweifel, dass die Kostüme eine der größten Stärken des Films sind. Daneben weiß auch der Soundtrack zu gefallen und Kim Jee-won bringt einige innovative Kameraeinstellungen unter, die den Film trotz seines nicht gigantischen Budgets und des Umstands, dass die Mode und die Autos sich in den nächsten zehn Jahren kaum zu ändern scheinen, zu einer der beeindruckendsten dystopischen Welten des asiatischen Kinos werden lassen. Letztlich hat "Illang" aber auch mit einigen Längen zu kämpfen und Charakteren, die mehr Tiefe verdient hätten. So kann man zwar erahnen, in welche Richtung der Regisseur mit seiner Vision wollte, es ist ihm aber nicht gelungen, diese vollständig auf den Bildschirm zu bringen.