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Ito - Filmposter
Original Title:
Ito

Japan 2021

Genre:
Drama, Comedy

Director:
Satoko Yokohama

Cast:
Ren Komai
Etsushi Toyokawa
Yoko Nishikawa
Mei Kurokawa
Daimao Kosaka
Ayumu Nakajima
Shohei Uno
Mayu Yokota


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Ito

Ito - Film Screenshot 1

Story: Ito Soma (Ren Komai) ist kein normales High School Mädchen, denn wegen ihres starken Tsugaru Akzents redet sie nur sehr wenig in der Schule und hat keine Freunde. Sie lebt bei ihrem Vater (Etsushi Toyokawa), einem Professor mit dem Spezialgebiet Tsugaru-Dialekt, und ihrer Großmutter (Yoko Nishikawa) zusammen. Von ihrer Großmutter hat Ito gelernt, Shamisen zu spielen, ein traditionelles dreisaitiges Zupfinstrument. Doch in ihrem Alltag ist das wenig nützlich und so hat sie schon lange nicht mehr damit geübt. Aus einer Laune heraus bewirbt sich Ito dann bei einem Café, das darauf spezialisiert ist, die Gäste in Dienstmädchen-Uniform zu empfangen. Ito erhofft sich durch ihre Arbeit nicht nur, ihr Taschengeld aufzustocken, sondern etwas mehr aus sich herauszukommen und sozial umgänglicher zu werden. Auf ihrer neuen Arbeit hat sie liebenswerte Kollegen, die ihr zur Seite stehen, doch ihr Vater ist nicht begeistert, dass sie in einem Café arbeitet, das eine billige Kopie der zahllosen ähnlichen Etablissements in Tokyo ist. Ito hat nie einen Grund gehabt, gegen ihren Vater zu rebellieren, auch wenn die Familiensituation seit dem Tod der Mutter, an die sich Ito kaum erinnern kann, nicht perfekt ist. Aber nun scheint sie dafür kämpfen zu wollen, weiter ihrem Job nachzugehen. Unglücklicherweise hat das Café selbst auch bald mit Problemen zu kämpfen...

Filmroll Ito - Film Screenshot 2 Ito - Film Screenshot 3 Filmroll
Ito - Film Screenshot 4

Kritik: "Ito" ist ein an sich unscheinbares Comedy-Drama, das wider Erwarten thematisch einiges zu bieten hat. Es geht um ein Mädchen, das ihre Identität finden will und sich dafür von ihrer Andersartigkeit lösen möchte, die vor allem durch ihre Introvertiertheit und ihren Dialekt geprägt ist. So kann die Geschichte am Rande auch noch die Farbe des Tsugaru-Dialekts aufgreifen und bewusst machen, dass mit dem Aussterben von Dialekten auch Tradition und Kultur verlorengehen. "Ito" ist auch deshalb so mitnehmend, weil wir anders als bei Art-House-Dramen eine bestimmte Nähe zu den Geschehnissen und Charakteren beibehalten. Weiterhin ist nicht alles trübes Drama, sondern Humor und Wärme heitern immer wieder den inneren Kampf des Mädchens beim Erwachsenwerden auf. Damit vergeht der Film wie im Flug, ohne dass augenscheinlich etwas Außergewöhnliches passieren würde.

Ito - Film Screenshot 5

Itos Probleme sind dafür aber umso echter. Es gibt keine tragisch eingefangenen Szenen und eine sich im Leid windende Protagonistin. Stattdessen muss Ito sich mit den natürlichen Problemen ihres Lebens herumplagen. Obwohl ihr Vater ihr nie etwas Böses will und ihr zunächst sogar erlaubt, dem Nebenjob nachzugehen, geht sie ein wenig auf Abstand, da er als Professor für einen im Aussterben begriffenen Dialekt genau die Welt verkörpert, der sie entkommen will. An einem Punkt stellt Ito sich dann sogar richtig gegen ihren Vater und es kommt zu einem Streit, der allerdings, nicht zuletzt dank der Großmutter, auch etwas ins Lächerliche gezogen wird, womit vermeidet wird, unnötig Tragik in die Geschichte zu streuen. Das ist sehr erfrischend, genauso wie der Umstand, dass die Geschichte um die tote Mutter keinesfalls mit viel Tränen erzählt wird. Und dennoch gibt es ein paar Bilder, die Ito noch von ihrer Mutter im Kopf hat und die irgendwann wachgerufen werden, sodass im Stillen ein paar Tränen vergossen werden.

Ito - Film Screenshot 6

Ren Komai schultert ohne Zweifel die meiste Arbeit und vermag es, sympathisch zu wirken, obwohl sie eigentlich recht introvertiert ist. Ihr Stottern, weil sie eine simple Begrüßung nicht ohne Dialekt über die Lippen bringt, ist genauso für sich gewinnend, wie ihr plötzlicher Versuch, sich mit jemandem anzufreunden, von der sie immer wieder in der Bahn auf die Ferne verabschiedet wurde. Etsushi Toyokawa ("Platinum Data") stellt als Vater eine interessante Figur dar, da der Professor in seinem Denken noch so traditionell verhaftet ist, dass er sogar bei seiner Schwiegermutter wohnt, obwohl die auch kein Problem damit hätte, alleine zu leben. Überhaupt ist Itos Oma ein Abbild der unkomplizierten Frau, die schon einiges erlebt hat und sich trotzdem mit einer gewissen Leichtigkeit durch das Leben kämpft. Darstellerin Yoko Nishikawa spielt überdies auch noch hervorragend das Shamisen.

Ito - Film Screenshot 7

Auch die Hauptdarstellerin kann dem Instrument einige schöne Noten entlocken, wobei gerade das unsaubere Spiel - sofern ich das beurteilen kann - dem Ganzen eine gewisse Authentizität verleiht. Als Ito am Ende - und so viel sollte eigentlich von Vorneherein klar sein - dann mit ihrer ganzen Seele das Instrument spielt, ist das wiederum auf einem ganz anderen Niveau. Es ist das erste Mal seit ihrer Kindheit, dass sich das Mädchen selbst dafür entscheidet, zu spielen. Zuvor war das traditionelle Instrument ein Gegenstand, der alles verkörpert, dem sie entkommen will. Durch ihre Arbeit in dem "Maid Café" lernt sie aber, dass das Anderssein kein Übel sein muss, denn sie lernt dort einige weitere farbenfrohe Persönlichkeiten kennen. Auch wenn es sich ansonsten um ein ganz normales Café handelt, wird in einer Szene auch thematisiert, dass die Frauen hier sexualisiert werden. Gleichzeitig gibt es einige "komische Vögel", die gleich einen Verein gründen wollen, um die Mädchen vor kleinen Übergriffen zu schützen. Dabei vergessen sie jedoch, wie eine von Itos Kolleginnen erklärt, dass sie damit ebenfalls die Mädchen herabsetzen, da sie angeblich Schutz bräuchten.

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Ito - Film Screenshot 10

Es sollte also ersichtlich geworden sein, dass "Ito" innerhalb seiner recht simplen Geschichte noch viele kleine Bonbons zu bieten hat. Genauso wie der Rest des Films ist auch die Regie ziemlich unscheinbar, erfüllt aber vollkommen seinen Zweck und bietet mit einigen längeren Aufnahmen den Darstellerinnen auch die Chance eine gewisse Dynamik in den Film zu bringen. Überhaupt sind es die guten darstellerischen Leistungen, die den Film tragen und die Geschichte sich so angenehm sanft entfalten lassen. Dank des subtil untergebrachten Humors und steter Entwicklung gibt es anders als in ähnlichen Dramen auch keinerlei langatmige Szenen. Ebenso ist faszinierend, dass "Ito" eigentlich auch nur einen Ausschnitt aus dem Leben der Protagonistin zeigt, der Film sich aber in sich abgeschlossen anfühlt. Das Ende passt dabei zum Rest der Geschichte und lässt einen genauso zufrieden zurück, wie man es sich erhofft hatte.

(Autor: Manfred Selzer)
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