Story: Detective Reiji Asama (Etsushi Toyokawa) jagt einen Serienkiller, doch er tappt immer noch im Dunkeln. Da stellt der junge
Wissenschaftler Ryuhei Kagura (Kazunari Ninomiya) das DNS-Profil des Täters vor. Nicht nur, dass er anhand eines am Tatort gefundenen Haars das Aussehen des
Serienmörders bestimmen kann, sondern durch Abgleichung mit einer Datenbank kann er einen Verwandten ausfindig machen und weiß somit auch den genauen Namen.
Klassische Polizeiarbeit scheint in Zukunft nicht mehr nötig zu sein. Auch wenn Kagura bei dem Fall die Grenzen des rechtlich Zulässigen gebeugt hat, wird
bald offiziell eine komplette DNS-Datenbank aller Japaner angelegt, die zur Verbrechensaufklärung herangezogen werden soll. Doch plötzlich wird Kaguras
Partnerin Saki (Kiko Mizuhara) getötet und die DNS-Analyse erklärt Kagura zum Täter. Kagura ist nun auf der Flucht und erfährt Unterstützung von seiner
Mitarbeiterin Risa (Anne Watanabe), die nach Aufzeichnungen des letzten Arbeitsprojekts Sakis sucht, wegen dem sie wohl getötet wurde. Detective Reiji ist sich
bewusst, dass irgendjemand Kagura den Mord anhängen will und möchte genauso wie der Wissenschaftler die augenscheinliche Verschwörung aufdecken.
Kritik: Was passiert, wenn man zu viele Elemente auf einmal in einem Film unterbringen will, weil die Vorlage, ein Roman von Keigo Higashino,
diverse Aspekte liefert, bei denen es doch zu schade wäre, sie zu streichen? Richtig, man bekommt einen Action/Sci-Fi-Streifen, dem es an einem guten Fundament
und Fokus mangelt. "Platinum Data" ist ein ambitionierter Blockbuster, der mit seinem bombastischen Soundtrack und einigen aufgezwungen wirkenden Actionsequenzen
eine epische Bandbreite schaffen will, die bei der im Grunde simplen Kriminalgeschichte um einen Mörder sowie der obligatorischen Verschwörung unangebracht
ist. Und schaltet der Regisseur dann doch einmal ein paar Gänge zurück und beleuchtet den nachdenklichen Teil der Geschichte, kommt das beinahe schon
lehrerhaft daher. In seinem Kern mag der Film annehmbar unterhalten, aber er kommt einfach mit zu vielen Problemen daher.
Keigo Higashinos Romane wurden bereits zahlreich verfilmt und das nicht nur in Japan. "The Hovering Blade" wurde als
"Broken" auch von koreanischen Filmemachern auf die Leinwand gebracht, genauso wie "Perfect Number"
(aka "Suspect X"). Das Problem bei diesen Krimigeschichten mit starker Tendenz moralische Werte zu hinterfragen, ist natürlich, dass man mit einem Film einem
komplexen Roman oft nicht gerecht werden kann. Nirgendwo zeigt sich das hinsichtlich Keigo Higashinos Romanen stärker als in "Platinum Data", auch wenn ich
zugegeben das Original nicht gelesen habe. Das große Problem ist aber, dass uns hier eine Kriminalgeschichte als Sci-Fi Blockbuster verkauft wird. Und dennoch
kann der Film seiner Identität als Krimi, an dessen Ende selbstverständlich die Auflösung der Täterfrage steht, nicht entkommen.
Keishi Ohtomo konnte als Filmemacher bereits zuvor mit der Verfilmung des Mangas "Rurouni Kenshin" überzeugen und
erst recht mit den beiden Fortsetzungen. Dass er sich auf Action durchaus versteht, dürfte damit außer Frage stehen, aber hier greift er zu oft daneben. Gerade
die Verfolgungsjagden sind ohne Seele. Am ehesten ist noch die Suche nach Kagura am Anfang spannend, als allerlei Kameras aingesetzt werden, um den Flüchtigen
zu finden. Hier zeigt sich auch bei einigen Sets, dass man keine Kosten gespart hat. Die vielen High Tech-Sets können durchaus beeindrucken, auch wenn man
manchmal hinterfragen muss, welchen Zweck meterhohe Bildschirme für Wissenschaftler haben sollen. Die Action mag wie gesagt also nicht die Stärke des Streifens
sein, aber in japanischen Filmen dürfen wir doch wenigstens auf etwas mehr Drama hoffen, das den Charakteren mehr Tiefe verleiht, richtig?
Das Drama kommt aber erst gegen Ende zum Tragen. Es gibt zwar immer wieder ein paar Rückblenden, die überdies eher unnötig scheinen, aber erst nachdem so gut
wie alle Fragen geklärt sind, gibt es noch etwas Drama. Das funktioniert auch irgendwie, aber es ist zu spät, um den Charakteren mehr Leben einzuhauchen. Und
dieses haben sie wirklich nötig. Etsushi Toyokawa, ebenfalls in dem auf Keigo Higashinos Roman basierenden Krimi "The
Lakeside Murder Case" zu sehen, ist ein Klischee von einem stoischen und immer ernsten Ermittler mit gutem Herz. Kazunari Ninomiya
("Gantz") spielt gleich zwei Personen und liefert dabei auch eine annehmbare Darstellung ab, doch irgendwie bietet die Vorlage nur
schwer glaubwürdig transportierbares Material. Ja, die Geschichte trägt oft einfach zu dick auf und auch der Autor scheint sich etwas mit seinen vielen
Elementen übernommen zu haben.
Am deutlichsten zeigt sich das gegen Ende. Hier erkennt man die Vorlage auch an den zahlreichen Epilogen, denn der Film will einfach kein Ende finden. Dabei liefert er dann noch vorgekautes Gedankengut über die Moral und Philosophie dessen, was uns wirklich ausmacht. Das ist schwerlich überzeugend. Daneben kennen wir viele der Sci-Fi Elemente auch bereits aus zahlreichen ähnlichen Filmen/Büchern und die Wende ist auch nicht ernsthaft überraschend. Das alles wirkt dann auch noch stark zusammengewürfelt und wird von einem zu aufdringlichen Soundtrack unterstrichen, der uns weißmachen will, dass "Platinum Data" ein adrenalingeladener Actionstreifen ist. Das ist er nicht, dafür fehlt es den Individuen aber genauso an Tiefe wie denen in platten, effektheischerischen Blockbustern. Regisseur Keishi Ohtomo weiß offensichtlich nicht, worauf er sein Augenmerk legen will und das lässt den Film mit seinen 135 Minuten nicht nur viel zu lang werden, sondern macht ihn auch nach und nach auseinanderfallen.