Story: Barefoot (Marika Ito) ist seit ihrer Kindheit ein großer Fan von Chanbara-Filmen. Seitdem sie in ihrer Kindheit "Zatoichi" gesehen hat, gibt es für sie nur noch das Samurai-Genre. Zusammen mit ihren Freundinnen Kickboard (Yumi Kawai), die sich hauptsächlich für Science-Fiction interessiert, und Blue Hawai (Kirara Inori), die die meiste Zeit im Kendo-Schulclub ist, schauen sie sich nach dem Unterricht alte Samurai-Filme an und diskutieren über die besten Szenen. Barefoot hatte ihre Idee für einen Chanbara-Film auch im Film-Club der Schule präsentiert, aber eine überwältigende Mehrheit wollte lieber, dass Karin (Mahiru Coda) ihre Vision einer Teenie-Romanze dreht. Da das Budget des Clubs also für Karins Filmidee aufgebraucht ist, hat Barefoot zwar ein Drehbuch, aber keine Möglichkeit den Film zu realisieren. Ihr größtes Problem ist aber, dass sie eine bestimmte Vorstellung vom Hauptdarsteller hat und sie diesen bisher nicht finden konnte. Als sie eines Nachmittags in ein Spezialkino geht, um sich dort einen Samurai-Film anzusehen, entdeckt sie im Publikum Rintaro (Daichi Kaneko), der ebenfalls von dem Genre begeistert ist. Barefoot will ihn sofort dazu überreden, ihr Hauptdarsteller zu sein, doch er lehnt ab. Andererseits möchte er aber unbedingt, dass sie ihre Vision eines Chanbara-Films dreht, weshalb er ihr zumindest hilft, das Budget zusammenzubekommen. Barefoot stellt eine Filmcrew zusammen, aber der Erfolg des Projekts hängt für sie vollständig davon ab, ob sie Rintaro überzeugen kann, mitzumachen...
Kritik: Der Titel dieses Schul-Romcom-Chanbara-Komödiendramas (?) verspricht gute Laune und das ist genau das, was man auch bekommt! Dass es schwierig ist, den Film überhaupt einem Genre zuzuordnen (denn Science-Fiction ist eigentlich auch noch dabei), sollte bereits einen Hinweis darauf geben, dass jeder mit irgendeinem Aspekt des Films seinen Spaß haben wird. Und das ist nicht im Sinne der überaus optimierten Marvel-Streifen gemeint, bei dem für jeden etwas dabei ist, aber so gut wie niemand wirklich zufrieden aus dem Kino kommt. "It's a Summer Film!" ist eine Liebeserklärung an das Medium Film selbst und manövriert dabei leichtfüßig durch die verschiedenen Genres, indem es immer wieder auf eine Meta-Ebene springt. Dank der überaus schwungvollen Charaktere und einer Geschichte, die in alle Richtungen zu gehen scheint, reißt einen der Film ab der ersten Minute mit sich.
"It's a Summer Film!" ist eine Romantikkomödie für all jene, die mit dem Genre eigentlich nichts anfangen können. In der ersten Hälfte wird sich immer wieder über den Filmclub lustig gemacht, der einen lächerlichen Liebesfilm mit noch lächerlicheren Dialogen dreht. Immer wieder ist der Club an dem Drehort anzutreffen, an dem auch Barefoot gerade unter großen Problemen ihren kleinen Indie-Film dreht. Was aber zunächst für den Humor herangezogen wird, bekommt zum Ende hin eine andere Note. Denn Barefoot und ihre "Rivalin" Karin sind sich gar nicht so unähnlich, genauso wenig wie ihre beiden Crews. Es verbindet sie das Motiv der Liebe. Der Liebe zum Film. Das zu realisieren, ist herzerwärmend und auch erfrischend, da der Film damit Klischees umschifft, die unweigerlich aus einer simplen Geschichte um Rivalität resultiert hätten. Gleichzeitig bleibt der Film damit angenehm unbeschwert, ohne dass die obligatorischen Steine auf dem Weg fehlen würden.
In Barefoots "Rivalität" mit Karin spiegelt sich auch das Motiv vieler Chanbara-Filme wider: gegenseitiger Respekt und Ritterlichkeit. Was eben auch bedeutet, dass man seinem Gegner auch mal hilft, wenn es das Richtige ist. Die Filmemacherin selbst hat auch zu Beginn einige Probleme. Weniger mit ihrem bunt zusammengewürfelten Haufen an Schauspielern bzw. Leuten hinter der Kamera, sondern damit, dass ihre Vision vielleicht größer als das ist, was für sie wirklich umsetzbar ist. Aber sie ist mit ganzem Herzen dabei, genauso wie ihr Team. Blue Hawaii kann dank ihrer Kendo-Fähigkeiten die Choreografie übernehmen oder ein weiteres Crewmitglied ist mit seinem aufgemotzten Fahrrad mit unzähligen Lampen für die Beleuchtung zuständig usw. Am Schluss fügt sich alles zusammen. Das einzig wahre Problem ist, dass Barefoot mit dem Ende ihres Films nicht zufrieden ist und dieses mehrmals umgeschrieben werden muss. Kein Wunder, schließlich wächst sie im Laufe der Geschichte - "It's a Summer Film!" ist nämlich auch ein Film über das Erwachsenwerden.
Es wird zwar auch etwas Science Fiction untergebracht, aber bei einer Story, die ständig auf die Meta-Ebene wechselt, ohne schlicht die vierte Wand zu durchbrechen, stört das nicht. Faszinierend sind dafür einige der Szenen des gedrehten Samurai- bzw. genauer Jidaigeki-Streifens. Man erkennt Barefoots Liebe für das Genre und es gibt unzählige Verneigungen vor Klassikern des Genres wie "13 Assassins" oder "Gate of Hell". Es gibt sogar eine kurze, schöne Kampfszene. Das eigentliche Highlight ist aber ein Showdown, der um einiges anders ausfällt, als man es erwarten würde, dafür aber im Geiste einem Jidaigeki-Film entstammen könnte. Besonders lobenswert ist dabei, wie Regisseur Soushi Matsumoto vieles dekonstruiert und auf innovative Art neu zusammensetzt. Genau genommen hat er schließlich auch das für Romantikstreifen an der Schule typische Schulfest in seinem Finale verbaut und zeigt uns dort, dass es sich bei "It's a Summer Film!" auf mehreren Ebenen tatsächlich um eine Romantikkomödie handelt. Aber eben um eine erfrischend andere.
Natürlich gibt es auch ein paar kleinere Probleme. Rintaro wirkt oft zu distanziert und einige Nebencharaktere bleiben zu stark im Hintergrund. Dafür ist der Film mit seinen 97 Minuten aber auch nicht länger als nötig. Außerdem muss man sagen, dass man den Streifen auch als überladen bezeichnen könnte und zumindest der Science-Fiction-Aspekt lediglich ein Instrument ist, um einige Aspekte der Prämisse zu rechtfertigen. Doch all das fällt nicht stark ins Gewicht, da der Enthusiasmus der Filmemacher extrem ansteckend ist und man in jedem Bild die Liebe zum Filmemachen spürt. Ähnlich wie bei "One Cut of the Dead" oder "Beyond the Infinite Two Minutes", auch wenn "It's a Summer Film!" um einiges leichter verdaulich und unbeschwerter ist sowie darüber hinaus mit einem augenscheinlich höheren Budget gedreht wurde. Der Streifen ist bewegend, ohne kitschig zu sein und bietet immer wieder einige Wendungen, die man so nicht erwartet hätte. Gerade das Ende führt einen zunächst in eine Richtung, die man als typisch bezeichnen muss, nur um uns dann doch noch zu überraschen. "It's a Summer Film!" ist eine Odé an den Film und hinterlässt einen mit einem warmen Gefühl. Schade, dass der Streifen abseits der Nippon Connection bisher relativ wenig Aufmerksamkeit bekommen hat, denn verdient hat er es.