Story: Junnosuke Mitani (Taizo Harada) geht mit seiner Freundin Miharu Nagumo (Yûko Fueki), die er seit einem halben Jahr kennt, etwas trinken.
Da ihre Wohnung näher am Flughafen liegt und er am nächsten Tag früh dorthin muss, übernachtet er bei ihr. Während Mitani sich bereits hinlegt, will Miharu
nur noch schnell um die Ecke ein paar Dinge einkaufen. Am nächsten Morgen erwacht Mitani jedoch alleine. Von seiner Freundin ist keine Spur, doch er denkt
sich erst einmal nichts dabei und nimmt seinen Flieger. Als er aber auch ein paar Tage danach seine Freundin nicht erreichen kann, stellt er
Nachforschungen an. Er ist sich nicht sicher, ob sie Opfer eines Verbrechens geworden ist, da augenscheinlich in der Zwischenzeit jemand anderes als er
in der Wohnung war. Mitani vernachlässigt bei seiner Suche seinen Job und bekommt so gut es geht von seiner Kollegin Sanae Suzunoki (Riho Makise)
Rückendeckung. Aber lange kann er sich nicht mehr leisten, seinen Vorgesetzten zu vertrösten, da ein wichtiges Projekt abgeschlossen werden muss. Schließlich
muss sich Mitani die Frage stellen, ob seine Freundin vielleicht einen Grund hat, einfach so zu verschwinden, denn danach sieht es immer mehr aus...
Kritik: Es kommt nicht häufig vor, dass sich eine eigentlich klassische Liebesgeschichte zu großen Teilen gar nicht als solche anfühlt.
"Jump" ist eher eine Mystery-Romanze, die schwierige Fragen des Lebens berührt und viel Zeit zum Nachdenken lässt. Man sollte sich keine Illusionen machen,
"Jump" kann manchmal recht langatmig sein, aber er macht all das mit einer komplexen Geschichte und vielen tiefgreifenden Fragen wieder wett, die besonders
zum Ende zum Tragen kommen. Es geht darum, wo wir uns im Leben sehen und wo wir uns sehen wollen. Ob wir melancholisch zurückschauen oder hoffnungsvoll in
die Zukunft blicken. Die gut geschriebenen Charaktere erwecken eine warme Geschichte zum Leben, die durchaus auch emotional distanziert hätte wirken können.
Dafür verdient "Jump" ein besonderes Wort des Lobes.
Die Geschichte des Films beruht auf einem Roman von Shôgo Satô. Dementsprechend ausgefeilt ist diese. Anfangs handelt es sich fast um eine
Detektiv-Geschichte, in der es gilt, herauszufinden, was mit Miharu geschehen ist. Die Atmosphäre des Films lässt zwar nie wirklich daran glauben, dass
hier ein klassisches Verbrechen begangen worden sein kann, aber sicher kann man sich nicht sein. Warum sollte Miharu aber von sich aus einfach verschwunden
sein? Hat Mitani seine Freundin vielleicht doch nicht so gut gekannt? Was sind ihre Gefühle für ihn, wenn sie ihn einfach so verlassen kann? Oder gibt
es doch noch eine ganz andere Erklärung? Es ist sicherlich spannend, den zahlreichen Hinweisen zu folgen, aber oft lässt sich der Film doch etwas zu viel
Zeit die Puzzleteile zusammenzusetzen.
Als aber die steten Bemühungen Mitanis Früchte tragen, bekommen wir tatsächlich für alles eine zufriedenstellende Erklärung. Schade ist hier aber, dass
wir dabei andauernd bekannte Szenen noch einmal gezeigt bekommen, als könnte der Zuschauer nicht alleine eins und eins zusammenzählen. Weiterhin ist es
wirklich nicht nötig, besonders in der Einleitung, die einfachsten Tätigkeiten in ihrer vollen Länge zu zeigen. Das gibt "Jump" zwar eine sehr realistische
Note, lässt ihn auch wie Art House Kino wirken, aber es ist ebenso ermüdend und das größte Manko des Films. Man mag es zwar von japanischen Romantikdramen
gewohnt sein, dass diese ihr eigenes Tempo haben, aber gutheißen muss man das nicht, wenn es nicht einem bestimmten Zweck dient. Leider fühlt sich "Jump"
daher mit seinen fast zwei Stunden einfach zu lang an.
Die verzweifelte Suche Mitanis nach seiner Freundin lässt ihn seinen Job vernachlässigen und bringt ihn an den Rande der Verzweiflung, zumal er sich auch
selbst den Vorwurf machen muss, dass er nicht auf Miharus Rückkehr gewartet, sondern sich einfach in seinen Flieger gesetzt hat. Dennoch ist die Atmosphäre
keineswegs erdrückend oder deprimierend. Eine gewisse angenehme Wärme durchzieht den Film, als lägen die Dinge so, wie sie liegen müssten. Ein wenig
erinnert "Jump" auch an Shuni Iwaiis "Love Letter", auch wenn die Filmwelt hier keineswegs so verträumt ist, sondern recht
realistisch gehalten ist. Gerade dadurch kann der Film aber gegen Ende gleich mehrfach einen wohligen Schauer hervorrufen. Das Ende ist ein besonders
lohnenswertes Unterfangen, da es existenzielle Fragen um Liebe und Leben aufgreift.
Es bleibt aber jedem selbst überlassen, wie er die Dinge auslegen will, und das ist ebenfalls eine schöne Leistung des Films. Sollen wir irgendwann loslassen und unser Leben weiterleben oder lohnt es sich, festzuhalten? Vielleicht hält ein Teil von uns aber immer an einer alten Liebe fest und wir müssen versuchen dennoch mit einem Lächeln in die Zukunft zu blicken? Der Anspuch dieses Mystery-Romantikdramas seinen Zuschauer nicht nur angenehm mit einer bekannten Liebesgeschichte zu berieseln, sondern ihn zum Nachdenken anzuregen, ist vorbildlich und "Jump" mag dies sogar gelingen. Ein etwas zu langatmiges Tempo wird so manchem Zuschauer aber vielleicht den Zugang verwehren. Doch es ist nicht häufig der Fall, dass man ein Romantikdrama sieht und das Gefühl hat, tiefer als gewöhnlich berührt worden zu sein. "Jump" ist ein erwachsener und zuweilen tiefsinniger Eintrag ins Genre.