Story: Shizuku (Tao Tsuchiya) ist eine Einzelgängerin und nichts ist ihr wichtiger als das Lernen. Die Beste in der Klasse zu sein, ist ihr einziges Ziel, weil sie das Lernen nie enttäuscht hat. Wenn sie lernt, sieht sie Resultate. Ihre Fixierung auf das Lernen ist das Resultat ihrer bisher nicht in Erfüllung gegangenen Hoffnung, ihre Mutter könnte wieder nach Hause kommen. Shizukus simple Welt wird aber plötzlich auf den Kopf gestellt, als ihre Lehrerin sie bittet, ihrem Mitschüler Haru (Masaki Suda) Unterlagen für die Schule zukommen zu lassen. Haru ist nach seinem ersten Tag in der Schule nicht mehr aufgetaucht, da er in eine Schlägerei verwickelt war. Der Schüler scheint ein richtiges Monster zu sein, doch weil Shizuku ihm die Schulunterlagen bringt, denkt er, dass die beiden nun befreundet sind. Die Schülerin interessiert das nicht, aber sie schafft es auf diese Weise, Haru wieder in die Schule zu bringen. Dort erweist sich der Schüler als keineswegs so anti-sozial, wie angenommen. Für Shizuku ist das ein Problem, denn durch ihn knüpft sie ungewollt neue Freundschaften. Nicht nur behindern diese Freundschaften sie beim Lernen, sondern sie wird auch noch als Klassenbeste vom Thron gestoßen - ausgerechnet von Haru, der sich als Genie erweist. Ein weiteres Problem für das Mädchen ist, dass Haru sich in sie verliebt hat. Für so etwas hat die Schülerin noch weniger Zeit und ein Interesse hat sie an dem Jungen auch nicht. Überdies gibt es unter ihren Freunden auch immer wieder Probleme in Liebesdingen. Shizuku will aber eigentlich nur in Ruhe lernen...
Kritik: Nach all den Manga-Verfilmungen, die an einer Schule spielen und sich um das Erwachsenwerden und Liebesleben der Protagonisten drehen, muss doch irgendwann ein Sättigungsgefühl beim japanischen Publikum eintreten, oder? Anscheinend können sich Teenager aber eine ganze Weile für das Thema begeistern, und ist eine Generation zu erwachsen geworden für solcherlei Filme, steht schon die nächste in den Startlöchern. Mit anderen Worten wird es wohl niemals aufhören, dass wir Schulfestivals, Weihnachten und Valentinstage aus der bonbonbunten Sicht von Teenagern präsentiert bekommen, die versuchen mit ihren Gefühlen zurechtzukommen. "My Little Monster" zeichnet aber kein richtiges Alleinstellungsmerkmal aus. Alles wirkt schlichtweg aufgewärmt und die Charaktere bleiben ebenfalls vergessenswert. Das verwundert gerade deshalb, da man vom Regisseur mehr erwartet hätte. Schließlich kann er einige gute Romantikstreifen sein eigen nennen.
Regisseur Sho Tsukikawa bleibt seinem Stil treu, der allerdings eher als Schablone des Genres zu bezeichnen ist. Popsongs laufen im Hintergrund, Beziehungen werden ausgelotet und in Gesprächen für den Zuschauer auseinandergenommen, ansprechende, weil irgendwie vertraut wirkende Sets dienen als Hintergrund. Sho Tsukikawa hat mit "My Teacher" und "I Want to Eat Your Pancreas" ansprechende Romantikdramen geschaffen. Diesmal ist der Ton etwas beschwingter, was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss. Unglücklicherweise sind die Charaktere um einiges schwächer. Das größte Problem ist Haru. Er ist einfach vollkommen inkonsequent in seinem Verhalten. Mal gefährlich und aufdringlich, dann gibt es Erklärungen, dass dies alles seiner Sensibilität geschuldet ist, und nachdem wir ihn schon als etwas minderbemittelt eingestuft haben, erfahren wir, dass er der Beste seines Jahrgangs ist!
Masaki Suda ("Death Note: Light Up The New World") hat mit der Rolle keine dankenswerte Aufgabe abbekommen. Es ist fast unmöglich, ihn als einen und die gleiche Person zu sehen und man kann auch nicht argumentieren, dass Haru eben im Laufe des Films wächst und er sich als Individuum deshalb ändert. Das ist viel eher bei Shizuku der Fall. Ihre Beweggründe sind nachvollziehbar und die Änderung in ihrem Charakter ebenso. Zumindest größtenteils. Tao Tsuchiya ("Rurouni Kenshin: The Legend Ends") liefert auch eine ordentliche schauspielerische Leistung ab. Manche Szenen schreien oft etwas zu stark nach Manga, doch während Tao Tsuchiya die meiste Zeit eine gute Balance zu diesen Momenten darstellt, ist Masaki Suda hauptsächlch damit beschäftigt, sich etwas zu sehr in das Comichafte zu begeben. Das lässt den Film nicht als Werk für sich dastehen, sondern ruft die Manga-Wurzeln in Erinnerung.
Was der Film eigentlich vermitteln will, ist klar. Das Aufkeimen der ersten Liebe trotz widriger Umstände. Mehr gibt es nicht. Das macht "My Little Monster" ziemlich unspektakulär und als wir uns dann auf einem Schulfest befinden und es zu etlichen Dialogen zwischen den Protagonisten kommt, stellt sich sogar Langeweile ein, weil man das Gefühl hat, der Regisseur hätte selbst kurz den roten Faden verloren und will noch schnell ein paar Nebencharakteren etwas Zeit widmen. Schließlich ist es obligatorisch, dass sowohl Haru als auch Shizuku ein weiteres Liebesinteresse bekommen, sodass zwei Liebesdreiecke entstehen. Interessanter ist da schon das Intermezzo zwischen Harus Mitschülerin und seinem älteren Cousin, auch wenn beide Charaktere letztlich ziemlich eindimensional bleiben. Wie gesagt zeigt der Film aber gerade im Mittelteil große Schwächen und das Interesse des Zuschauers schwindet mehr und mehr. Daran ist auch die Gewissheit schuld, dass wir hier keine neuen Aspekte der ersten Liebe zu sehen bekommen.
Wenn dann wenigstens das WIE der Geschichte etwas differenzierter ausgefallen wäre, hätte man das verschmerzen können. Tatsächlich bekommt man hier aber nur Standard. Später gibt es immerhin eine semi-interessante Hintergrundgeschichte zu Harus Familie. Doch dann folgt eine ziemlich unverständliche Reaktion Shizukus, die zur unvermeidbaren Hürde wird, auf die wir schon die ganze Zeit gewartet haben. Sonst wäre das Happy End nur halb so zufriedenstellend. Zufriedenstellend ist hier aber trotzdem nichts, da sich alles in vertrauten Gewässern bewegt und keine Überraschungen vorzufinden sind. Wirklich witzig ist die Romanze ebenfalls nicht. Weiterhin muss man sich fragen, warum als Rahmen eine Rückblende gewählt wird, die nur am Anfang eine Rolle spielt und bis zum Ende vollkommen in Vergessenheit geraten ist. "My Little Monster" ist schlichtweg Genre-Futter für alle, die etwas Leichtes möchten, bei dem sie am Ende ein warmes Gefühl ums Herz bekommen. Für die meisten wird das aber zu wenig sein.