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My Man - Filmposter
Original Title:
Watashi no Otoko

Japan 2014

Genre:
Drama

Director:
Kazuyoshi Kumakiri

Cast:
Tadanobu Asano
Fumi Nikaido
Tatsuya Fuji
Aoba Kawai
Kengo Kora
Morooka Moro
Mochika Yamada
Taiga
Itsuki Sagara


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My Man

Story: Die kleine Hana wandert ziellos durch das Chaos, das ein Tsunami hinterlassen hat. Ihre Eltern findet sie schließlich nur noch tot wieder. Durch Zufall läuft sie Jungo (Tadanobu Asano) über den Weg, der Hanas Mutter gekannt hat, und dieser beschließt, das Mädchen zu adoptieren. Jahre später ist Jungo mit Komachi (Aoba Kawai) zusammen, doch die Frau macht sich Sorgen um Jungo und sein enges Verhältnis zu Hana (Fumi Nikaido). Als dann Hana Andeutungen macht, dass Komachi gar nicht wüsste, was Jungo wirklich bräuchte, und nur sie selbst ihm die Familie sein könne, nach der er sich sehnt, dauert es auch nicht mehr lange, bis Jungo mit Komachi Schluss macht. In dem verschneiten Dorf Hokkaidos scheint sich aber niemand sonst wegen des Verhältnisses zwischen Jungo und Hana Sorgen zu machen. Bis der Dorfälteste Oshio (Tatsuya Fuji), der Großvater Komachis, Zeuge von etwas wird, das keinen Zweifel mehr lässt. Hana befürchtet nun, dass man ihr den Vater wegnehmen könnte und so entschließt sie sich zu einer Tat, die das Leben von Vater und Tochter immer mehr zu einem subtilen Albtraum verkommen lässt.

Kritik: "My Man" hat das Lolita-Thema in seinem Zentrum stehen, was zugegeben doch nicht wirklich mehr etwas Neues ist. Aber der Film besticht durch eine zuweilen enorm dichte Atmosphäre, die besonders durch die schneebedeckten Landschaften Hokkaidos und dem Meer mit seinen unzähligen Eisschollen in eine traumhafte Szenerie entführt, die immer wieder in einen wahren Albtraum übergeht. Es bleibt am Ende aber trotz ausgesprochen guter Darsteller und schönen Bildern ein Fakt, dass sich das Drama zu viel Zeit nimmt, seine Geschichte zu erzählen und damit auch recht selbstverliebt wirken kann. Das gerade zu Beginn extrem langsame Tempo ermüdet und kann erst mit der Zeit durch die Spannung, die von der Beziehung Jungos und Hanas ausgeht, etwas aufgewogen werden. Somit ist "My Man" etwas zu sehr Art-House, als es hätte sein müssen.

My Man - Film Screenshot 11

Welche Beziehung Vater und Tochter haben, ist eine ganze Weile ein Rätsel. Es gibt immer wieder Andeutungen, wie z.B. Jungo, der seine Freundin verlässt, oder Hana, die wenig begeistert davon ist, dass Jungo auf See muss, wobei sie sich eher wie eine besorgte Liebhaberin anhört als die kleine Tochter. Irgendwann herrscht aber Gewissheit und der imaginäre Regen aus Blut, der eine gewisse Szene begleitet, ist vermutlich ein symbolischer Hinweis darauf, dass die beiden in Zukunft mit allen Mitteln ihre Beziehung schützen werden. Doch worin besteht nun eigentlich das Tabu? Hana ist doch letztlich nur adoptiert und auch wenn sie noch nicht volljährig ist und Jungo erzieherische Verpflichtungen ihr gegenüber hat, könnten die beiden das Ganze doch irgendwie vor sich selbst rechtfertigen, oder? Ganz so einfach ist es nicht...

My Man - Film Screenshot 12

Tatsächlich wissen die zwei nämlich, dass sie etwas Verbotenes und Falsches machen. Wie ein bedrückendes Gefühl begleitet dieses Wissen den gesamten Film. Noch schlimmer wird es, weil der inzestuöse Charakter der Beziehung doch ziemlich real sein könnte. Nicht nur Jungos Verhältnis zu Hanas Mutter könnte doch etwas tiefgehender gewesen sein, als angenommen, Hana selbst erklärt, dass ihr Körper wisse, dass Jungo ihr Vater ist. Und dennoch möchte sie die Beziehung schützen. Letztlich führt das zu Problemen, die einschneidende Veränderungen mit sich bringen. Die auf einem Roman von Kazuki Sakuraba basierende Geschichte ist dank schön ausgearbeiteter Charakter spannender als man denken würde. Besonders löblich ist aber, dass die Individuen zwar irgendwie emotional distanziert sind, dann wiederum aber auch sehr extreme Emotionen zeigen und damit nicht typisch nach Art-House-Streifen aussehen.

Es ist naheliegend anzunehmen, dass Tadanobu Asano ("Villon's Wife", "Vengeance Can Wait") für die besten schauspielerischen Momente verantwortlich ist. Auch wenn er eine sehr schöne Darstellung abliefert, ist jedoch Fumi Nikaido ("Why Don't You Play in Hell?", "Himizu") der wirkliche Star. Ihr Schauspiel ist nuanciert und sie umreißt einen Charakter, der anfangs mit albernem Lachen durch die ersten Jahre des Teenageralters führt, um dann ein Mädchen zu porträtieren, das frühreif ist, ohne aber schon wirklich erwachsen zu sein. Später hat ihr erwachsenes Alter Ego dann auch etwas Undurchschaubares an sich, sodass es beinahe unglaublich scheint, dass Fumi Nikaido alle diese Veränderungen des Charakters auf den Bildschirm bringen kann.

My Man - Film Screenshot 13

Regisseur Kazuyoshi Kumakiri weiß ohne Zweifel, wie er seine Bilder für sich sprechen lassen muss. Nicht nur das extrem kalte Hokkaido entführt einen in eine eigenartig geborgene Welt, in der die Beziehung von Jungo und Hana ein Störfaktor ist, der sich zum Albtraum entwickelt. Besonders das Spiel mit der Beleuchtung sowie die Soundeffekte können eine sehr intensive Stimmung erzeugen, die zuweilen sogar an einen Horrorfilm erinnern. Die Zeitsprünge - manchmal werden auch Szenen aus einer anderen Zeitebene parallel zu einer gerade gezeigten geschaltet - geschehen ohne Vorwarnung, aber eine Neuorientierung ist schnell möglich.
Schlussendlich ist "My Man" ein interessantes Drama, dessen Tabuthema nicht nur die Protagonisten zermürbt. Die letzten 40 Minuten gehen die Entwicklungen auch in einem angemessenen Tempo voran, davor erweist sich der Film aber trotz fantastischer Atmosphäre als unnötig gemächlich.

(Autor: Manfred Selzer)
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