Story: Muto (Jun Kunimura) ist Anführer einer Yakuza-Gang und ist im Streit mit der rivalisierenden Gang von Ikegami (Shinichi Tsutsumi).
Vor zehn Jahren haben die beiden einen Waffenstillstand vereinbart, doch bröckelt dieser zunehmend und eine blutige Auseinandersetzung scheint unvermeidlich.
Gleichzeitig muss Muto aber seine Tochter Michiko (Fumi Nikaido) finden, die von zuhause weggerannt ist. Michiko soll in einem Film mitspielen, das ist der
größte Traum von Mutos Frau, die für ihn im Gefängnis sitzt und bald entlassen wird. Als Muto seine Tochter findet, ist sie zufällig mit dem jungen Mann
Koji (Gen Hoshino) zusammen, den Michiko als Regisseur ausgibt, um sein Leben zu retten. Um seiner Frau einen Film mit Michiko in der Hauptrolle präsentieren
zu können, beschließt der Yakuza-Boss mit Koji einen Film zu drehen. Koji hat aber keine Ahnung vom Filmemachen und holt schließlich den Amateur-Regisseur
Hirata (Hiroki Hasegawa) und sein Team an Bord. Hirata träumt schon seit zehn Jahren davon, endlich sein Meisterwerk zu produzieren und nun scheint der
Zeitpunkt gekommen. Jedoch enden die Dreharbeiten in einem schrecklichen Chaos...
Kritik: Wenn Sion Sono einen völlig überdrehten Film machen will, in dem das Finale aus einem einzigen Blutbad besteht, dann endet das nicht
in einem vergessenswerten flachen Film wie beispielsweise Takashi Miikes "Lesson of the Evil", sondern man bekommt eine
erstaunlich vielschichtige Hommage an das japanische Kino, in dem gleichzeitig auch Filmwelt und Realität verschwimmen. "Why Don't You Play in Hell?"
ist außerdem ein Film voller Kontraste. Teils Yakuza-Streifen, teils Film über das Erwachsenwerden, dann wiederum eine Komödie und doch auch ein gelungener
Actionstreifen. Das kann eigentlich gar nicht funktionieren, aber Sion schafft es seinem Werk dadurch sogar etwas Episches zu verleihen. Hätte er seinen
Film gegen Ende noch etwas länger gestaltet, wäre das Vielschichtige der Geschichte nicht nur angedeutet geblieben.
Dennoch muss gleich vorweg betont werden, dass die erste Hälfte des Films wie eine unnötig in die Länge gezogene Einleitung wirkt. Die Filmemacher selbst
bleiben aber trotz allem bestenfalls Karikaturen. Hier wäre viel Luft nach oben gewesen. Anders sieht es bei den beiden Yakuza-Bossen aus, die mit
Jun Kunimura ("Outrage") und Shinichi Tsutsumi ("Monday") hervorragend besetzt sind und den Charakteren
Tiefe verleihen. Auch wenn es den Eindruck macht, sollen sie aber nicht unbedingt den Dreh- und Angelpunkt der Geschichte bilden. Aber ganz so genau lässt
sich ohnehin nicht festlegen, wer hier wirklich im Mittelpunkt stehen soll, da Sion Sono wieder mal sehr ambitioniert hinsichtlich seiner Geschichte vorgeht.
Die vielen Motive erfordern letztlich auch zahlreiche Charaktere.
Nach seinen positiven Erfahrungen mit Fumi Nikaido in "Himizu" hat der Regisseur erneut die junge Darstellerin an Bord geholt und
sie weiß sich in ihrer Rolle zu behaupten, was besonders beeindruckend ist, da der Film ansonsten stark männerdominiert ist. Was ihre Anwesenheit in dem
Film außerdem bewirkt, ist, dass überraschenderweise ein nicht zu unterschätzendes Liebesmotiv präsent ist, ohne dass dadurch jemals Kitsch in den Film
gelangen würde. Stattdessen bewirkt dies, dass "Hell" trotz mittelmäßig geschriebener Charaktere äußerst bewegend sein kann und gerade gegen Ende auch als
Drama hervorragend funktioniert. Ja, am Ende dreht sich doch alles wieder irgendwie um die Liebe. Aber vor allem auch um das Verfolgen eines Lebenstraums,
selbst wenn man dafür sein Leben riskieren muss.
Aber das alles führt ebenso zu einem völlig abgedrehten Showdown, in dem Sion Sono dermaßen über die Stränge schlägt, dass man den Film nicht mehr ernst nehmen
kann. Sion ist aber nicht umsonst einer der besten Filmemacher aus Japan und so nutzt er diesen Umstand, um "Hell" durch zeitlich hervorragend abgestimmte
humoristische Momente zu einer extrem lustigen Komödie zu machen und zwar gerade dann, wenn diverse Körperteile herumfliegen. Wenn Koji wegen versehentlichen
Kokain-Konsums das Blut in Regenbogenfarben herumspritzen sieht, dann ist das nicht nur ein Bild, das man nicht so bald vergisst, sondern es sorgt auch dafür,
dass die grobe Gewaltdarstellung einen Unterton des Augenzwinkerns beibehält, sodass man ohne schlechtes Gewissen Spaß an dem Massaker haben kann. Und dennoch
überrascht der Regisseur damit, wen er am Leben lässt und wen nicht, sodass auch das Drama seine Berechtigung in dem Film hat.
Der Kontrast zwischen Traum (=Film) und Wirklichkeit wird bei Sion Sono auch noch auf die Spitze getrieben, indem er sich vor etlichen Filmen des Genres verneigt, wie z.B. Bruce Lees "Game of Death", "Die Hard" oder "Kill Bill", und eine verschachtelte Film-im-Film Welt erschafft, in der so manche Person bereits völlig von der Wirklichkeit losgelöst ist. Kein Wunder, dass am Ende alles im absoluten adrenalingeladenen Wahnsinn endet. "Hell" ist aber kein B-Movie, auch wenn der Film im Film oft daran zweifeln lässt - die Filmemacher haben lediglich Enthusiasmus, aber kein Talent - dafür sind die Motive zu tiefgehend. Außerdem wirft Sion auch noch einen sozialkritischen Unterton in seinen Film, indem er das Filmbusiness durch die Yakuza widerspiegelt. Und durch die jungen Filmemacher offenbart er seinen unschuldigen Spaß am Filmemachen. Darüber hinaus beweist der Regisseur zum ersten Mal, dass er auch im Actiongenre sein Handwerk versteht. Nach einer eher schwachen ersten Hälfte, haut einen "Hell" schlichtweg vom Hocker. Wahnsinn in seiner spaßigsten Form und dazu auch noch Substanz - das schafft nur Sion Sono.