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No Mercy - Filmposter
Original Title:
Eon-ni

South Korea 2019

Genre:
Thriller, Drama

Director:
Lim Kyeong-taek

Cast:
Lee Si-young
Park Se-wan
Lee Joon-hyuk
Choi Jin-ho
Lee Hyung-chul
Kim Won-hae


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No Mercy

No Mercy - Film Screenshot 1

Story: Park In-ae (Lee Si-young) wurde gerade aus dem Gefängnis entlassen und ist endlich wieder mit ihrer Schwester Eun-hye (Park Se-wan) vereint, um die sie sich seit dem Tod der Eltern kümmert. In-ae hatte in der Kampfkunst der koreanischen Special Forces mehrere Medaillen gewonnen und als Bodyguard gearbeitet. Wegen ihrer Haft bekommt sie ihren alten Job nicht mehr. Sie kümmert sich zunächst also aufopferungsvoll um ihre Schwester, die geistig leicht behindert ist, aber auf eine normale Schule geht. Von einigen Schülerinnen wird Eun-hye daher gemobbt. Schließlich nehmen die Schülerinnen sie sogar in eine Karaoke-Bar mit und eine Gruppe von Jugendlichen vermittelt sie an ältere Herren. Wenn die Klienten mit dem Mädchen im Schlafzimmer sind, stürmen die Jugendlichen das Hotelzimmer und erpressen Geld, sonst verraten sie der Polizei, was die Männer mit der Minderjährigen vorhatten. Das alles geschieht ohne das Einverständnis Eun-hyes und geht nur solange gut, bis die Jugendlichen an einen Gangster geraten. Dieser erpresst nun seinerseits Geld von den Jugendlichen und verkauft Eun-hye an einen Zuhälter. Dadurch erfährt aber auch der Politiker Park Yeong-choon (Choi Jin-ho) von dem Mädchen, der sie selbst für sich haben will. Es gibt eine Angelegenheit aus der Vergangenheit, die er noch zu bereinigen hat. Mittlerweile sucht In-ae verzweifelt nach ihrer Schwester. Die Polizei ist ihr keine Hilfe, also folgt sie alleine den Spuren, die sie hat. So kommt sie ihrer Schwester immer näher, wird aber auch erneut mit ihrer Vergangenheit konfrontiert...

Filmroll No Mercy - Film Screenshot 2 No Mercy - Film Screenshot 3 Filmroll
No Mercy - Film Screenshot 4

Kritik: Zunächst scheint "No Mercy" ein Exploitationfilm zu sein. Der Einstieg lässt daran keinen Zweifel, denn auch wenn wir die Gewalt nicht recht sehen, ein riesiger Vorschlaghammer, der in die Kamera geschwungen wird, lässt kaum Interpretationen zu. Aber wie kam es nun genau dazu, dass unsere Heldin so gewalttätig wird? Nun, es ist sicherlich kein Vergnügen dem Drehbuch zu folgen, da der Film narrativ eine Katastrophe ist. Das schließt auch die behandelten Themen und den Ton des Films ein. Es geht um Zwangsprostitution, Pädophile, korrupte Politiker, ein mangelhaftes Justizsystem und vieles mehr. Darüber hinaus ist die Schwester der Heldin, die sexuell ausgebeutet wird, auch noch geistig behindert. Das ist starker Tobak, könnte aber das Fundament für einen sozialkritischen Film sein, der mehr ist als nur der altbekannte Rachestreifen. Dummerweise geht der Regisseur so unbeholfen an das Thema heran, dass man sich nur an den Kopf greifen kann.

No Mercy - Film Screenshot 5

"No Mercy" steckt voller Probleme. Die Geschichte wird uns in Form von einzelnen Puzzleteilen präsentiert, die als Spur dienen, denen In-ae langsam immer weiter zum Zentrum folgt, bis sie alle Teile in den Händen hält. Das ist wenig spannend umgesetzt und läuft nach dem Schema, dass wir eine Person vorgestellt bekommen, an der sich In-ae rächt, nachdem sie die Informationen zum Aufenthaltsort der nächsten Person aus dieser herausgequetscht hat. Später gibt es dann noch Rückblenden innerhalb von Rückblenden, und dass wir letztlich erklärt bekommen, wegen welchem Verbrechen die Protagonistin im Gefängnis war, bevor sie am Anfang des Streifens freigelassen wurde, ist auch selbstverständlich. Und ebenso klar ist, dass der Grund mit den Geschehnissen in der Gegenwart in irgendeinem Zusammenhang steht. Schaut man sich dann auch noch an, wie künstlich die einzelnen Räder ineinandergreifen, und manchmal ergibt es auch überhaupt keinen Sinn, erwartet man irgendwann nicht mehr viel von dem Film.

No Mercy - Film Screenshot 6

Ist dann die Action wenigstens gelungen? Nein, keineswegs. Regisseur Lim Kyeong-taek will ganz klar das Tempo oben halten. Das ist für ihn gleichbedeutend mit hektischen Schnitten und einer dynamischen Kamera. Wie so oft heißt das aber auch, dass man eigentlich gar nichts richtig von der Action zu sehen bekommt! Sicherlich wird die Geschichte bereits Erinnerungen an "Taken" wachgerufen haben und hinsichtlich der Action bedient man sich ebenfalls an dem Film. Je mehr Schnitte pro Szene, desto besser. Das führt dazu, dass man Lee Si-young ("Killer Toon") nicht abkauft, dass sie bei einer koreanischen Spezialeinheit Kampfkunstmeisterin war. Umso erstaunlicher ist das, weil Darstellerin Lee tatsächlich sogar wirklich bereits mehrfach Amateur-Boxchampion war! Die Heldin dann so schwach aussehen zu lassen, ist schon beinahe ein Kunstwerk. Regisseur Lim Kyeong-taek hat sich hier nicht mit Ruhm bekleckert und es gibt nicht eine Actionszene, die in Erinnerung bleibt.

No Mercy - Film Screenshot 7

Es wird aber richtig schlimm, wenn es zur eigentlichen Geschichte kommt. Park Se-wan spielt das Mädchen, das nicht so recht weiß, was mit ihr passiert, als sie von einem Zuhälter zum nächsten verkauft wird. Es ist noch ganz interessant, als eine Gruppe von Jugendlichen sie ausnutzt. Interessant, weil es die koreanische Gesellschaft und sich verkaufende Schulmädchen sowie gewisse Betrugsmaschen an den Pranger stellt. Oder den moralischen Verfall der Jugendlichen, nicht zuletzt auch der Schülerinnen, die Eun-hye überhaupt erst in ihre schreckliche Situation bringen. Aber das war es dann auch schon. Der Rest ist ziemlich lächerlich umgesetzt. Als hatte man vor, ein ernstzunehmendes Thema zu behandeln, aber wusste nicht so recht, wie, ohne sich daran die Finger zu verbrennen. Vielleicht wäre die Geschichte bei einem Drama leichter umzusetzen gewesen, aber "No Mercy" will eben auch noch ein Rachethriller sein.

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No Mercy - Film Screenshot 10

Natürlich mag es faszinierend und befreiend wirken, eine Frau in der Hauptrolle zu sehen, die sich an Zuhältern und einem perversen Politiker rächt, der eher einem Gangsterboss ähnelt. Aber erstens haben wir stereotype Charaktere wie letzteren schon oft genug gesehen, zweitens hat man aus der Frauenrolle nicht viel gemacht. Ist das wirklich eine Powerfrau? Überlegt handelt die Protagonistin nicht und das wird ihr in Auseinandersetzungen zum Verhängnis, denn die Männer, gegen die sie antritt, sind ihr körperlich natürlich überlegen. Das hätte sie mit sauber choreographierter Technik ausgleichen müssen. Doch der Regisseur hatte kein Auge dafür und die anderen Darsteller schlagen nach ihr, als wollten sie auf keinen Fall eine Frau verletzen. Die schnellen Schnitte nerven nicht nur in den handgreiflichen Auseinandersetzungen, sondern auch in ein paar Verfolgungsjagden, bei denen man weiterhin das Gefühl hat, als hätte sich der Regisseur in den Ford Mustang verliebt, den die Heldin fährt, und wollte einen Werbeclip drehen. Das ist alles sehr eigenartig und zusammen mit der unbefriedigenden Umsetzung einer potentiell ungewöhnlichen und ansprechenden Geschichte leider sehr enttäuschend.

(Autor: Manfred Selzer)
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