Story: Eine Lektorin wird tot aufgefunden. Für den ermittelnden Polizisten Lee Gi-cheol (Eom Gi-joon) und seinen Partner Yeong-soo (Hyeon Woo)
scheint der Fall zunächst klar: Selbstmord. Doch ein Webtoon auf dem Computer der Lektorin zeichnet den Selbstmord eins zu eins nach. Überdies sind die
Verletzungen, die sich das Opfer selbst zugefügt hat, äußerst ungewöhnlich und schmerzhaft. Gi-cheol hat bald herausgefunden, dass das Webtoon von der
Zeichnerin Kang Ji-yoon (Lee Si-yeong) stammt, die jedoch schwer zu erreichen ist. Als sich herausstellt, dass die Zeichnerin kein Alibi für die Zeit des
Mordes hat und überdies noch am Tatort eines zweiten vermeintlichen Selbstmordes gefunden wird, muss sie sich vor der Polizei verantworten. Ihre Erklärung,
dass die Morde alle durch Geister vollübt werden, ist wenig glaubwürdig, zumal Ji-yoon augenscheinlich etwas verheimlicht. Nach einiger Emittlungsarbeit
kann Gi-cheol alle Verbindungen zu dem Mädchen Seo-hyeon (Moon Ga-yeong) zurückverfolgen, die sich einst mit Ji-yoon ein Zimmer geteilt hat. Wo Seo-hyeon
jetzt jedoch ist, scheint niemand zu wissen...
Kritik: Ja, der äußerst intelligente englische Titel dieses Horrorstreifens lässt eine Horrorkomödie oder zumindest einen B-Horror-Movie
vermuten, der sich selbst nicht allzu ernst nimmt. All das ist aber falsch. Tatsächlich steckt hinter "Killer Toon" ein waschechter Horrorstreifen, bei dem
zwischen den Stärken und Schwächen eine so große Kluft liegt, dass es schwierig ist, zu entscheiden, ob man den Film nun empfehlen kann oder nicht. Geht es nach
vielen Kritikern und dem Erfolg an den Kinokassen, und das in einem Jahr, in dem Horrorfilme nur wenig Umsatz machen konnten, muss man "Killer Toon" als die
lang ersehnte Rückkehr zu alter Form im Genre ansehen. Das ist aber keineswegs so. Dafür bietet der Film einfach zu viele Klischees, unnötiges Melodrama und
überzeichnete Elemente, die trotz seiner Webtoon-Prämisse so nicht intendiert waren.
Webtoons sind ein sehr starkes Medium in Korea und immer wieder Vorlage diverser Film, sei es nun Huns "Secretly Greatly"
oder Kang Pools "The Neighbors". "Killer Toon" nutzt diesen Umstand, um das Genre in einen Horrorfilm einzubinden. Ein ziemlich
gute Idee, aber wirklich gewinnbringend umgesetzt ist das Ganze dann leider doch nicht. Obwohl ganz klar gesagt werden muss, dass die starken visuellen Akzente
eindeutig die hervorzuhebenden positiven Eigenschaften des Horrorstreifens sind. Besonders die Einleitung macht hier Lust auf mehr und zeigt, wie man
in blutigen Szenen zum Comicstil wechseln kann und dabei trotzdem keine Befremdung auslöst. Handwerklich sind die Zeichnungen darüber hinaus äußerst
hochwertig. Der niemals künstlich wirkende Einsatz dieser Webtoon-Elemente verspricht also einen ungewöhnlichen Mix.
Unglücklicherweise erweist sich der Film ziemlich schnell als ein typischer Horrorstreifen. Geister rächen sich an Menschen, die sich selbst etwas zu Schulden
haben kommen lassen, um ihre Gier zu stillen oder die eigene Haut zu retten. Das ist keineswegs als originell zu bezeichnen und es schadet auch der
Möglichkeit, sich mit irgendjemandem zu identifizieren. Ji-yoon verhält sich von Anfang an so merkwürdig, und unternimmt ständig irgendwelche Dummheiten, die
ihr keineswegs ein Alibi verschaffen, dass man sofort auch Leichen in ihrem Keller vermutet. Schlimmer wird das Problem mit der Protagonistin noch dadurch,
dass Kang Ji-yoon ("How to Use Guys with Secret Tips") keine durchgängig überzeugende Darstellung abliefern
kann. Zum einen liegt das daran, dass das Drehbuch bewusst versucht, ihre Motive zu verschleiern, was sie echter Charaktereigenschaften beraubt, zum anderen
zeigt sie oft übertriebenes Schauspiel.
Manchmal nervt Ji-yoon auch schlicht und ergreifend. Eom Gi-joon ("Man of Vendetta") erweckt anfangs den Eindruck, dass man
mit ihm einen sympatischen Cop zur Verfügung gestellt bekommt, aber auch seine Person erweist sich als recht fade. Immerhin entwickelt sich die Geschichte
recht flott. Wenn da nur nicht der Mittelteil wäre, der sich genretypisch durch umständliche Rückblenden und nachgefügte Erklärungen auszeichnet. Hier fällt das
Tempo stark ab und das Melodrama setzt ein. Immerhin von einem annehmbaren melancholischen Klaviersoundtrack getragen. Es dauert dann eine Weile, bis das Tempo
wieder anzieht, und das letzte Viertel gibt es dann die nötigen Wendungen und Offenbarungen. Obwohl man hier sagen muss, dass es "Killer Toon" auch etwas zu
sehr auf die Spitze treibt und seine "Botschaft", wenn man sie so nennen mag, etwas zu stark skizziert. Der Einschub mit Ji-yoon in einer Talkshow ist
ein gutes Beispiel dafür.
Wirklich gruselig ist "Killer Toon" für all jene, die bereits einige koreanische Horrorstreifen gesehen haben, nicht. Aber es gibt genügend Schreckmomente. Regisseur Kim Yong-gyoon zeigt auch keineswegs so viel Blut und Gewalt wie in seinem "The Red Shoes", arbeitet dafür aber effektiv mit seinen Bildern und den hervorragend aussehenden Webtoon-Elementen. Die düsteren Bilder sind sehr schön anzusehen und trösten immer wieder über das dumme Verhalten mancher Charaktere und die letztlich sehr konstruiert wirkende Geschichte mit einigen Logiklöchern hinweg. Kim Yong-gyoon ist ein durchaus fähiger Regisseur, wie auch sein Drama "Wanee and Junah" gezeigt hat, und er vermag es oft genug, seine Bilder für sich sprechen zu lassen. Das macht "Killer Toon" zu einem visuell sehenswerten und insgesamt beinahe originellen Horrorstreifen, der jedoch letztendlich zu viele Schwächen im Drehbuch aufweist.