Our Shining Days

Story: An einer chinesischen Musikuniversität tobt seit jeher eine Fehde zwischen den Musikern der traditionellen Instrumente und jenen der klassischen. Die letzteren nennen die anderen "Landei" und die Klassik-Enthusiasten werden als "hochnäsig" beschimpft. Chen Jing (Xu Lu) spielt das traditionelle Seiteninstrument Yangqin und interessiert sich kaum für den großen Streit. Eines Tages verguckt sie sich in einen Klavierspieler an der Uni und als sie die Chance hat, spricht sie ihn an. Er weiß aber nicht einmal, was ein Yangqin ist, obwohl es die gleichen Wurzeln wie das Klavier hat. Nachdem er sie hat abblitzen lassen, nimmt sich Chen Jing vor, auf sich aufmerksam zu machen und mit einer Musikgruppe ihr traditionelles Instrument in den Vordergrund zu rücken. Außer dem Trommler Li You (Peng Yuchang), der nie von ihrer Seite weicht, hat aber niemand Interesse. Schließlich ist sie so verzweifelt, dass sie sich bei den Nerds des Campus meldet, die sich zwar hauptsächlich für Mangas, Cosplay und Videospiele begeistern, aber auch hervorragend auf ihren Instrumenten sind. Da wäre die Anführerin Xiao Mai (Liu Yongxi), die das Saiteninstrument Guzheng wie keine andere spielt, die stumme Ying Zi (Li Nuo), die eine Könnerin auf dem geigenartigen Instrument Erhu ist sowie Beibei (Lu Zhaohua) und Tata (Han Zhongyu), die das Ruan beziehungsweise die Pipa spielen. Chen Jing kauft sie mit ein paar Actionfiguren ein und obwohl die Chemie zwischen ihnen anfangs nicht stimmt, baut sich mit der Zeit etwas ganz Besonderes auf. Doch hat die Band auch dann noch eine Chance, nachdem Chen Jing ihre Liebe gestanden und dem Pianisten gezeigt hat, was ein Yangqin ist? Und können die traditionellen Instrumente an der Universität endlich ihr Schattendasein beenden?

Kritik: Mit den Algorithmen ist es so eine Sache. Obwohl "Our Shining Days" auf Netflix ist, wurde der Film mir nie vorgeschlagen. Selbst wenn man generell nach asiatischen Filmen bei dem Streamingdienst sucht, ist er mir nie untergekommen. Dagegen meinte YouTube aber eines Tages, es müsste mir ein musikalisches Play-Off zwischen einem Ensemble aus klassischen Instrumenten und einem, das sich traditioneller chinesischer bedient, vorschlagen. Und so kam ich zu "Our Shining Days", einem Film, der Musikliebhabern sofort zusagen sollte, auch wenn es ein paar kleine Aspekte gibt, die vielleicht sauer aufstoßen mögen. Diese Komödie ist zudem eine gute Möglichkeit, sich ein wenig mit den traditionellen Instrumenten Chinas vertraut zu machen, die man sicherlich schon einige Male gehört hat. Das alles ist verpackt in eine typische Geschichte des Underdog-Ensembles, das eine vergessene Kunst zu bewahren versucht und dabei eine Symbiose mit der Moderne eingeht. Durch eine ungewöhnliche jugendliche Energie bekommt der Film zudem eine schöne spezielle Note.

Hauptdarstellerin Xu Lu verkörpert sogleich den Nerd der Geschichte, so glauben wir, und der Humor ist größtenteils in comicartigen Gesichtsmimiken begründet. Ist der Humor damit zum Fremdschämen oder zu slapstick-haltig? Überraschenderweise nicht. Die meiste Zeit wird nicht die feine Grenze zum Peinlichen überschritten und sobald man dies realisiert, ist man auch vollkommen bereit, sich auf diese etwas überzeichnete Welt einzulassen. Überzeichnet, weil Chen Jing gar nicht der Nerd ist! Vielmehr sind das die weiblichen Comic- und Videospiel-Liebhaberinnen, die zu jeder Zeit kostümiert und geschminkt sind, als würden sie auf eine Comic-Con gehen. Damit beschreitet der Film einen sehr interessanten Weg, denn die meisten Jugendlichen Chinas kennen die traditionellen Instrumente wahrscheinlich nur aus MMORPGs oder Mangas. Es wird also auf diese Weise ein junges Publikum abgeholt und mit der musikalischen Geschichte Chinas vertraut gemacht. Und dabei wird sich keineswegs lehrerhafter Mittel bedient.

Eines der Highlights ist nicht nur besagte Szene, die mich überhaupt erst zum Film geführt hat, sondern ein Auftritt auf einer Comic-Con, bei dem die Besucher zunächst gelangweilt weggehen, nachdem sie unsere Gruppe mit ihren traditionellen Instrumenten sehen, nur um dann von der Musik vollkommen umgehauen zu werden. Denn augenscheinlich lässt sich aus den unscheinbaren und altmodischen Instrumenten ganz schön viel Power herausholen und aus ihnen auch modern aufgepeppte Interpretationen von traditionellen Stücken hervorzaubern. Altes und Neues wird hier auf wunderbare Weise miteinander verbunden. Natürlich wird an dem typischen westlichen Zuschauer die eine oder andere Anspielung vorbeigehen, genauso wie ein paar der Wortspielereien, die Teil des Humors sind, aber die Musik lässt sich auch ohne Vorkenntnisse genießen. Außerdem schafft es die junge Besetzung mit ihrer Begeisterung und ihrem Elan anzustecken. Die beeindruckendste Leistung von "Our Shining Days" ist daher, dass der Film trotz seiner ungewöhnlichen Instrumente so leicht zugänglich ist.

Regisseur Wang Ran kann in seinem Debüt auch hinsichtlich der Bildkomposition hervorragende Arbeit leisten. Die Universität erinnert mit seinen vielen Holzverkleidungen an eine teure Uni nach Harvard-Vorbild und stellt ein großartiges Set dar, außerdem werden die Bilder durch viel Sonnenschein sehr warm gehalten. Irgendwie hat der Film mich daher auch an den taiwanesischen Streifen "Secret" erinnert. Schwächen gibt es bei der Geschichte, die dem typischen Underdog-Format folgt, und einigen Charakteren, die mehr oder weniger nur Rollenklischees erfüllen. Die Darstellerinnen, aber auch Peng Yuchang als mögliches Liebesinteresse, können dennoch ihren Rollen einen unbestreitbaren Charme verleihen, weshalb man die Verfehlungen verschmerzen kann. Unnötig ist aber die Romanze, die anscheinend in einem Film mit Jugendlichen dabei sein muss. Aber auch hier geht man überraschend zurückhaltend vor und lässt diese eher im Hintergrund ablaufen. Ein paar Szenen, jene mit den Leuchtkäfern und das letzte Konzert, bei dem aus welchen Gründen auch immer (vielleicht für die Kinder unter den Zuschauern) unnötiges CGI eingesetzt wird, wirken aber doch etwas aufgezwungen.

Es gibt also ein paar Aspekte, die den Film qualitativ nach unten ziehen. Im Großen und Ganzen ist "Our Shining Days" aber äußerst unterhaltsam und bietet viel für die Ohren. Die wunderbar ausgelassene Stimmung, der teilweise originelle Humor - beispielsweise ist Chen Jing eine Meisterin im unkonventionellen Kochen, so nutzt sie einen Wasserspender, um darin Hotpot zu machen (!) - sowie die jugendliche Energie des Streifens machen den Film klar zu einem Gewinner. Wahrscheinlich hätte niemand gedacht, dass man einen Film braucht, in dem in Comic-Kostümen Guzheng, Yangqin, Erhu etc. gespielt wird, aber da hat man sich geirrt. Auch wenn zweifelhaft ist, ob "Our Shining Days" ebenso außerhalb Asiens auf Plattformen wie Netflix Interesse erwecken kann, muss man doch dankbar sein, dass man in dieser Form die Möglichkeit hat, auf unterhaltsame und musikalisch ansprechende Weise die traditionellen Instrumente Chinas kennenzulernen.

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