Story: Der Pfarrer Seong Min-chan (Ryu Jun-yeol) leitet in der Nachbarschaft eine kleine Kirche. Er versucht einen neuen Kirchgänger für sich zu gewinnen, doch Kwon Yang-rae (Shin Min-jae) ist nur zur Messe gekommen, weil er einem kleinen Mädchen gefolgt ist. Min-chan ist sich darüber nicht im Klaren, aber zufällig sieht er, dass der Mann eine Fußfessel trägt. Die Polizistin Lee Yeon-hee (Shin Hyun-been) folgt dem Sexualstraftäter, wann sie kann, da er einst ihre Schwester entführt hat. Bald darauf bekommt Min-chan einen Anruf von seiner Frau, dass ihre Tochter verschwunden ist. Eigentlich hätte der Pfarrer sie vom Kindergarten abholen müssen, doch er hat es vergessen und ein anderer Mann soll sie mitgenommen haben. Min-chan hat sofort Yang-rae in Verdacht und sucht ihn an seiner Adresse auf. Dort lädt dieser gerade einige Werkzeuge in seinen Wagen. Der Pfarrer ruft die Polizei an, allerdings fällt es ihm schwer, die genauen Hintergründe und Zusammenhänge zu erklären und plötzlich ist sein Handyakku leer. Er folgt daher dem Straftäter und es kommt zu einem Gerangel, bei dem Yang-rae umkommt. Der Pfarrer ist kurz davor, die Polizei anzurufen, aber dann bekommt er von Gott ein Zeichen. Er beschließt, die Leiche einen Abhang runterzuwerfen. Es stellt sich heraus, dass seine Tochter nicht entführt wurde, sie taucht bei einem Nachbarn wieder auf. Dafür wird aber ein kleines Mädchen aus der Kirche vermisst und die Polizei sucht unter Hochdruck nach ihr und Yang-rae, da dieser seine Fußfessel gelöst hat. Es dauert nicht lange, bis Detective Lee auch den Pfarrer befragt.
Review: "Revelations" ist die Art von Thriller, bei dem eine Katastrophe an die nächste anknüpft, weil wenig logische Entscheidungen den Spannungsgehalt erhöhen sollen. Zumindest war das mein erster Eindruck, nachdem der Pfarrer seinen Mord versucht zu verheimlichen. Doch dann erweist sich die Geschichte als weitaus vielschichtiger. Die beiden Protagonisten bekommen so viel Hintergrund und Nebengeschichten, die uns ein genaues Bild über ihre Psyche und die Veränderungen zeichnen, die sie durchmachen, dass es fast schon zu viel ist. Daneben erweist es sich als etwas problematisch, dass wir zunächst den Pfarrer als unseren Anker haben, die Perspektive des Films mit der Zeit aber immer mehr auf die Polizistin übergeht. Kann man anfangs noch mit dem Pfarrer mitfiebern, fällt es zunehmend schwerer, da er überall die Zeichen Gottes sieht und mehr und mehr dem Wahnsinn zu verfallen droht. Die Polizistin dagegen kämpft mit dem Trauma des Verlusts ihrer Schwester. Darüber hinaus gibt es noch einige Wendungen und Überraschungen, welche die Geschichte am Ende doch etwas überladen wirken lassen. Es ist auch nicht klar, welchen Weg der Regisseur genau einschlagen will. Die Gefahr eines fanatischen Glaubens oder Wiedergutmachung und Erlösung laufen als Themen parallel zueinander.
Zu Beginn gibt es gleich unzählige Entwicklungen. Die Frau des Pfarrers geht fremd, er wird vermutlich bei einer Beförderung übergangen und er versucht eine verlorene Seele, den Straftäter, wieder auf den rechten Pfad zu führen, bis er diesen der Entführung seiner Tochter verdächtigt. Gleichzeitig haben wir die Polizistin, die ihre tote Schwester als Geist sieht - eine Verkörperung ihrer Schuldgefühle. Jene Szenen könnten fast schon einem Horrorfilm entstammen, da wir die Schwester immer nur als undeutlichen Umriss sehen. Allerdings wird daraus nicht mehr gemacht, was vielleicht auch keine so schlechte Entscheidung war. Hätte "Revelations" auch noch Genres vermischt, wäre aus dem Ganzen ein wohl noch inkohärenteres Werk geworden. Ja, unglücklicherweise geht es nach dem Genannten erst so richtig mit den diversen Entwicklungen los und auch wenn das ziemlich spannend sein kann, so kann man doch nicht behaupten, das sich jedes Zahnrad ins andere fügt. Besonders der Perspektivwechsel, der immerhin nicht allzu plötzlich stattfindet, kann einen durchaus eine ziemlich Distanz zu den beiden Protagonisten oder zumindest zum Pfarrer spüren lassen.
Mit Ryu Jun-yeol ("Alienoid") und Shin Hyun-been ("The Closet") stehen zweifellos talentierte Schauspieler vor der Kamera und sie können die diversen Facetten ihrer Charaktere zum Tragen bringen. Speziell im ersteren Fall muss man aber sagen, dass Ryu Jun-yeol die Sympathien des Zuschauers langsam verliert. Es ist aber sehr wahrscheinlich, dass ein anderer Darsteller genauso wenig etwas daran hätte ändern können. Es handelt sich um ein Problem des Drehbuchs, das zuerst jedoch wie ein kleiner Geniestreich wirkt. Könnte es wirklich sein, dass wir jemandem auf Schritt und Tritt folgen, der mit der Zeit zum eigentlichen Bösewicht wird? Diese Frage erzeugt ganz eindeutig Spannung, baut aber auch eine emotionale Wand auf. Bei der Polizistin hat man wiederum das Gefühl, dass wir viel zu spät tiefer in ihre Beweggründe eingeführt werden und in die Abgründe ihrer Seele blicken dürfen. Andere Charaktere driften auch immer weiter in die Bedeutungslosigkeit. Das fällt vor allem bei der Frau des Pfarrers auf, deren Nebengeschichte der Untreue nur kurz abgehandelt wird, sowie beim Vater der Polizistin und den Kollegen bei den Ermittlungen, über die wir eigentlich gar nichts erfahren.
Min-chan ist ein tiefgläubiger Mensch und es ist faszinierend zu sehen, wie er den Mord vertuscht, weil er seine Chancen, die Pfarrerstelle bei einer großen Kirche zu bekommen, damit rechtfertigt, dass sein Handeln eigentlich Gottes Plan ist. Er sieht überall Zeichen - Jesus' Gesicht in einer Felsformation oder einen Engel in Wolkenform -, die ihm zeigen, dass er Gottes Werk vollführt. Damit begibt er sich in einen Strudel, in dem er jede noch so schlimme Tat vor sich rechtfertigen kann, indem er Gottes Wille darin sieht. Visuell sind die Zeichen Gottes dabei schön umgesetzt. Man sieht sofort, was dargestellt werden soll, erkennt aber auch, dass es sich bloß um Zufall handeln kann und Min-chan hineininterpretiert, was er sehen will. Selbst als alles auseinanderfällt, rückt das Min-chan nur immer weiter auf den Pfad von "Gottes Krieger". Die Alternative wäre ja, die eigenen Fehler zuzugeben und eventuell daran zugrunde zu gehen. An dieser Stelle geht "Revelations" thematisch tiefer, als man es bei einem flotten Thriller erwarten würde. Das einzige Problem ist, dass hin und wieder doch etwas zu dick aufgetragen wird. Einige Zufälle sind so eigenartig, dass man sich wirklich fragen muss, ob da nicht eine höhere Macht im Spiel ist. Es wäre schön gewesen, hätte man mit dieser Unsicherheit noch etwas mehr gespielt.
Das eigentliche Finale findet statt, als eigentlich noch eine halbe Stunde vor uns liegt. Das sorgt wiederum dafür, dass die letzten Szenen des Films zwar spannend eingefangen sind, aber nicht wie der eigentliche Showdown wirken können: etwas antiklimaktisch. Zudem wirkt das Thema der Wiedergutmachung und das damit einhergehende Drama zu erzwungen. Auch hier wird wieder offensichtlich, dass der Regisseur einfach zu viel wollte. Erst später habe ich erfahren, dass es sich bei diesem um niemand geringeren als Yeon Sang-ho handelt. Zwar konnte er mit "Psychokinesis" schon einen Film auf die Beine stellen, der mich nicht überzeugt hat, aber sein "Train to Busan" lässt ihn nach wie vor ganz oben in der Liga mitspielen. Wenn man dann noch bedenkt, dass Alfonso Cuarón, der Regisseur von "Gravity", den Film mitproduziert hat, fallen die vielen Mängel noch etwas schwerer ins Gewicht. Yeon hat seinen zusammen mit Choi Gyu-seok geschriebenen Comic hier als Film adaptiert und dabei einfach zu viel gewollt. Mittlerweile ist ihm vielleicht auch sein Erfolg zu Kopf gestiegen. Das gute Tempo und eine faszinierende Geschichte, in der Gut und Böse nicht klar zu definieren sind, lassen mich dennoch wohlwollend auf diesen Mystery-Thriller blicken. Immerhin traut er sich etwas.