Story: Sang-won (Ha Jung-woo) ist Architekt und zieht mit seiner Tochter I-na (Heo Yool) in ein neues Haus auf dem Land. Sang-won leidet unter dem Tod seiner Frau und I-na hat sich seitdem ebenfalls verschlossen und redet kein Wort mehr. Beide haben mit dem Trauma zu kämpfen, einen geliebten Menschen verloren zu haben. Während sich Sang-won in die Arbeit stürzt, um damit zurechtzukommen, braucht I-na die frische Luft auf dem Land. Sang-won scheint sich aber kaum um seine Tochter zu kümmern und versucht sein Desinteresse an I-na mit Geschenken zu verheimlichen. In dem neuen Haus fängt I-na aber plötzlich an, wieder lebhafter zu werden. Sie lacht viel und scheint mit irgendjemandem in ihrem Zimmer zu reden. Eines Tages hat sie auch plötzlich eine eigenartige Puppe in den Händen. Sang-won realisiert aber erst, dass irgendetwas nicht stimmt, als seine Tochter plötzlich spurlos verschwindet. Man sucht tagelang nach ihr, aber es gibt keine Spur. Sie scheint ihr Zimmer nie verlassen zu haben. Bald steht Sang-won selbst unter Verdacht, doch da taucht der Exorzist Kyeong-hoon (Kim Nam-gil) bei ihm auf. Er erklärt ihm, dass I-na von dem Geist des Mädchens Myeong-jin (Kim Si-ah) in den Wandschrank gezogen wurde und sich nun im Reich der Toten befindet, so wie viele andere Kinder, die bereits Opfer des ruhelosen Geists geworden sind. Sang-won hat nicht mehr viel Zeit, seine Tochter von dort zurückzuholen...
Kritik: "The Closet" zeigt uns nicht nur anhand seines namhaften Hauptdarstellers, dass Horrorfilme keineswegs nur ein Nischendasein in Korea fristen. Die Sets und die Regie sind auf hohem Niveau und speziell die Beleuchtung trägt stark dazu bei, dass dieser Horrorstreifen rein visuell gefallen kann. Nichtsdestotrotz fällt auch so einiges negativ ins Gewicht und das schließt vor allen Dingen den Protagonisten mit ein. Wer ein wenig Erfahrung im Horrorfilm-Genre hat, speziell in jenem Untergenre, das sich um rachsüchtige Geister dreht, weiß, nach welchem Schema gestrickt wird. Der Hintergrund des bösen Geists wird nach und nach, einem Detektivfilm nicht unähnlich, aufgedeckt und in einer Wendung erfahren wir, dass unser Held selbst auch ein paar Leichen im Keller hat. In "The Closet" ist das ein wenig anders. Sang-won ist uns nämlich von Anfang an unsympathisch und die Vernachlässigung seiner Tochter ist sofort ersichtlich. Damit wird es dem Zuschauer nicht einfach gemacht, sich emotional in den Film einzubringen.
Ein wenig problematisch ist auch, dass wir tatsächlich keine Überraschungen bekommen. Zwar entwickelt sich die Geschichte weiter und wir erfahren, wer das kleine Mädchen eigentlich war, bevor sie als Geist andere Kinder in den Wandschrank gezerrt hat, aber da gibt es nichts Besonderes, das man erwähnen müsste. Interessant ist bestenfalls, dass der Film schließlich einen Weg einschlägt, der recht sozialkritisch ist. Bei den Opfern handelt es sich letzten Endes um Kinder, die von ihren Eltern vernachlässigt oder gar misshandelt wurden. Das bringt zum Ende hin ein wenig Drama in den Film und kann sogar recht rührend sein. Dass das Misshandlungsthema wiederum nicht zu stark aufgetragen wird, ist auch löblich, weil es dann leicht hätte billig wirken können. Leider war es das dann aber auch schon hinsichtlich der Geschichte oder den Charakteren, was man positiv erwähnen könnte. Der Exorzist, gespielt von Kim Nam-gil ("Memoir of a Murderer"), ist recht sympathisch, bekommt aber nicht die nötige Zeit auf dem Bildschirm.
Spätestens seit "The Wailing" gibt es im koreanischen Kino vermehrt traditionelle Teufelsaustreibungen zu sehen und genau mit solch einer beginnt der Film auch. Glücklicherweise wird nicht versucht, vollständig in diese Kerbe zu schlagen, denn es ist auch eine gute Portion "Poltergeist" erkennbar. Man sieht dennoch, dass sich das moderne koreanische Horrorgenre von dem vor zehn Jahren durchaus unterscheidet. Langhaarige Mädchen, die als Geist hauptsächlich im Hintergrund auftauchen, gibt es auch nur in der ersten Szene. Tatsächlich ist eine der gelungensten Szenen jene, in der Sang-won in einem Zimmer mit zombieartigen Geisterkindern ohne Augen eingesperrt ist und irgendwie wieder aus dem Raum muss, ohne die Augen zu öffnen, weil er sonst gesehen würde. Das Make-Up und die Effekte sind hier sehr gelungen und tragen zu einer dichten Atmosphäre bei. "The Closet" hat demnach auch ein paar nette Alleinstellungsmerkmale.
Das stimmige Setting setzt sich auch in einer Art Totenwelt fort. Dichter Nebel, ein düsterer Wald, Kinder auf einem Spielplatz - und im Kontrast dazu den Exorzisten, der mit seinen Zaubersprüchen versucht, die Brücke zum Reich der Toten aufrechtzuerhalten. Auch wenn der Film generell düster ausfällt, gibt es immer wieder durch Kyeong-hoon ein paar komödiantische Einlagen, als er zum Beispiel angespannt auf den Monitor starrt, ob sich endlich ein Geist zeigt, und plötzlich anfängt, seine Instantnudeln zu schlürfen. Humor ist zwar nicht sehr oft anzutreffen, aber er ist nicht schlecht. Einzig die Anspielung an "Along with the Gods", um das Totenreich zu beschreiben, ist etwas eigenartig, da Ha Jung-woo eben auch in jenem Film die Hauptrolle innehatte. Das Tempo des Films ist überdies angenehm hoch, nur in der Mitte baut es kurzzeitig ab. Das, was aber passiert, ist an sich gar nicht so außergewöhnlich und sollte keinen Genre-Fan überraschen können.
Mit seinem Debütwerk hat Regisseur Kim Kwang-bin einen ansehnlichen Horrorstreifen auf die Beine gestellt, wobei besonders das westlich anmutende, alte Haus als Setting punkten kann. Der Protagonist bleibt allerdings sehr flach und Ha Jung-woo scheint fast schlafwandelnd seine Zeilen runterzusprechen. Es ist einfach auch schwierig, Sympathien für jemanden zu entwickeln, der nicht einmal mitbekommt, wenn sich die Persönlichkeit der eigenen Tochter auf einen Schlag ändert. Immerhin ist der sozialkritische Ton, die Vernachlässigung von Kindern, die auch immer wieder in koreanischen Medien aufgegriffen wird, eine nette Note. Daneben mag "The Closet" zwar unterhalten und keineswegs so billig sein, wie es sein Titel vermuten lässt, aber ein Horrorklassiker wird er sicherlich nicht werden. Dafür mangelt es der Geschichte zu sehr an Wendungen und echter Tiefe. Man darf allerdings gespannt sein, wohin die Reise für Regisseur Kim Kwang-bin als nächstes geht. Talent scheint vorhanden zu sein.