Story: Shizuka (Masaharu Fukuyama) ist freischaffender Fotograf und wird von der Redakteurin Sadako (Yo Yoshida) angeheuert, Skandalfotos von
Prominenten zu machen. Er soll exklusiv für das Magazin "Scoop!" arbeiten und die junge Praktikantin Nobi (Fumi Nikaido) unter seine Fittiche nehmen. Shizuka
ist alles andere als begeistert davon, da er nur alleine arbeitet, aber die Bezahlung stimmt und so ist er letztendlich einverstanden. Nobi selbst ist sich gar
nicht sicher, ob dieser Beruf etwas für sie ist, zumal man die meiste Zeit geduldig warten muss, bis etwas passiert. Aber nach den ersten Verfolgungsjagden und
herausragenden Fotos, danken denen die Auflage des Magazins einen neuen Rekord aufstellen kann, ist sie Feuer und Flamme für den Beruf. Gleichzeitig wird die
Mentor/Schüler-Beziehung immer enger. Bei seinen diversen Schnappschüssen ist Shizuka außerdem sein Freund (Lily Franky) behilflich, dem er aus seiner
Zeit in der Vergangenheit noch einiges schuldet. Bei seinem neuesten Fall sind Shizuka und Nobi allerdings auf sich alleine gestellt. Sie wollen diesmal
keinen Prominenten, sondern einen Serienkiller fotografieren, der von der Polizei zur Aufklärung des Falls an den Ort seines Verbrechens geführt wird...
Kritik: "Scoop!" ist ein äußerst unterhaltsamer und überdies interessanter Film, der sich nebenbei auch mit wichtigen Fragen des Journalismus
beschäftigt, ohne uns moralisch in eine Richtung drängen zu wollen. Daneben sind die Charaktere schön ausgestaltet und können die Geschichte auch dann am
Laufen halten, wenn man sich anfängt zu fragen, ob es denn einen roten Faden gibt. Das alles reicht schon, um eine klare Empfehlung auszusprechen. Leider gibt
es aber ein paar Probleme, die man nicht unter den Teppich kehren darf. Zum einen ist da der Wechsel im Ton nach etwa zwei Dritteln. Bis dahin ist "Scoop!"
nämlich eine Komödie mit leichten Thriller-Elementen, wenn es hochkommt. Doch am Ende wendet sich alles in eine düstere Richtung. Diese Abruptheit und
Unvorhersehbarkeit muss unweigerlich an das Hong Kong Kino erinnern. Das kann man sowohl positiv als auch negativ nehmen.
Wenden wir uns aber gleich auch dem zweiten Problem zu, denn dieses tritt bereits zu Beginn zutage. Speziell in der modernen westlichen Welt muss Shizukas
Verhalten als sexistisch gelten. Dass er Nobi vor versammelter Mannschaft Jungfrau nennt, mag ja noch irgendwie durchgehen, aber dass er sie regelrecht
begrapscht oder ihr einen Kuss aufdrückt - auch wenn sie sich erfolgreich wehrt - ist beinahe schon verstörend. Und ich rede hier nicht vom 25-jährigen
Altersunterschied. In der noch recht traditionell und damit patriarchalisch ausgeprägten japanischen Gesellschaft ist das auch nicht mehr ein korrektes
Bild davon, wie man mit Frauen umgehen darf. Das macht es vor allem anfangs schwer, sich mit Shizuka zu identifizieren. Jedoch gelingt es der Geschichte letztlich
unser Interesse für den Fotografen zu wecken. Denn er ist schlichtweg eine interessante Persönlichkeit.
Masaharu Fukuyama ("Rurouni Kenshin: The Legend Ends") liefert eine angenehm differenzierte Darstellung ab und
auch anderweitig sind es die Persönlichkeiten und wie diese miteinander interagieren, die den Streifen so gut funktionieren lassen. Die Chemie stimmt auch zwischen
Fotograf und Nobi, gespielt von Fumi Nikaido ("Himizu"), auch wenn ich überhaupt nicht mochte, in welche Richtung sich die anfängliche
Mentor/Schüler-Beziehung entwickelt, einschließlich einer Szene, die ich für eine Traumsequenz hielt, bis klar wurde, dass dies in der Realität stattfindet. Faszinierend
ist aber auch die Beziehung zwischen Shizuka und Sadako. Es gibt immer wieder Andeutungen, neue Informationen und Momente, in denen man die Beziehung zwischen den
beiden umdeuten muss. Das betrifft auch den Fotografen und seinen besten Freund, hervorragend gespielt von Lily Franky ("The Devil's
Path"), ein drogensüchtiger Informant, dem Shizuka viel schuldet.
Es ist die Art, wie wir in der Geschichte nur das nötige Randgewebe präsentiert bekommen, die den Film so anziehend macht. Wir bekommen nicht alle Antworten und
den ganzen Hintergrund zu den Charakteren, aber doch genug, dass wir uns ein gutes Bild von allem machen können. So wirken die Charakter äußerst lebendig und
sind der eigentliche Grund, warum die Geschehnisse auf dem Bildschirm nie langweilig werden. Anfangs ist es der Humor, der uns für sich gewinnen kann, denn die
Jagd der beiden Fotografen nach dem perfekten Schnappschuss ist amüsant eingefangen und kommt sogar mit einer schönen Verfolgungsjagd daher, bei der einem
bewusst wird, dass man auch eine kleine Geschichte erzählen kann, und trotzdem funktionieren solche Actionszenen. Der Film lebt von seinem ungleichen Paar und
den ungewöhnlichen Situationen, in denen dieses sich wiederfindet. Das alles klappt hervorragend.
Bis der Film beinahe etwas überhastet wirkend die Beziehung in eine neue Richtung lenkt und dann um den Informanten eine äußerst tragische Geschichte spinnt, die man so nicht erwartet hätte. Ich kann unmöglich sagen, dass das letzte Drittel zum Rest des Films passt. Aber dass etwas mehr als nur eine Komödie in "Scoop!" steckt, ist auch zu Anfang bereits offensichtlich. Der Film basiert dabei auf "Tosha 1/250 byo Out of Focus", einem Werk von Masato Harada, und Regisseur Hitoshi One ("Bakuman") weiß mit schnellen Schnitten und einem Gefühl für die Charaktere die Geschichte ansprechend umzusetzen. Wie gesagt, muss man aber auf einen wahren Schock vorbereitet sein und auch dann bleibt noch Ungewissheit, was der Film eigentlich genau mit seinem Stimmungswechsel erreichen will. Nichtsdestotrotz ist "Scoop!" ein überraschend gelungener Film.