Story: Reiko Himekawa (Yuko Takeuchi) untersucht einen Mordfall, der auf einen Serientäter schließen lässt. Da die vorigen Opfer allesamt
diversen Gruppierungen der Yakuza angehört haben, sind Himekawas Vorgesetzte schnell davon überzeugt, dass es einen internen Machtkampf unter den Yakuza
gibt. Himekawa glaubt jedoch nicht daran. Plötzlich bekommt sie einen anonymen Anruf. Kento Yanai soll der Mörder sein. Als sie den Namen recherchiert,
wird ihr von ihren Vorgesetzten befohlen, nicht weiter in diese Richtung zu ermitteln. Himekawa lässt sich davon nicht beirren und findet heraus, dass die
Polizei vor neun Jahren den Vater Kento Yanais trotz eines Alibis für den Mord an seiner Tochter ins Gefängnis bringen wollte, woraufhin dieser sich das Leben
nahm. Sollte dies an die Öffentlichkeit gelangen, würde der Ruf der Polizei empfindlich geschädigt werden. Anscheinend hat Kento nun jedoch selbst Rache
an den wahren Mördern seiner Schwester genommen. Himekawa kann ihn aber nicht ausfindig machen und trifft zufällig auf Isao Makita (Takao Osawa), der innerhalb
der Yakuza ein wichtiges Mitglied ist. Auch Isao scheint daran interessiert, herauszufinden, was mit Kento passiert ist und so hilft er Himekawa bei ihren
Ermittlungen.
Kritik: Es braucht nicht lange und es besteht kein Zweifel mehr, dass "Strawberry Night" ein Polizei-Thriller ist, der komplexe Beziehungen
zwischen den Charakteren zeigt. Nur leider fehlen einem, sollte man lediglich diesen Teil der Geschichte sehen, einige Hintergrundinfos, die das nötige Fundament
schaffen, dass einem die Charaktere auch wirklich nahegehen können. Der Grund dafür ist, dass die Verfilmung von Tetsuya Hondas Roman auf einer erfolgreichen
TV-Serie aufbaut, deren wichtigste Charaktere hier alle wieder auftauchen. Zwar ist es ohne Weiteres möglich, den Film als eigenständigen Krimi zu sehen, aber
viele der Feinheiten gehen doch verloren. Wie viele, zeigt sich tatsächlich, wenn man die Serie nicht gesehen hat. Man erahnt stets nur die Tiefe der
Charaktere und deren Motive, was wiederum die Geschichte selbst etwas unbefriedigend macht, da diese hauptsächlich auf den Ausarbeitungen der Ermittler
aufbaut.
"Strawberry Night" ist vollgepackt mit einigen dramatischen Momenten und je mehr einem klar wird, dass diese einen tatsächlich berühren könnten, wenn man denn
die Vorgeschichte der einzelnen Personen kennen würde, desto mehr ärgert man sich. Es ist also tatsächlich zu empfehlen, die Serie gesehen zu haben, will man
wirklich dem Film kein Unrecht tun. Da der Schreiber dieser Zeilen die Serie jedoch nicht gesehen hat, mag die Kritik etwas ungerecht ausfallen, aber das
lässt sich einfach nicht vermeiden. Schließlich kann man nur bewerten, was man auch sieht, und da der Film als eigenständiges Werk vermarktet wird, ist es
bei genauerer Betrachtung auch nur fair, "Strawberry Night" wie jeden anderen Krimi zu bewerten. Die Geschichte selbst benötigt allerdings keinerlei
Vorwissen. Darüber hinaus ist sie überaus ambitioniert mit verschiedenen Ebenen und Nebenhandlungen, die aber nicht alle perfekt ineinander greifen
können.
Neben einer klassischen Detective-Geschichte, die einen rätselhaften Mord umreißt, wird nicht nur ein Machtkampf innerhalb der Yakuza mit eingeflochten,
sondern auch eine Vertuschungsaktion der Polizei, die dem Ganzen auch noch eine politische Note verleiht. Das erweist sich insgesamt als zu viel, weil sich
diese verschiedenen Teile nicht ganz vereinen lassen. Im Grund bleibt "Strawberry Night" ein Thriller, wenn er aber auch stark dramatische Elemente beinhaltet,
weil er seinen Fokus häufig auf die Charaktere legt. Die Individuen können jedoch nicht alle Interesse erwecken. Zum einen gibt es zu viele von ihnen,
zum anderen räumt der Film eigentlich keinen von ihnen die nötige Zeit auf dem Bildschirm ein. Das betrifft auch Kikuta. Eigenartigerweise ermittelt nämlich
Himekawa auf eigene Faust und lässt ihre Kollegen außen vor. Dementsprechend muss man sich auf das Vorwissen aus der Serie beziehen, will man mit ihnen etwas
anfangen können.
Im Film selbst bleiben die Ermittler daher allesamt irgendwie rätselhaft. Sie haben Persönlichkeit, doch welche genau, bleibt einem verschlossen. Zum Teil
bezieht das sogar Himekawa mit ein! Ihr Trauma und ihre sehr verschachtelte Persönlichkeit ist äußerst interessant, aber es fehlen einem wichtige Puzzle-Teile,
um mit den gegebenen Informationen etwas anfangen zu können. Yuko Takeuchi ("Be With You") liefert auch ein irgendwie
zweischneidiges Schauspiel ab. Sie hat viele Eigenheiten und eine tiefe psychologische Narbe, es gibt aber auch Szenen, in denen sie ganz klar schauspielerisch
übertreibt, als wäre sie in einer Fernsehserie. Irgendwie wird man auch nie den Eindruck los, dass Yuko Takeuchi eine ihr komplett entgegengesetzte
Persönlichkeit spielt. Die taffe Frau, die sich in einer männerdominierten Gesellschaft behaupten muss, wirkt daher manchmal etwas zu kantig.
Schön ist allerdings, dass hier Gender-Rollen vertauscht wurden. Himekawa ist die starke Polizistin, die dem Charme eines Gangsters erliegt. Takao Osawa ("Shield of Straw", "Goemon") übernimmt dabei die Rolle der Femme fatale und das ist zuweilen so offensichtlich, dass man schmunzeln muss. Dennoch gibt er die beste Darstellung im Film ab und schafft es, einen komplexen Charakter aufzubauen, dessen unweigerliche Beziehung zur Ermittlerin keinesfalls fehl am Platz wirkt. Die Ermittlungen selbst erweisen sich manchmal als etwas genre-typisch, aber es gibt genügend Wendungen, dass einem selten langweilig wird. Wenn der Streifen nur nicht zu lang wäre und mit einem sehr dominanten Soundtrack zu kämpfen hätte. Am Ende macht das "Strawberry Night" zu nichts mehr als einem soliden Krimi mit Drama-Elementen, von denen der Film wohl aber nur profitieren kann, wenn man die TV-Serie gesehen hat.