Story: Chen Chia-Hao (Roy Chiu) kann seit seiner Kindheit Geister sehen. Trotz anderweitiger Ratschläge vieler Bekannter hat sich Chen aber seinen Traum erfüllt, Polizist zu werden. Als Verkehrspolizist hält er eines Tages einen Wagen an und bemerkt Blut am Kofferraum. Es stellt sich heraus, dass der Fahrer ein gesuchter Serienkiller ist. Chens Partner wird erschossen und er selbst überlebt nur, weil der Geister der Toten, die einst im Kofferraum transportiert wurde, ihn rettet. Da Chen gezwungen wird, in seinem Bericht nichts von dem Geist zu erwähnen, kündigt er lieber. Daraufhin wird er von Chang (Peng Chia-Chia) angesprochen, der ihn für seine geheime Polizeiabteilung anwirbt. Tatsächlich gibt eine ganze Abteilung, die sich mit Fällen rund um Geister beschäftigt. Zusammen mit Chang und der Kollegin Hsueh (Wen Chen-Ling) arbeitet er an seinen ersten Fällen, doch er versucht nebenher auch den Fall der Toten aus dem Kofferraum zu lösen, obwohl ihm sein Vorgesetzter davon abgeraten hat. Er findet heraus, dass die Reporterin Ju-Hsin (Eugenie Liu) die Tote kannte und ihm helfen kann. Anscheinend steckt die Leiterin eines Krankenhauses, Sun Yu-Shu (Yeo Yann Yann), nicht nur ganz tief in dem Fall, sondern hat auch besondere Kräfte, da sie ihren jungen Opfern die Lebenskraft nimmt und sich oder gut zahlendem Klientel zufügt. Chen hat sich mit diesem Fall womöglich etwas übernommen...
Kritik: Schon nach kurzer Zeit fallen die Erwartungen bei "The 9th Precinct" rapide ab. Spätestens als wir einen Geist in schwarz-weißer pseudo-ätherischer Form zu sehen bekommen, fühlen wir uns etwas an einen Horrorfilm bzw. eine Komödie von vor zwanzig Jahren erinnert. Ok, vielleicht nimmt sich der Film also nicht allzu ernst und kreiert darauf aufbauend einen lustigen Horror-Thriller? Man muss aber schon einiges lustig finden, um den Humor von "The 9th Precinct" zu jeder Zeit ansprechend zu finden. Die Parallelen zu "Men in Black" sind völlig offensichtlich und während des Abspanns wird auch nochmal auf wenig subtile Weise darauf hingewiesen. Es mag ja der eine oder andere nicht mitbekommen haben... Letztlich bedient der Film einfach zu viele Klischees, um heute noch als guter Film angesehen werden zu können. Ein Relikt einer vergangenen Zeit im Jahr 2020, das bestenfalls ein Nostalgie-Gefühl hervorrufen kann.
Nachdem dem Zuschauer die Welt einigermaßen erklärt wurde - es gibt Geister und ein Medium ist nicht unbedingt eine Seltenheit, auch wenn man selten darüber spricht -, taucht unser Held in diese ihm völlig neue Welt ab, in der Konfrontationen mit Geistern alltäglich sind. Es wird der Eindruck vermittelt, dass man uns durch die verschiedenen Episoden ein wenig mehr vom Drama, das sich hinter den Einzelschicksalen der Geister verbirgt, vermitteln will. Aber das alles bleibt auf einem sehr oberflächlichen Niveau, das qualitativ an TV-Serien erinnert. Irgendwo soll sich hier ein wenig Drama verbergen, aber dieses kommt nicht richtig zum Tragen, da wir das alles schon dutzende Male gesehen haben. Es hilft den abgedroschenen Nebengeschichten auch nicht, dass die Nebendarsteller bestenfalls als mittelmäßig zu bezeichnen sind. Besonders Chang wirkt nicht ernsthaft glaubwürdig als Mentor. Das amateurhafte Schauspiel zieht sich aber durch den gesamten Film.
Die Kollegin Hsueh, gespielt von Wen Chen-Ling, wird oft von einem Geist in Besitz genommen, der hilfreiche Ratschläge liefern kann. Aber das Schauspiel kann eher nur ein Stirnrunzeln hervorrufen, da es in den Bereich des Laienhaften übertritt. Am deutlichsten zeigt sich dieses Laienhafte im Finale, als alles mit übertriebener Zeitlupe zugleich cool als auch lustig wirken soll, indem man Genreklischees durch den Kakao zieht. Das ist ein schmaler Grat, der leider nicht erfolgreich gewandert wird, denn am Ende gehen die Lacher auf eigene Kosten. Gerade der Bösewicht, der von einer im Bunde mit dem Teufel stehenden Krankenhausleiterin verköpert wird, wirkt lächerlich. Ein diabolisches Grinsen und ein paar böse oder zynische Worte reichen einfach nicht aus, um einen interessanten Antagonisten zu erschaffen. Dabei fällt vor allem auf, wie billig die Geschichte doch in ihrem Kern ist. Der Film mag zwar für Netflix produziert worden sein, aber damit geht doch ein höheres Niveau einher als mit einem TV-Film in den 90ern. Leider bekommt man aber letzteres.
Sicherlich mag "The 9th Precinct" nicht völlig langweilig ausfallen. Gerade am Anfang hat man noch Hoffnung, dass sich einige Überraschungen verborgen haben könnten. Aber diesbezüglich wird man eben schnell eines Besseren belehrt. Zum Ende gibt es auch noch etwas Action. Diese wirkt in ihrer Choreografie erstaunlich gut gelungen, aber zum Ton des Films passt das nicht wirklich, wenn der Held der Geschichte mit ein paar Kampfkunsteinlagen seine Gegner ausschaltet. Denn niemals wurde zuvor ein Hinweis gegeben, dass er überhaupt kämpfen kann. Auch Hsueh darf dann gegen einige Geister antreten, wobei man allerdings die mangelnden Kampfkunstkenntnisse der Darstellerin hinter "coolen" Schnitten verbergen will. Das ist zu plump und auch nicht das erste Mal, dass sich Regisseur Wang Ding-Lin im Laufe des Films auf dieses Niveau begibt. Es funktioniert manchmal, wenn man das Augenzwinkern als solches wahrnehmen kann. Oft genug wirken solche Szenen wie der Humor aber einfach nur billig.
Wenn es um Filmproduktionen geht, wird Taiwan selten als ernstzunehmendes Land wahrgenommen und das wird "The 9th Precinct" nicht ändern können. Der Film mag sich zwar selbst nicht ernst nehmen, aber der Zuschauer kann diese Horrorkomödie (und hier ist Komödie recht weit gefasst, denn irgendwie muss dafür ein Film lustig sein) eben auch nicht ernst nehmen. Nicht mal als Karikatur ihrer selbst. Das ist schade, denn zuletzt konnte "Detention" durchaus als taiwanesischer Horrorfilm begeistern und unter den Horrorthrillern wird bis heute noch "Double Vision" zu Recht als Geheimtipp gehandelt. In dieser Klasse spielt dieser Streifen aber nicht ansatzweise mit. Mit seinen etwas über 90 Minuten mag der Film als seichte Abendunterhaltung herhalten, mehr ist aber nicht drin.