Story: Do Yoo-bin (Park Sung-hoon) ist Lehrer an einer Schule und wird bald Im Seon-ae (Kim So-eun), die Tochter eines reichen pro-japanischen Geschäftsmanns, heiraten. Der Vater ist alles andere als glücklich darüber, doch Seon-ae ist sich sicher, dass Yoo-bin der Richtige für sie ist. Als sie kurz eine Italien-Reise macht, nimmt Sang-beom (Song Jin-woo) seinen Freund Yoo-bin in einen Club mit. Dort wird der Lehrer von zwei Mädchen mit K.O.-Tropfen außer Gefecht gesetzt und nach Hause gebracht. Die Mädchen machen ein Video von ihm, wie er nackt auf der Couch liegt, während sie ebenfalls im Raum sind. Als Yoo-bin am nächsten Tag aufwacht, kann er sich an nichts erinnern. Kurz darauf bekommt er jedoch das Video zugeschickt und einen Anruf, in dem er erpresst wird. Yoo-bin bittet seinen Freund Sang-beom um Hilfe, aber nach der Geldübergabe will der Erpresser sein Versprechen nicht halten. Yoo-bin geht zur Polizei und berichtet von der Erpressung, lügt aber hinsichtlich der genauen Umstände. Währenddessen hat der Lehrer auch an der Schule mit Problemen zu kämpfen. Zwei seiner Schüler, darunter auch der Bruder seiner zukünftigen Ehefrau, haben unerlaubt Fotos von jemandem gemacht. Yoo-bin hat die beiden bestraft und die Sache unter den Teppich gekehrt, weil eine Bestrafung durch offizielle Kanäle ihre Zukunft zerstört hätte. Allerdings soll sich zeigen, dass es dadurch zu ganz anderen Problemen kommt...
Kritik: "The Distributors" geht einen interessanten Weg, indem die Geschichte nicht bis ins Äußerste die typischen Drama-Aspekte ausarbeitet, sondern eher ein Thriller sein will, bei dem man um die Identität der Person rätseln muss, die Yoo-bin erpresst. Dass hier eine spannende Krimigeschichte erzählt werden soll, wird auch dadurch klar, dass an jeder Ecke Hitchcock erwähnt wird. Sogar so oft, dass es schon auf die Nerven geht, vor allem, weil "The Distributors" zum einen gar nicht so spannend ist, wie er es gerne sein möchte, und zum anderen nicht mal in die Nähe eines cleveren Drehbuchs kommt. Stattdessen bekommt man etliche Logikfehler und eine Geschichte, bei deren Aufbau zu viele Zufälle eine Rolle spielen. Sympathien kann man ebenso wenig für irgendjemanden entwickeln, da nicht einmal der Protagonist menschlich oder wenigstens rational handelt.
Park Sung-hoon ("Gonjiam") spielt einen Lehrer, den mit seiner zukünftigen Ehefrau nichts verbindet, sodass man den Eindruck bekommen muss, er heirate sie lediglich für ihr Geld. Dass er sich von zwei Frauen mit K.O.-Tropfen ausschalten lässt, ist da nur die logische Konsequenz. Sein moralischer Kompass scheint kaputt, weshalb er irgendwann auch selbst zum Opfer werden musste. Beispielsweise ist er immer noch mit Sang-beom befreundet, obwohl dieser ganz offensichtlich Videos von den Laptops seiner Klientin ins Internet stellt, so auch von ihm. Das eigentliche Opfer, Yoo-bins ehemalige Freundin Ga-young, ist selbstverständlich ganz oben auf der Liste der möglichen Erpresser und so erfahren wir in einer Rückblende, wie der Lehrer damals mit dieser Situation umgegangen ist - nicht unbedingt sehr empathisch. Zwar wird der Protagonist nicht wie ein Monster dargestellt, aber er hat Probleme damit, Verwantwortung zu übernehmen.
Der Lehrer mag zwar die Situation rund um die zwei Schüler, die auf der Straße heimlich Bilder von einer Frau geschossen haben (von relativ harmloser Natur, aber anscheinend illegal genug, dass sie sich dadurch ihre Zukunft verbauen könnten), nicht unbedingt vorbildhaft lösen, aber eine über Maßen selbstgerechte Kollegin will das Ganze geordnete Bahnen gehen lassen, womit sie einen Schüler in einen Suizidversuch treibt. Eine faszinierende moralische Grauzeichnung, sodass sich die Kollegin Vorwürfe machen muss? Nein, irgendwie bekommen wir später erklärt, dass die Kollegin trotz allem richtig gehandelt hat. Warum, wird nicht klar. Insgesamt ist dieser Thriller ohnehin nach dem Muster gestrickt, dass zu viel erzählt, anstatt gezeigt wird. Der Protagonist soll eindeutig seine böse Seite haben, die ihm nicht wirklich bewusst ist, aber damit wir das auf keinen Fall verpassen, wird es uns am Ende nochmal übertrieben deutlich vor Augen geführt.
Wie gesagt, sucht man ein moralisches Dilemma jedoch vergebens. Stattdessen müssen wir uns von einem wenig interessanten "Helden" durch den Film leiten lassen. Da die Geschichte um die Erpressung alleine nicht so viel hergibt, wird nicht nur die Polizei eingeschaltet, die natürlich nicht herausfinden darf, welchen Dreck Yoo-bin am Stecken hat, sondern es wird ebenso noch an der Schule ein bisschen Drama verfolgt. Da Regisseur Hong Seok-goo den Altmeister - wir haben es nicht vergessen, weil es ja auch ständig erwähnt wird - Hitchcock als seine Inspirationsquelle ansieht, ist alles miteinander verstrickt, aber was man dabei nicht erwarten darf, ist Raffinesse. Die einzelnen Entwicklungen überrumpeln uns stattdessen auf recht plumpe Art. Dass es überhaupt Wendungen und Enthüllungen gibt, ist der einzige Grund, warum man am Ball bleibt und nicht gelangweilt abschaltet.
Man kann sich nicht des Eindrucks erwehren, dass in der Geschichte irgendwo eine überraschend komplexe Betrachtung von Verbrechen und Strafe verborgen sein könnte. Leider kann der Drehbuchschreiber sie nicht angemessen fassen und der Regisseur ist damit beschäftigt, den Fokus auf die Enthüllungen zu legen. Das Ende (Achtung: sehr kleiner Spoiler) hält Yoo-bin den Spiegel vor, aber da der Lehrer als Charakter zu flach bleibt, gibt es für den Zuschauer kein Aha-Erlebnis und für Yoo-bin keine wirkliche Erleuchtung oder gar Katharsis. Damit wird folglich auch nicht klar, was der Film beabsichtigt. Als Thriller bietet "The Distributors" zu wenige Hinweise, die den Zuschauer mitraten lassen, und clever sind die Entwicklungen auch nicht zu nennen. Ein paar Überraschungen mögen dem Streifen einen kleinen Pluspunkt geben, aber das rechtfertigt nicht, dafür 100 Minuten zu investieren. Besser, man macht einen Bogen um diesen Thriller.