Story: Fable (Junichi Okada) ist der beste Profikiller des Landes und sein Ruf eilt ihm dermaßen voraus, dass er mittlerweile die Aufmerksamkeit zweier Konkurrenzkiller hat, die ihn ausschalten wollen. Fable ahnt davon nichts, doch sein Boss ist sich zumindest bewusst, dass Fable nach seinem letzten spektakulären Auftrag erst einmal untertauchen muss. Der Profikiller geht daher nach Osaka, wo er als Akira Sato ein Jahr lang ein normales Leben führen soll, ohne aufzufallen und vor allen Dingen ohne irgendjemanden umzubringen. Zusammen mit seiner Gehilfin Yoko (Fumino Kimura) versucht er, ein unspektakuläres Leben zu führen, aber die lokalen Yakuza, die auf die zwei ein Auge werfen sollen, haben gerade selbst mit internen Problemen zu kämpfen. Die rechte Hand des Bosses, Ebihara (Ken Yasuda), ist bemüht, einen Coup in den eigenen Reihen zu verhindern. Als dann aber sein Blutsbruder Sunagawa (Osamu Mukai) aus dem Gefängnis entlassen wird und sich selbst einen größeren Teil des Kuchens schnappen will, befindet sich Ebihara in einem Gewissenskonflikt. Sunagawas Ziel ist es, einen Prostitutionsring aufzubauen, und dafür hat er Misaki (Mizuki Yamamoto) auserkoren. Allerdings kennt Fable das Mädchen, sie hat ihm sogar geholfen einen Job zu bekommen und ist nun seine Kollegin. Der Killer darf jedoch nicht einfach mit Gewalt dieses Problem lösen. Ein Unterfangen, das noch dadurch erschwert wird, dass die beiden Killer, die sich einen Namen damit machen wollen, Fable auszuschalten, dem Untergetauchten dicht auf den Fersen sind.
Kritik: "The Fable" hat dank Netflix mittlerweile auch ein internationales Publikum und ist einer jener Filme, die ich mehr oder weniger aus Bequemlichkeit gestartet habe, ohne irgendetwas darüber zu wissen. Dass es sich dabei um die Verfilmung einer beliebten Manga-Reihe von Katsuhisa Minami handelt, war mir nicht bekannt, aber der Humor hätte bereits einen kleinen Hinweis darauf liefern können. Der Humor ist übrigens ein zweischneidiges Schwert in dem Streifen, auf den an anderer Stelle genauer eingegangen wird. Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass die erste Actionsequenz - durchaus eine Hommage an klassische Chanbara-Filme, nur mit Schusswaffen statt einem Schwert - ungemein packend ist und auch nicht mit Brutalität geizt. Die Choreographie ist herausragend, die Bewegungen flüssig und der Rhythmus perfekt getaktet. Als Action-Fan fühlt man sich daher gleich zuhause.
Es ist jedoch klar, dass die Geschichte bis zum Finale ruhigere Töne anstimmen muss. Fables Hintergrund ist dabei keineswegs neu und der Plot um die Yakuza in Osaka mit ihrem Machtgerangel ist schon weit vor "Outrage" oder ähnlichen Genrevertretern nichts Neues mehr gewesen. Allerdings geht es in der Geschichte hauptsächlich um Fable, der versuchen muss, in einer Welt zurechtzukommen, in der er nicht wirklich manövrieren kann. Er ist aber zu sehr Profi, als dass ihn dies verunsichern würde. Er passt sich einfach weiter und weiter an, auch wenn ihn jeder, der ihn kennenlernt, als zumindest etwas verdreht wahrnehmen muss. Ein gutes Beispiel ist das Essen. Fable isst einfach alles und meistens mit Schale. Das rührt daher, dass er als Kind während seiner Ausbildung Überlebenstraining hatte und sich mit Insekten und anderem, was die Natur hergibt, begnügen musste. Ein paar kleine Rückblenden in seine Kindheit geben dem Charakter zwar etwas mehr Farbe, aber im Großen und Ganzen dienen sie auch nur ein paar humoristischen Momenten.
Der Humor ist an sich ein gutes Gegengewicht zu den etwas raueren Szenen, aber er fällt zu extrem aus. Slapstick ist gut und schön, aber Regisseur Kan Eguchi bringt hier original Manga-Momente in eine Realverfilmung und das funktioniert nicht. Hauptdarsteller Junichi Okada verdient zwar ein Lob dafür, dass er die absurdesten Szenen mit hölzerner Miene spielt, aber witzig sind die wenigsten Versuche, Humor in den Film zu bringen. Vielleicht spricht aber auch nur mich diese Form von Slapstick nicht an. Immerhin ist es nicht so störend, wie ich nach den ersten Szenen dieser Art befürchtet hatte und jene Momente zerstören den Film nicht vollständig. Die Charaktere sind an sich interessant und speziell Ebihara ist eine vielschichtigere Person, als vermutet. Man bekommt aber auch irgendwann das Gefühl, dass einem die Geschichte das eine oder andere Detail schuldig bleibt. Wahrscheinlich ist das aber einfach grundlegend das Problem mit Verfilmungen mehrbändiger Mangas.
Die Geschichte mit Misaki verrennt sich glücklicherweise nicht in einer Liebesgeschichte, dafür weiß man aber nicht genau, welchen Zweck Yoko erfüllt, mal davon abgesehen, dass sie etwas Lebendigkeit in den Film bringt. Da "The Fable" zwischen Anfangsgemetzel und Showdown hauptsächlich auf Charakterebene spielt, kann er sich leider aber auch manchmal ziehen. Das durch den Humor erzwungene übertriebene Schauspiel nimmt den Charakteren überdies manchmal etwas von ihrer Glaubwürdigkeit. Das ist schade, weil der Film gerade wegen seiner ungewöhnlichen Charaktere Spaß macht. Ebenfalls etwas eigenartig ist, dass man von der humoristischen Mitte des Streifens zum Ende hin wieder etwas düsterer wird und man sich mit den Themen Ehre und Loyalität beschäftigt. Die Verbindung zwischen Slapstick und blutigeren Szenen funktioniert leider nicht so gut, wie es wohl intendiert war.
Das Finale kann dann wieder mit tollem Tempo und guter Choreographie aufwarten. Da Fable versprechen musste, niemanden zu töten, muss er auch etwas innovativer an den Showdown herangehen. Auch wenn das Finale auf ganzer Linie überzeugen kann - eben auch, weil der Profikiller nicht einfach wie zuvor Kopfschüsse verteilen darf -, konnte ich nicht umhin, als der raueren Anfangsszene nachzutrauern. Es fehlt ein wenig das Unnachgiebige des Killers Fable. Andererseits kann man auch nichts anderes erwarten, als am Schluss einen geläuterten "Helden" vor sich zu haben. "The Fable" folgt damit schlicht Genre-Konventionen, so wie er auch ansonsten viel Bekanntes nimmt und zusammenmischt, ohne dabei allerdings langweilig zu wirken. Wäre da nicht der etwas zu dick aufgetragene Humor, könnte man diese Action-Komödie auch ohne Weiteres empfehlen. Unterhaltsam ist "The Fable" nämlich zweifellos.