Story: In Seoul findet das Asia Cup Fußball-Finale zwischen China und Korea statt. Die Frau eines Spielers wird von einem Erpresser gekidnappt, der damit dem Stürmer der chinesischen Mannschaft einen Anreiz geben will, das Spiel zu gewinnen. Die Polizei-Einheit, die den Fall untersucht, wird von Kang Seung-joon (Lee Jung-jae) geleitet. Der Erpresser wird in der Praxis der Psychologin Yang Xi (Yang Yueting) ausfindig gemacht. Guo Zhida (Wallace Chung) ist seit einem Unfall entstellt und sucht auf Anraten seines Bruders psychologische Hilfe bei Yang. Nun hat er auf das Fußballspiel gewettet und möchte um jeden Preis gewinnen, weshalb er die Spielerehefrau gekidnappt hat. Dank Yangs Mithilfe kann Kang die Wohnung des Erpressers finden und die Frau befreien. Dort findet die Polizei Unmengen an Sprengstoff, aber ein großer Teil der Chemikalien auf einer Liste sind dort nicht zu finden. Eine Karte in Guos Wohnung gibt Aufschluss darüber, dass das Stadion das eigentliche Ziel des Terroristen ist. Guo lässt sich darauf ein, die Polizei ins Stadion zu bringen und ihr die dort gelegten Bomben zu zeigen, wenn Kang mit ihm einige Wetten eingeht. Kang hat keine andere Wahl, wird jedoch von der Psychologin unterstützt, die bald erfahren muss, dass Guo nicht nur die Polizei, sondern auch sie an der Nase herumführt. Guo scheint ganz andere Interessen zu haben, als zunächst vermutet und er scheint sein ganzes Spiel bis ins Detail geplant zu haben.
Kritik: "Tik Tok" ist ein international anmutender Actionthriller, dem es etwas an einer eigenen Identität mangelt. Diese China-Korea-Produktion weiß über weite Stellen durchaus zu gefallen, doch jedes Mal, wenn die Action einen Gang zurückschaltet - oder leider sogar teilweise währenddessen - realisiert man, dass hier nichts Originelles präsentiert wird. Zunächst hat man schlichtweg das Gefühl einen Film zu sehen, der aus verschiedenen anderen Werken zusammengestückelt wurde. Doch nach einiger Zeit haut einem das Drehbuch eine Wende nach der anderen um die Ohren und es wird alles zum Haareraufen unglaubwürdig. Die Motive der Charaktere, wie die der Psychologin, sind eigenartig, und dass sie schließlich eine bessere Ermittlerin als Kang wird, nur weil sie sich von ihrem Patienten in ihrer Intelligenz beleidigt fühlt, ist ebenso implausibel. Das ist aber erst der Anfang. Bei der Geschichte gibt es so einiges zu kritisieren.
Nachdem die entführte Ehefrau gerettet wurde, hat der Film augenscheinlich seinen Fokus gefunden. Eine Bombe, die in einem Stadion versteckt wurde. Um genau zu sein gleich drei Bomben. Guo, gespielt von Wallace Chung ("Three"), ist ein Verrückter, der Willensduelle liebt. Seine Spielchen entbehren aber jedweder Intelligenz. Auch die Umsetzung einiger potentiell spannender Szenen lässt zu wünschen übrig, beispielsweise als Kang gezwungen wird, eine Waffe an Yangs Kopf zu halten. Nachdem alles im Stadion erledigt ist, zeigt sich, dass wir erst die Hälfte des Films hinter uns haben. Was genau soll jetzt noch kommen? Nun, hinter all den Bomben steckt ein genialer Plan! Nur dass dieser absolut nicht genial ist, sondern auf Variablen aufbaut, die normalerweise sehr unwahrscheinlich zum Ausgang der Geschehnisse auf dem Bildschirm hätten führen können. Da sind wir aber noch gar nicht beim Finale angelangt!
Denn am Ende gibt es eine Auflösung nach der anderen und falls man mit gutem Willen noch bereit gewesen war, die Unwahrscheinlichkeiten hinzunehmen, wird es nun nur noch lächerlich. Das führt sogar zu einer Szene, als schon der Abspann läuft, der auf ein Sequel hinweist, was überhaupt keinen Sinn ergibt... Die Geschiche versucht viele Elemente verschiedener Thriller zusammenzuwürfeln, so dass daraus ein guter Film auf die Beine gestellt wird. Aber so einfach funktioniert das eben nicht. Der Look des Films ist auch recht eigenartig. Er wirkt nicht so poliert wie bei einem koreanischen Streifen, auch wenn der Film in Seoul spielt. Die Regie von Li Jun lässt aber auch keinen chinesischen Film hinter den Bildern vermuten. Die Indentität des Films ist damit irgendwo in der Schwebe, lediglich darauf ausgerichtet, ein internationales Publikum anzusprechen. Doch ohne richtige Eigenheiten bleibt nur der fade Geschmack eines Films, der nicht weiß, wo er sich verorten will.
Lee Jung-jae ("Operation Chromite") übernimmt die Hauptrolle und obwohl er in seinen Szenen selbst Chinesisch zu sprechen scheint, wurde er nochmal nachvertont. Das ist äußerst irritierend. Da es in dem Film ein Gemisch aus Chinesisch, Koreanisch und Englisch gibt, hätte man konsequent sein müssen und letzteres auch von Muttersprachlern nachvertonen lassen können. Denn das Englisch ist bei den meisten Darstellern kaum verständlich. Kang kann als Polizist kein Interesse für seinen Charakter erwecken und die Psychologin, verkörpert von Lang Yueting ("Office"), bleibt damit als einziger Bezugspunkt. Aber auch sie ist nicht vernünftig ausgearbeitet. Oftmals schreibt ihnen das Drehbuch auch einen erschreckenden Umfang an Dummheit zu, die uns zusätzlich das Interesse an ihnen nimmt. Eine richtige Chemie gibt es zwischen den Individuen auch nicht, was besonders zwischen Terrorist und Polizei notwendig gewesen wäre.
Bis zu diesem Punkt hört sich das alles recht negativ an. Es gibt allerdings auch einige positive Punkte, die "Tik Tok" durchaus unterhaltsam machen. Da wären das durchgängig hohe Tempo und einige Actionszenen. Als sich Kang plötzlich in einem Gangsterversteck wiederfindet, gibt es mit einer Kampfszene in einem Aufzug und durch einen langen Gang erstmal eine Verneigung vor "Oldboy". Danach gibt es eine überraschend gelungene Schießerei, die das Adrenalin nach oben treibt. Dummerweise ist das aber nicht das Finale! Dieses fällt nämlich ziemlich antiklimaktisch aus. "Tik Tok" kann auch nicht den Eindruck eines teuer produzierten Actionstreifens erwecken, dafür sind einige der Spezialeffekte zu eindeutig am Computer kreiert. Am Ende bekommt man hier einen annehmbaren Actionthriller, der sich fast alles von besseren Werken des Genres zusammenklaut. Das Endergebnis kann daher nicht wirklich schlecht sein, es mangelt dem Film aber an Originalität.