Story: Es ist das Jahr 1950 und die Kommunisten des Nordens haben Korea fast vollständig eingenommen. General MacArthur (Liam Neeson) hat die
Aufgabe die Kommunisten zurück in den Norden zu drängen und einen Krieg zu gewinnen, der fast schon verloren zu sein scheint. Die taktisch sinnvollste Option
ist ein Angriff auf die Stadt Incheon, doch sind die Aussichten auf Erfolg extrem gering. Daher ist es von äußerster Wichtigkeit für die Operation Chromite,
dass mehr Informationen über die Verteidigung der Stadt gesammelt werden. Ein Seeangriff macht es unabdingbar, dass die Positionen vermeintlicher Seeminen
bekannt ist. Deshalb wird eine kleine koreanische Einheit des Südens unter der Leitung von Jang Hak-soo (Lee Jeong-jae) nach Incheon geschickt, um die nötigen
Informationen von Commander Lim Gye-jin (Lee Beom-soo) zu beschaffen. Jang gibt sich als hochrangiger Militärinspekteur aus, allerdings ist Lim äußerst vorsichtig
mit der Herausgabe von Informationen, da er sich der Gefahr durch Spione bewusst ist. Überdies erwartet niemand aus dem Führungsstab um Kim Il-sung, dass
MacArthur Incheon angreifen würde. Nur Lim rechnet fest damit und legt damit der geheimen Einheit von Spionen erhebliche Steine in den Weg...
Kritik: "Operation Chromite" ist ein Blockbuster, der besser keiner gewesen wäre. Am besten funktioniert dieser auf einer wahren Begebenheit
beruhende Film nämlich, wenn die geheime Einheit aus dem Süden Koreas im Verborgenen arbeitet. Als Spionagethriller und Actionstreifen kann Regisseur Lee Jae-han
(oder John H. Lee, wie er sich gerne englisch nennt) durchaus überzeugen. Die Spannung ist hoch, die Schießereien zu Beginn adrenalingeladen. Nur leider kann das
von der zweiten Hälfte nicht gesagt werden. Hier will der Regisseur zu viel und das sieht man. Der Strand im Finale verwandelt sich in einen Kriegsschauplatz,
die Charaktere treten in den Hintergrund, theatralische Musik vermischt sich mit melodramatischen und patriotischen Szenen und letztlich verkommt der Film
beinahe zu einer Karikatur seiner selbst. Zu oft schon haben wir ähnliche Bilder gesehen und manchmal auch besser, z.B. in "The
Front Line".
Irritierend mag natürlich auch erscheinen, dass Liam Neeson die Rolle von General MacArthur übernimmt. Natürlich gibt er keine schlechte Darstellung ab, aber
zuweilen mutet seine Darbietung doch etwas comichaft an. Nichtsdestotrotz ist es schön, keine zweitklassigen englischsprachigen Schauspieler zu sehen. Das geht
allerdings mit einem Preis einher. Neeson hat es wohl nicht für nötig befunden, auch nur einen Fuß nach Korea zu setzen. Anders ist es nicht zu erklären, dass
alle seine Szenen entweder in Innenräumen mit anderen Amerikanern gedreht wurden oder vollkommen offensichtlich vor einem Greenscreen. Regisseur Lee hat
sich einiger Tricks bedient, um es so aussehen zu lassen, als wäre Neeson mit den anderen koreanischen Darstellern in der gleichen Szene zu sehen, doch sind diese
wenig innovativ, sodass der Versuch, einen namhaften westlichen Star für den Film mit an Bord zu holen, wohl eher an der Grenze zum Peinlichen anzusiedeln
ist.
Dennoch scheint Liam Neeson mit seiner Gage alles Budget aufgebraucht zu haben, dass besser in ordentliche CGI-Effekte gesteckt worden wäre. Die Schiffe auf
See, die Flugzeuge und wie gesagt einige Greenscreens können nicht überzeugen und zerstören die Illusion, hier einen epischen Kriegsfilm präsentiert zu
bekommen. "Operation Chromite" möchte mit den ganz großen Action-Blockbustern mithalten, aber das kann er nicht. Dafür übernimmt er aber die Fehler jener
Streifen. Die Charaktere sind nicht dreidimensional genug und es mangelt ihnen an einer Hintergrundgeschichte. Kommt es dann zu den obligatorischen Sterbeszenen
kann daher trotz tragischer Musik keine Emotion geweckt werden. Lee Jeong-jae ("Big Match",
"The Housemaid") schafft es immerhin, seiner Person die nötige Intensität zu verleihen, auch wenn seine Motivation trotz
einer ungeschickten Hintergrundgeschichte seiner Familie etwas nebulös bleibt.
Es macht zwar zugegeben ziemlich viel Spaß Lee Beom-soo ("Forbidden Quest", "More Than Blue")
bei der Darstellung des Bösewichts zuzusehen, aber genau genommen bewegt sich auch er stark am Rand des Comichaften. Seine Grausamkeiten, zuweilen kann
"Operation Chromite" die Gräuel des Krieges und einer Ideologie gekonnt einfangen, sorgen dafür, dass die Spannung im Film nicht nachlässt und er als schönes
Gegengewicht zum Helden der Geschichte Verwendung findet. Aber mehr ist da auch nicht. Jin Se-yeon, sonst hauptsächlich in Dramen zu sehen, wird als Spiegel
Hak-soos verwendet und soll vielleicht so etwas wie ein mögliches Liebesinteresse darstellen. Aber besonders bei ihr zeigt sich die Schwäche des Drehbuchs,
wenn es um die Individuen geht. An anderer Stelle bekleckert sich das Drehbuch auch nicht gerade mit Ruhm. Es werden sich einige Freiheiten hinsichtlich der
wahren Begebenheiten genommen, aber das ist man bereit zu verschmerzen, wenn der Film ansonsten mitnehmend sein kann.
Wirklich gefangennehmend kann "Operation Chromite" aber nur in der ersten Hälfte sein. Der Spionageaspekt wird gut umgesetzt und auch in den Actionsequenzen zeigt sich die Stärke der Regie. Später können dagegen ein Nahkampf und die Pseudo-Schlachtszene nicht ganz so gut überzeugen. Ein großes Problem ist, dass der Film letztlich unglaublich vorhersehbar wird. Man kann fast Schritt für Schritt vorraussagen, was als nächstes passiert. Die einsetzende Musik ist oft einfach zu kitschig und auch die Verwendung eines Fotos und einiger kurzer Rückblenden, um der gefallenen Kameraden zu gedenken, sind einfach zu abgegriffen, als dass man den Streifen noch als einen guten Film betrachten könnte. Darüber hinaus will "Operation Chromite" hinsichtlich seines Budgets größer sein, als er ist und bricht damit unter seinem eigenen Gewicht zusammen. Diese Zweiteilung in gelungene Szenen zu Beginn und ausufernden Kitsch gegen Ende frustriert. Und Lee hat bereits mit seinem "A Moment to Remember" gezeigt, dass er Kitsch auch gut beherrscht und dass er mit "71: Into the Fire" einen besseren Kriegsfilm abliefern kann.