Story: Lim Sang-jin (Son Suk-ku) ist Reporter und bekommt vom Chef eines mittelgroßen Unternehmens den Tipp, dass der Großkonzern Manjun Group ihm seine Technologie gestohlen, seinen Testlauf sabotiert und damit selbst einen Großauftrag an Land gezogen hat. Lim veröffentlicht nach einiger Recherche einen Artikel, doch wird dieser bald online als fake deklariert und die Sensationslust des Reporters angeprangert, der mit seinen Verschwörungstheorien nicht in diesem Beruf arbeiten sollte. Lim wird nach dem enormen Druck durch die sozialen Medien und angekündigte juristische Konsequenzen offiziell gekündigt, doch er soll wiedereingestellt werden, wenn sich nach einem halben Jahr die Wogen geglättet haben. Der Chef des mittelgroßen Unternehmens, der ihm den Tipp gegeben hat, begeht aber Selbstmord, sodass auch das auf dem Gewissen des Reporters lastet. Etwas mehr als ein Jahr später versucht Lim wieder bei seinem alten Arbeitgeber eingestellt zu werden, doch die neue Chefin will mit ihm nichts zu tun haben. Da meldet sich ein junger Mann (Kim Dong-hwi) bei ihm und erzählt ihm, dass sein Artikel damals von einer "Trollfarm", die von der Manjun Group beauftragt wurde, diskreditiert wurde. Der junge Mann hat Beweise, da er und seine beiden Freunde (Kim Sung-cheol, Hong Kyung) ihren Lebensunterhalt damit verdienen, den Ruf einer Marke bzw. Person zu fördern oder zu ruinieren. Und auch über die Manjun Group direkt weiß er so einiges. Mit einem Folgeartikel könnte Kim seinen Ruf wiederherstellen, doch er hat einen mächtigen Gegner ...
Review: Schon zu Beginn informiert man uns in "Troll Factory" darüber, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht, aber Firmennamen und Personen geändert wurden, um möglichen Klagen aus dem Weg zu gehen. Das macht natürlich sofort neugierig und legt schon das Fundament aus, für den aussichtslosen Kampf gegen einen schier unüberwindbaren Gegner. Um welche Firma es sich handelt? Das ist nicht direkt klar, aber hätten die Filmemacher sie Sungsam genannt, wäre es genauso eindeutig gewesen ... Mit enormem Tempo werden uns Hintergründe und Skandale fast schon wie bei einer Doku präsentiert und so dauert es ein wenig, bis wir endlich den Journalisten im Fokus sehen. Sein Riecher für einen Skandal entpuppt sich allerdings als Falle. Warum er immer wieder auf eine falsche Fährte gelockt wird, dürfte offensichtlich sein. Es soll von anderen Skandalen abgelenkt oder deren Glaubwürdigkeit infrage gestellt werden. Eventuell wird die Wahrheit da mal auch gerne zur offiziellen Fake News. Das ist äußerst aktuell, speziell in Zeiten der sozialen Medien, und macht "Troll Factory" zu einem faszinierenden Thriller, der manchmal fast schon etwas zu real wirkt.
Es ist aber auch ein ziemliches Dilemma. Die staatlichen, aber auch privaten Medien werden von einer Handvoll mächtiger Firmen und Männer beeinflusst und damit wird das Denken der Massen gesteuert. Hört sich nach Verschwörungstheorie an? Ja, es ist eine Theorie, nur eben in Korea eine mehrfach bewiesene. Und eben nicht nur da. Man kann sich jetzt seinen Teil denken, wie es im Rest der Welt aussieht und das macht diesen Thriller natürlich auch so bitter. Der "Heilsbringer" war das Internet, denn es bringt uns Informationen, die von niemandem gefiltert oder gefälscht werden. Wie wir jetzt wissen, war das sehr naiv gedacht... Zum einen natürlich, weil einfach jeder alles schreiben kann. Und wenn es von genügend Leuten geteilt wird, wird es zur Wahrheit. Zum anderen aber, weil die gleichen mächtigen Firmen irgendwann gemerkt haben, dass sie umdenken müssen. Und da sind wir bei der Geschichte von "Troll Factory". Nun werden halt junge Leute engagiert, damit sie Lügen verbreiten oder die Wahrheit diskreditieren. Dabei ist natürlich immer wichtig, dass der Lüge auch ein bisschen Wahrheit beigemischt wird. So wird diese nicht nur glaubwürdiger, sondern die Grenze zwischen Fakt und Lüge verschwimmt immer mehr.
Es ist nicht leicht, sich in diesem Thriller innerhalb des Lügennetzes zurechtzufinden. Immer wieder baut eine Lüge auf einer weiteren auf, die vermeintliche Wahrheit ist doch ebenfalls eine Lüge und die wirklich wichtige Frage wird immer deutlicher: Wozu das alles? Jede Lüge verfolgt einen Zweck und genau hier scheint der Reporter immer etwas hinterherzuhinken und wie eine Figur auf einem Schachbrett hin- und herbewegt zu werden. Son Suk-ku ("The Roundup") ist dafür verantwortlich, den roten Faden voranzubringen. Es geht um Integrität, aber auch seine Verzweiflung, als der Reporter erkennt, dass seine Kollegen oder Vorgesetzten immer wieder gekauft werden. Kim Dong-hwi ("In Our Prime") verkörpert den Informanten und durch diesen erfahren wir, dass es eben jene Troll-Farm geben soll. Eine Gruppe aus jungen Männern, die mit unzähligen Accounts und in China gekauften Followern etc. Meinung bilden, indem sie durch hohe Reichweite Lüge zur Wahrheit machen. Welche Konsequenzen das haben kann, sehen wir im Falle eines Tabakunternehmens, für das indirekt Werbung gemacht wird, als auch in Bezug auf eine Studentin, deren Ansehen zerstört wird.
Die Schnitte sind dabei oft rasant, die neuen Medien werden schön visualisiert, ohne dass es dabei zu verspielt zugehen würde, und vor allem haftet allem die Note von Investigativ-Journalismus an. Kein Wunder, basiert der Film doch auf dem Roman des ehemaligen Zeitungsreporters Chang Kang-myoung. Dabei wird immer wieder die Frage in den Raum geworfen, ob diese Troll-Farmen nur ein Gerücht, das sich durch eben jenes Medium, das Internet, verbreitet hat, oder real sind. In unserer Realität weiß man bereits, dass diese Troll-Farmen als Mittel genutzt werden, um z.B. Wahlen zu beeinflussen, und es wäre auch dumm, würde man denken, da liege ein so effektives Instrument vor einem, aber man würde es nicht nutzen. Selbstverständlich kommt für die drei Freunde im Film irgendwann die Frage, wo die moralischen Grenzen zu ziehen sind. An dieser Stelle hätte der Thriller eine weitere Schicht bekommen können, stattdessen verliert er an Fahrt und die Geschichte bewegt sich, immerhin mit ein paar Wendungen, auf ein eher enttäuschendes Ende zu. Es ist fast so, als hätte der Regisseur aus den Augen verloren, was er genau mit seiner Geschichte bezweckt.
Es ist schade, dass "Troll Factory" gegen Ende die Luft ausgeht. Ahn Gook-jin ("Alice in Earnestland") weiß bis dahin nämlich, wie er den Zuschauer an den Bildschirm fesseln kann. Wir sind schockiert über das Ausmaß der Manipulation, der wir anscheinend alltäglich ausgesetzt sind (falls man sich dessen nicht ohnehin schon bewusst war) und fiebern mit dem Reporter mit, der dazu verdammt ist, seinen Kampf zu verlieren - oder eben auch nicht, denn schließlich bleibt da irgendwo die vage Hoffnung, dass sich die Wahrheit unter dem Berg an Lügen doch noch ihren Weg freikämpfen kann. Manchmal wird es aber etwas verschachtelt und man kommt nicht mit allen Details mit. Auch die Chemie zwischen den drei Freunden ist eigentlich gelungen, wir bekommen aber zu wenig davon zu sehen. Schlussendlich erweist sich "Troll Factory" als ein wichtiger Film, der das Thema manchmal sogar mit ein wenig subtilem Humor angeht, aber leider kann er auf cineastischer Ebene nicht ganz überzeugen. Wen das Thema jedoch neugierig gemacht hat, der wird sicherlich etwas aus dem Thriller für sich mitnehmen können.