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Ein kleiner Blick auf den Wendepunkt im koreanischen Kino

Wir alle erinnern uns an die Tage (und sie liegen gar nicht so weit zurück) als das koreanische Kino nicht nur Filmfestival-Besucher beeindruckte, sondern Liebhaber asiatischer Filme im Allgemeinen. All jene, die nicht wussten wohin sie sich wenden sollten, nachdem die goldenen Tage des Hong Kong Kinos der 80er und Anfang der 90er vorüber waren, hatten endlich einen neuen Sinn im Leben. Nun ja, zumindest hatten sie eine neue Möglichkeit ihre Freizeit zu verbringen. Aber wann genau ging der Hype um die koreanische Filmwelle los? Das ist nicht einfach zu sagen, aber ich würde behaupten irgendwann um 2001. Man könnte einwerfen, dass Filme wie "Shiri" (1999) und "JSA" (2000) die Erfolgstory der koreanischen Kassenschlager eingeleitet haben, aber erst mit "My Sassy Girl" und "Musa" sowie Park Chan-wooks "Oldboy" (letzterer erst 2003) wurden all jene, die sich zumindest ein wenig für asiatisches Kino interessierten, aufmerksam auf dieses Land, von dem sie wahrscheinlich kaum sonst etwas wussten, das nun aber qualitativ außergewöhnlich anspruchsvolle Filme rausbrachte. Unterhaltsam, fesselnd, lustig and am wichtigsten: innovativ.

Eines muss klar sein. Diese Tage sind vorbei. Das Maß an originellen Filmen, die das Land herausgebracht hat, hat drastisch abgenommen. Da dieser Artikel im Rahmen des Korean Blogathon geschrieben ist, mag man so etwas wie eine Lobrede über das koreanische Kino erwartet haben, aber als ein Kritiker muss ich natürlich mit einem kritischeren Blick an das Thema herangehen.
Irgendwann seit ungefähr 2006 kommen nicht mehr wirklich großartige Filme aus Korea. Es scheint tatsächlich so, als wenn die koreanische Filmindustrie den selben Weg wie Hollywood einschlägt. Aber wir sollten fair bleiben und festhalten, dass das schon zu Zeiten des bereits erwähnten "My Sassy Girl" der Fall war, als Rom-Coms wie Pilze aus dem Boden sprießten, so als wenn die Filmemacher Angst hätten, ihre halbfertigen Drehbücher sonst nicht mehr an den Mann bringen zu können. Nichtsdestoweniger gab es genügend originelle Filme jedes Genres wie "Save the Green Planet", "The President's Barber" oder Park Chan-wooks "Vengeance"-Trilogie. Außerdem gab es einen neu gefundenen ästhetischen Look in den Bildern. Sogar jede Rom-Com hatte ansprechende Bilder, so dass es nicht mehr möglich war, rein äußerlich einen guten Film von einem schlechten zu unterscheiden.

Mit der Zeit wurde allerdings immer offensichtlicher, dass die meisten dieser Filme billige Kopien einiger weniger interessanter Beiträge zu einem Genre (zumeist im Falle der Rom-Coms) waren. Dem koreanischen Drama kommt dagegen ein besonderer Platz in der Industrie zu. Es war schon immer ein vom koreanischen Publikum geliebtes Genre, und das ist es noch. Es ist nicht leicht zu sagen, ob diese Filme mit der Zeit schlechter geworden sind, da es schon immer zu den guten Beiträgen auch billige "Krankheit-der-Woche"-Streifen gab. Man hatte aber das Gefühl, dass einige der Werke in der ersten Hälfte des letzten Jahrzehnts etwas Besonderes an sich hatten. "A Moment to Remember", "Failan" oder "Bungee Jumping of their Own" fallen in diese Kategorie.
Außerdem gab es da noch diesen Typen mit dem Namen Kim Ki-duk, der zu jener Zeit einige wirklich beeindruckende Filme auf die Beine stellte, wie "3-Iron" (aka Bin-jip) oder "Frühling, Sommer, Herbst, Winter... und Frühling". Auch danach hat Kim noch einige Filme gedreht, aber sie hatten niemals die gleiche Klasse. In den letzten drei Jahren hat er keinen einzigen Film mehr herausgebracht. Er sagte einmal, dass er keine Filme mehr machen würde, wenn er keine Geschichten mehr zu erzählen hätte. Vielleicht gibt es tatsächlich nichts mehr, dass er erzählen könnte? Er verdient jedenfalls ein paar Worte des Lobs für diese Arbeitseinstellung, da andere Filmemacher Werke produzieren, unabhängig davon, ob sie nun eine Geschichte zu erzählen haben oder nicht. Hauptsache man kann irgendwie damit die Kasse zum Klingeln bringen.

Das Jahr 2006 stellt so etwas wie einen Wendepunkt dar, zumindest in meinen Augen. Es ist das Jahr der letzten Welle an wirklich guten Filme, an der Spitze steht natürlich "The Host". Danach kommt die Zeit, auf die sich dieser Artikel eigentlich fokussieren sollte. Nach 2006 passiert nicht mehr wirklich viel. Bong Joon-hos "Mother" ist nur gut, aber nichts Außergewöhnliches and Park Chan-wooks "Thirst" ist eine Enttäuschung. Es scheint, als wenn "Sympathy for Lady Vengeance" sein letzter guter Film gewesen war. Stattdessen geht er jetzt nach Hollywood, um 2012 seinen Film "Stoker" herauszubringen. Viele gute Regisseure sind den Erwartungen, die man an ihre neuen Werke gestellt hatte, nicht gerecht geworden, und man scheint dringend frisches Blut in der Filmindustrie zu brauchen. Vielleicht ist Na Hong-jin einer dieser Neulinge? Sein Kassenerfolg "The Chaser" hat das koreanische Kino 2008 richtiggehend aufgerüttelt. Dann wiederum war das zwar ein guter Film, aber der Hype darum war doch nicht ganz gerechtfertigt.
Ein weiterer Punkt ist, dass es viele Filme gibt, die man einfach nur als seichte Unterhaltung abstempeln kann, z.B. "Jeon Woo Chi - The Taoist Wizard". Ich würde das nicht wirklich einen innovativen Film nennen, obwohl ich Fantasy liebe. Man muss schließlich nur daran denken, welchen Spaß "Arahan" damals gemacht hat! Es ist einfach nicht mehr dieselbe Energie und Leidenschaft vorhanden.

Ein interessanter Fakt ist jedoch, dass 2006 auch das Jahr war, in dem die "screen quota" von 146 auf 73 Tage gesenkt wurde. Das bedeutet, dass seit 2006 nur noch an 73 Tagen Inlandsproduktionen in den koreanischen Kinos zu sehen sind. Dementsprechend könnte man erwarten, da Wettbewerb das Geschäft belebt, dass es schwieriger für Filmemacher wäre, die Produktionsgelder für einen Film zu bekommen. Also müssten nur gute Filme das Geld bekommen, produziert zu werden. Aber darüber sollte man nochmal etwas genauer nachdenken. Was ist für einen Produzenten ein guter Film? Richtig, einer, von dem man erwarten kann, dass er viel Geld in die Kasse spielt. Sicherlich würde man da nicht das Risiko eingehen, einen innovativen Film zu produzieren, der an den Kinokassen sowohl Hit als auch Flop werden könnte. Genau dort ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Problem anzusiedeln. Niemand wagt es mehr, zu experimentieren und die Originalität geht den Bach runter. Der Aspekt der "Kunst" in einem Film ging verloren.
Habe ich bereits erwähnt, dass die "screen quota" trotz Proteste seit 2006 nicht mehr geändert wurde, weil es Teil des Freihandelsabkommens zwischen Südkorea und Amerika 2007 war!? Noch jemand, der mit dem Finger auf Amerika zeigen will?

Park Chan-wook auf der Berlinale 2006



Bin ich zu pessimistisch? Nun, vielleicht ein bisschen... Es gibt immer noch Regisseure wie Kim Ji-woon, die beides schaffen: innovativ zu sein und einen Kassenerfolg abzuliefern. Wenn es nicht "The Good, the Bad and the Weird" oder "I Saw the Devil" gäbe, wäre das koreanische Kino wohl kein Thema, über das man reden müsste. Ja ok, ich übertreibe jetzt ein wenig, schließlich gibt es auch noch Yu Ha, der "A Frozen Flower" abgeliefert hat, oder Lee Hae-juns "Castaway on the Moon", auch wenn letzterer einiges von "Cast Away" geklaut haben mag. Und dann gibt es da noch die Horrorfilme "Epitaph" und "Hansel and Gretel", die mit ihren atemberaubenden Bildern zu überzeugen wussten.
Darüber hinaus gibt es auch eine gute Sache an der "screen quota", wie ihr sicherlich bemerkt habt. Es werden nicht mehr ganz so viele kitschige Rom-Coms produziert. Stattdessen gibt es eine Verlagerung auf düstere Thriller, was meiner Meinung nach nicht wirklich schlecht ist. Nichtsdestotrotz kann man sich nicht dem Gefühl erwehren, dass die goldenen Tage des koreanischen Kinos gezählt sind. Wie auch immer, trotz all dieser negativen Worte, und sozusagen als Schlusswort, muss man doch festhalten, dass Korea immer noch qualitativ anspruchsvollere Filme herausbringt als China/Hong Kong oder Japan! Verdammt... Ist dieser Artikel letzten Endes doch nur eine Lobrede geworden?

(12.03.11 - Webmaster)



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