Story: Der ehrenvolle Samurai Shinzaemon (Koji Yakusho) wird mit einer schwierigen Aufgabe betraut. Der Halbbruder des regierenden Shoguns,
Naritsugu (Inagaki Goro), ist ein grausamer Mann, der das Volk sowie seine Gefolgsleute und Diener aufs Schrecklichste quält und nach Belieben
tötet. Naritsugus Grausamkeiten haben sich schon so weit herumgesprochen, dass selbst der Ältestenrat des Shoguns keinen anderen Ausweg sieht, als im
Geheimen seine Ermordung zu beauftragen, damit der Shogun nicht sein Gesicht verliert. Shinzaemon ist der Mann, der um sich eine Gefolgschaft aus
Samurai versammeln soll, um mit diesen Naritsugu auf seiner Reise nach Edo abzufangen und zu ermorden. Dazu benötigt er noch einige fähige Männer,
die er unter anderem in seinem Neffen Shinrouko (Takayuki Yamada) und elf weiteren treuen Samurai findet. Auf dem Schlachtfeld steht Shinzaemon
dann aber nicht nur einem zahlenmäßig weit überlegenen Heer entgegen, sondern auch seinem Erzfeind Hanbei (Masachika Ichimura), der als persönlicher
Bodyguard Naritsugus zwar ebenfalls nicht einverstanden ist mit dem Benehmen seines Meisters, aber diesem als Samurai aufs Treueste ergeben ist.
Eine blutige Schlacht, die über das Schicksal des Landes entscheidet, entbrennt.
Kritik: Es ist unmöglich Takashi Miike zu definieren oder auch nur in irgendeiner Weise auf ein Genre festzulegen. Sein außerhalb Japans
bekanntester Film "Audition" war interessant, sein Werk "Ichi - The Killer"
konnte mich dagegen wirklich beeindrucken. Genauso ging es mir mit seinem
äußerst kontroversen "Visitor Q", in dem Miike das Thema Perversion sehr unterhaltsam auf eine neue Ebene
brachte. Sein anscheinend
von Kritikern am höchsten angesehener und auch kommerziell erfolgreichster Film ist jedoch sein kürzlich erschienener "13 Assassins". Dass ein
Regisseur, der zwei bis vier Filme im Jahr dreht, ein Werk mit solch bestechender Visualität herausbringen kann ist erstaunlich. Das Budget
war mit 20 Millionen Dollar auch sehr hoch für einen japanischen Film und Takashi Miike zeigt, dass er so viel Geld auch gewinnbringend einzusetzen
vermag. "13 Assassins" ist ein gelungener Samurai-Film der alten Schule ganz im Sinne eines Akira Kurosawa. Doch die Lobgesänge der vielen Kritiker
sind völlig unbegründet: Takashi Miikes neuester Film ist kein Meisterwerk!
Als offizieller Beitrag der Filmfestspiele Venedig und als gelungener Samurai-Film scheinen wohl einige Kritiker zu denken, dass dies
ein Meilenstein der Filmgeschichte ist. Schaut man sich im Internet ein wenig um, sieht man auf diversen Seiten positive Kritik über positive Kritik.
Da bekommt man den Eindruck, als wenn diese sogenannten Kritiker keine Ahnung hätten und sich gezwungen gefühlt haben, so viele positive Worte zu
finden, weil irgendein angesehener Kritiker den Anfang gemacht hat, den Film mit Lobpreisungen zu überhäufen. Offensichtlich handelt es sich bei jenen
Kritikern um solche, die nicht viel mit asiatischem Kino zu tun haben, denn auch wenn ich mich selbst als kein richtiger Experte auf dem Gebiet der
japanischen Samurai-Filme betrachte, so habe selbst ich das meiste in dem Film schon einmal gesehen! Das ist auch kein Wunder, handelt es sich bei
Miikes Werk doch um ein Remake des Films von 1963 mit dem gleichen Titel, das damals Eiichi Kudo auf die Leinwand gebracht hat. Davon abgesehen
hat selbst Ryuhei Kitamura mit seinem "Azumi" bereits eine Hommage an jene Samurai-Filme gebacht, die zwar etwas abgedrehter,
aber dafür auch weit unterhaltsamer war, und da können die Kritiker erzählen, was sie wollen!
Die Probleme des Films liegen in dem Umstand, dass der Regisseur kaum Zeit hat, die Charakter näher auszuleuchten. Bei 13 Assassinen ist
das auch etwas schwierig, aber Takashi Miike schlägt bereits den richtigen Weg ein und konzentriert sich nur auf eine Handvoll von ihnen. Doch auch
die bekommen nicht die Zeit, die sie bräuchten, um plastisch zu wirken oder ein emotionales Band zum Zuschauer zu schaffen. Das zeigt sich vor allem
in den Szenen, in denen selbstverständlich ein paar von ihnen den großen Showdown nicht überleben. Das Drama, das hier hätte seinen Platz
finden können, ist einfach nicht vorhanden und so bleibt der Zuschauer relativ ungerührt vom Schicksal so manches Protagonisten. Im Ausland ist der
Film nur als Internationale Fassung herausgekommen, die um gut 20 Minuten geschnitten ist. Allerdings handelt es sich dabei keinesfalls um besonders
blutige Szenen, die entfernt wurden, denn trotz einer Freigabe von 16 Jahren rollen in dem Film die Köpfe und Blut fließt in Strömen. Stattdessen wurden
Szenen herausgeschnitten, in denen vermutlich auch etwas näher auf ein paar Charaktere eingegangen wird, Szenen, die im Gesamten aber das Tempo des Films
nachhaltig nach unten gedrückt hätten.
Vielleicht kann also die japanische Director's Cut-Version des Films ein wenig mehr Drama in den Film bringen, denn genau dieses fehlt eben der
Internationalen Version. Daran kann auch Koji Yakusho
("Shall we Dance", "Pulse") nichts ändern, der durchaus wieder eine tolle Darstellung abgibt
und auch mit dem Schwert hervorragend umzugehen weiß. Ein paar der Charaktere besitzen hier und da Ecken und Kanten, aber es reicht eben einfach nicht,
um mit ihnen zu leiden.
Die erste Hälfte des Films ist voll mit Dialogen und diversen Plänen, die geschmiedet werden. Aber auch hier zeigt sich schon anhand der schönen Sets
und der gelungenen Regie, das dem Film ein hohes Budget zur Verfügung stand. Der 45-minütige Showdown am Ende ist tatsächlich ein schönes Actionfeuerwerk,
dennoch gilt auch hier, dass man keineswegs atemberaubende Kämpfe zu sehen bekommt. Alles ist recht schlicht und realistisch gehalten, trotz ein
paar beeindruckender Explosionen, und das Finale erinnert dabei auch stark an schon genanntes
"Azumi", das aber auch auf diesem Gebiet weitaus unterhaltsamer und actiongeladener daherkam!
Takashi Miike ist ein Meister des Schockierens, doch das darf er in diesem Film nur an einer Stelle, an der er das Schicksal einer Frau, der von
Naritsugu Hände und Füße abgeschlagen worden sind, zeigt. Ansonsten fällt nur ein Wilder aus dem Rahmen des Films, den die Samurai in einem Wald
begegnen und der sich ihnen als letzter im Bunde anschließt. Bei ihm handelt es sich augenscheinlich um einen Waldgeist/Gott. Ansonsten erweist sich
"13 Assassins" als eigentlich recht kommerzieller Samurai-Film, bei dem man nur selten die Handschrift Miikes erkennen kann, aber diese ist auch
zugegeben recht schwierig zu identifizieren bei einem Regisseur, der sich in jedem Genre zuhause fühlt.
Wer seine hohen Erwartungen hervorgerufen von sogenannten "angesehenen Kritikern" zurückschraubt, wird bei "13 Assassins" zweifelsohne seinen Spaß
haben können. Schöne Regie, gute Action im alten Samuraistil und ein moderneres filmisches Gewand garantieren gute Unterhaltung, bei der lediglich
das Drama etwas zu kurz kommt.