Story: Park Chun-woo (Go Kyung-pyo) leistet seinen Militärdienst nahe der Demilitarisierten Zone (DMZ) ab und macht sich einen Spaß, über Lautsprecher die Nordkoreaner zu ärgern. Er hat nur noch etwas über drei Monate seinen Dienst zu absolvieren, da findet er einen Lottoschein. Als er herausfindet, dass er die Gewinnerzahlen auf dem Schein hat, weiß er gar nicht, was er vor Freude machen soll. Doch sein Glück hält nicht lange an, denn der Lottoschein wird von einem Windstoß über die Grenze nach Norden geweht. Als sich Chun-woo eines Nachts über die Grenze begibt, um nach dem Schein zu suchen, trifft er auf den nordkoreanischen Soldaten Ri Young-ho (Lee Yi-kyung). Dieser hat das Lottoticket gefunden und ist bereit, Chun-woo zehn Prozent abzugeben, wenn dieser den Schein einlöst. Der südkoreanische Soldat ist außer sich und lehnt ab, allerdings macht man ein Treffen für weitere Gespräche aus. Chun-woo wird jedoch von seinem Captain (Eum Moon-suk) zu sich zitiert, der wissen will, warum er über die Grenzlinie gegangen ist. Als er die Wahrheit erfährt, erklärt er sich bereit, zu helfen. Auf der nordkoreanischen Seite findet derweil Ris Vorgesetzter (Lee Soon-won) heraus, was vorgefallen ist. Er entscheidet sich, Ri und seinen Freund Bang (Kim Min-ho), der ebenfalls eingeweiht ist, nicht als Landesverräter zu töten, sondern für das Geld Gespräche mit den südkoreanischen Soldaten aufzunehmen. Jedoch scheint es für die beiden Parteien unmöglich, einen Deal auszuhandeln, mit dem jeder zufrieden ist...
Kritik: "6/45" war ein ziemlicher Überraschungserfolg in Korea und in gewissem Sinne auch ein berechtigter. Eine Komödie, die sich nicht im Romantikgenre bewegt und überdies an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea spielt, ist durchaus etwas Ungewöhnliches. Von Kritikern und Zuschauern hat der Film sicherlich nicht wenig Lob erhalten, doch als sehr gut gelungenen Film kann man diese Komödie leider nicht so einfach bezeichnen. Wegen seiner außergewöhnlichen Prämisse und einigen netten Ideen hätte ich "6/45" gerne besser gefunden, als es der Fall war. Ein großes Problem ist aber, dass die Charaktere zu flach sind und der Film immer wieder seinen Fokus verliert. Das bedeutet, dass die eigentlich nicht sonderlich komplexe Geschichte in alle Richtungen schießt und uns damit immer etwas Neues bietet, aber es fehlt die Struktur, die das alles zusammenhält.
Grundlegend hat man aber schnell begriffen, dass diese Komödie teilweise recht absurd werden kann. Das fängt schon mit dem Lottoticket an, das von einer übernatürlichen Wesenheit des Glücks gelenkt zu sein scheint. Aber das schlägt sich auch im Humor nieder, bei dem z.B. zur besseren Reproduktion der Nutztiere die passende Atmosphäre kreiert wird und sogar eine kleine, improvisierte Diskokugel zum Einsatz kommt. Daneben gibt es noch andere Szenen, wie einen der Nordkoreaner, der angetrunken den Tanz einer koreanischen Girlgroup zum Besten gibt - denn die Nordkoreaner müssen über den Süden natürlich optimal informiert sein -, die in den Bereich "cringe" fallen könnten, aber immer kurz vorher die Kurve bekommen. Vielleicht auch nicht immer - so verteidigt sich die einzige Soldatin, natürlich aus dem Norden, gegen einen aggressiven Annäherungsversuch mit einer ganzen Tirade an "Diese Zeiten sind längst vorbei" oder "Wir leben in einer gleichberechtigen Gesellschaft", während sie Schläge austeilt und einen Schulterwurf als letztes Argument abliefert. Das Ganze wird zu breit ausgetreten und wirkt im kommunistischen Norden auch eher unpassend. Hier vermisst man Subtilität.
Das zieht sich dann auch durch den ganzen Film. Damit ist gemeint, dass alles mit sehr breiten Pinselstrichen gezeichnet wird. Die Charaktere sind häufig Karikaturen und natürlich werden die Nordkoreaner wie Teile einer Maschine gezeichnet, die keinen Humor kennen. Genau darauf baut dann eben auch der Humor immer mal wieder auf, obwohl offensichtlich ist, dass uns die Geschichte schließlich auch die menschliche Seite der Protagonisten aus dem Norden zeigen wird. Sich für das Leben der einzelnen Charaktere zu interessieren, fällt schwer, aber zumindest stimmt die Chemie zwischen ihnen. Überraschend ist dabei, dass Regisseur Park Gyoo-tae ("Bunt") gar nicht so farbenfrohe Bilder verwendet, wie man es erwarten würde. Das führt dann auch dazu, dass einige Szenen zwischen dem Norden und Süden wider Erwarten recht spannungsgeladen ausfallen, selbst wenn man sich nicht vorstellen kann, dass einer der Soldaten wirklich den Abzug seiner Waffe betätigt.
Naturgemäß dürfen auch Anspielungen an Park Chan-Wooks "JSA" nicht fehlen, aber im Grunde zeigt sich der Film von seiner unbeschwerten Seite und lässt uns immer wieder erkennen, dass der Norden und Süden für ein gemeinsames Ziel (natürlich ausgerechnet "Geld"!) ihre Streitigkeiten vorübergehend beiseitelegen und zusammenarbeiten können. Allerdings bewegt sich die Geschichte in einem enormen Tempo voran, ohne dass immer ersichtlich wäre, wohin genau. Der anfängliche Held der Geschichte, gespielt von Go Kyung-pyo ("Seven Years of Night") tritt bald in den Hintergrund und spätestens, als die sechs Männer mehr oder weniger getrennte Wege gehen, um ihren Plan umzusetzen, verliert der Streifen an Kohärenz. In den kleinen Geschichten, die daraufhin parallel erzählt werden, passiert außerdem nur etwas, weil zur nächsten humoristischen Szene geführt werden soll.
Unglücklicherweise fehlen aber echte Lacher. Klar, manches ist so absurd, dass man schmunzeln muss, aber das war es dann auch schon. Gegen Ende werden dann alle Episoden recht plötzlich zusammengefügt und es kommt zu einem moralisch unproblematischen Ende, bei dem unsere Helden natürlich auch etwas gelernt haben: Dass Respekt und sogar Freundschaft zwischen dem Norden und Süden möglich sind. Während es dem Regisseur positiv anzurechnen ist, dass er nicht plötzlich in die Dramakerbe schlägt und die Dinge tragisch werden, ist der Humor zu seicht und die Charaktere fallen schlicht zu flach aus. Positiv ist aber zu bewerten, dass das Setting unverbraucht wirkt und die Komödie ihren ganz eigenen Charme versprüht. Dieser ist von Chaos und Unfokussiertheit geprägt, aber das Herz trägt der Film am rechten Fleck. Das Potential wäre also da gewesen, am Ende bleibt aber nur eine recht ansehnliche Komödie.