Story: Kim Man-seop (Song Kang-ho) ist ein Taxifahrer und alleinstehender Vater. Er hat wegen seiner Arbeit nicht immer Zeit, sich um seine
Tochter zu kümmern. Aber zum Glück sind da seine Nachbarn, die ihm unter die Arme greifen, auch wenn es sich bei ihnen ebenso um seine Vermieter handelt, denen
er noch eine große Summe Geld schuldet. Als Man-seop dann durch Zufall hört, dass ein Ausländer nach Gwangju möchte und dafür eine große Summe bezahlt, schnappt
er seinem Kollegen den Kunden weg. Er weiß aber nicht, dass er sich mit der Fahrt in große Gefahr begibt. Wegen der Studentenproteste ist Gwangju nämlich
komplett von der Außenwelt abgeriegelt und Man-seops Fahrgast Jürgen Hinzpeter (Thomas Kretschmann) ist ein deutscher Reporter, der über das brutale Vorgehen
des Militärs gegen die Studenten berichten will. Zunächst scheint es unmöglich in die Stadt zu kommen, da das Militär die Zufahrtsstraßen blockiert, aber
letztlich findet der Taxifahrer einen Weg. In der Stadt angekommen realisiert Man-seop jedoch, dass sein Fahrgast Reporter ist und er damit in große Probleme
geraten könnte. Gleichzeitig wird er aber auch Zeuge der Bluttaten des Militärs und muss sich langsam entscheiden, ob er weiter passiv bleiben oder
für ein besseres Korea kämpfen will...
Kritik: "A Taxi Driver" ist ein historisches Drama, dass alleine wegen seiner Thematik unmöglich als schlechter Film angesehen werden kann.
Darüber hinaus spielt auch noch Song Kang-ho die Hauptrolle. Weiterhin hat sich Regisseur Jang Hoon, der zunächst unter Kim Ki-duk Filmerfahrung gesammelt
hat, bereits einige Male mit der politischen Vergangenheit und Gegenwart Koreas kritisch auseinandergesetzt, siehe "The Front
Line" und "Secret Reunion". Dementsprechend erzählt dieses Drama mit dem nötigen Feingefühl die wahre Geschichte um
das Gwangju-Massaker, dessen genaue Hintergründe bis heute nicht richtig aufgeklärt sind und das vielleicht sogar noch stärker hätte unter den Teppich gekehrt
werden können, wenn nicht ein deutscher Nachrichtenreporter und ein koreanischer Taxifahrer viel riskiert hätten, um der Welt die Wahrheit zu zeigen.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Motivation der beiden Protagonisten. Denn keiner der beiden kämpft zunächst für Demokratie und Gerechtigkeit.
Der Taxifahrer Man-seop will schlichtweg eine ordentliche Summe Geld verdienen und weiß nicht, auf welche Gefahren er sich einlässt. Aber auch der Reporter
Hinzpeter ist kein strahlender Kämpfer der Gerechtigkeit. Er ist vielmehr auf der Suche nach einer guten Story und setzt dafür einiges aufs Spiel.
Thomas Kretschmanns Schauspiel unterstreicht dabei die Kälte und Zielstrebigkeit, die bei uns nicht unbedingt Sympathien für den Reporter aufkommen
lassen, denn für ihn sind die Koreaner nichts anderes als nützliche Werkzeuge, mit denen er sein Ziel erreichen kann. Aber es haucht seinem Charakter auch die
nötige Authentizität ein. Außerdem wird so seine sehr subtile Wandlung umso glaubwürdiger. Kretschmann vermittelt mit leisen Tönen den Schock über die Vorgänge
in Gwangju und den aufkeimenden Willen für Gerechtigkeit zu kämpfen.
Einen Veteranen wie Song Kang-ho ("The Age of Shadows") an Bord des Films zu haben, hilft natürlich auch enorm, die
Veränderungen im Denken und der Einstellung des Taxifahrers gegenüber den politischen Geschehnissen im Land realistisch zu vermitteln. Man-seop denkt wegen
seiner Arbeitserfahrung in Saudi-Arabien, die Koreaner müssten froh sein, dass es ihnen so gut geht. Die studentischen Proteste sieht er als ein Hindernis
bei seiner Arbeit und politisch folgt er schlichtweg dem, was Präsident Chun Doo-hwan in seiner Militärdiktatur vorschreibt. Erst das grausame und brutale
Vorgehen des Militärs in Gwangju öffnet ihm die Augen. Die sinnlosen Tötungen friedlicher Studenten brennen sich in sein Gehirn und so kann er zwar vorgeben,
dass er glücklich ist und mit viel Geld zu seiner Tochter zurückkehren kann, nachdem er den Reporter zurückgelassen hat, aber dann kommt in ihm all das Gesehene
wieder hoch und sein Gewissen lässt ihn nicht in Ruhe. Auch er muss etwas unternehmen, damit Korea nicht ein Land bleibt, in dem so etwas an der
Tagesordnung ist.
Wie zu erwarten, bekommen wir die Proteste in verstörenden Bildern zu sehen. Besonders die Farbgebung kann hier den Geschehnissen an manchen Stellen eine
sehr düstere Note verleihen. Unglücklicherweise gibt es ein paar Szenen, in denen die Tötungen der Studenten durch Wiederholungen, Slow-Motion und dem
in den Vordergrund tretenden Soundtrack einen etwas zu melodramatischen Ton bekommen. Eigentlich steht "A Taxi Driver" nämlich über solchen Standard-Mitteln
eines Dramas, um uns emotional zu berühren. Tatsächlich ist Jang Hoons Werk weitaus weniger emotional aufgeladen, als man das erwarten würde, und das gibt
den Geschehnissen fast schon einen dokumentarischen Gehalt. Auch das langsame Tempo trägt zu diesem Eindruck bei, welches sich auch in beinahe unnötig
lange eingefangenen Szenen des Beisammenseins widerspiegelt. Hier soll das normale Leben gezeigt werden, das in Kontrast zu den Gräueltaten der Regierung
steht.
Immer wieder gibt es aber auch einige recht spannende Szenen, in denen der Reporter und Taxifahrer vor dem Militär fliehen müssen. Diese recht gut funktionierenden Momente steigern sich aber zu Actionszenen, die etwas deplatziert im Film wirken und nicht immer überzeugend eingefangen sind. Besser gefallen da schon die Momente, in denen wir etwas über das Privatleben des Taxifahrers erfahren oder in denen sich die Beziehung zwischen ihm und dem Reporter vertieft. Die Sprachbarriere sorgt zwar dafür, dass immer eine gewisse Distanz zwischen den beiden bleibt, aber was die zwei zusammen erleben und durchleiden, schweißt sie auf einer anderen Ebene zusammen, sodass der Abschied der beiden zum einen zwar recht unzeremoniell ist, aber dennoch nahegehen kann. Während des Abspanns sehen wir auch noch einmal den echten Hinzpeter, der dann Ende 2016 verstarb, in einem Interview, das uns zeigt, dass die Beziehung der beiden in "A Taxi Driver" trotz einiger künstlerischer Freiheiten wohl auf den Punkt getroffen wurde. Am Ende mag es filmisch ein paar Schwächen geben, dennoch erzählt dieses Drama eine Geschichte, die gesehen werden muss.