Story: Ein verrückter Wissenschaftler erschafft einen weiblichen Roboter (Ma Yujie), der ihm alle Wünsche erfüllen soll. Allerdings erlangt dieser ein Bewusstsein und wegen seiner Bindung an den Wissenschaftler will der Roboter herausfinden, was Liebe bedeutet. Er tötet eine junge Frau und nimmt sich deren Haut, um nun perfekt einem Menschen zu ähneln. Der Roboter läuft Wang Sheng (Duan Bowen) über den Weg, der gerade seiner Freundin zum Geburtstag Blumen mitbringen will, und beschließt, über diesen zu erfahren, was Liebe bedeutet. Tatsächlich haben Wang und seine Freundin Su Xin (Hayden Kuo) gerade große Beziehungsprobleme. Sie will heiraten, er tritt im Leben aber immer nur auf der Stelle. Der Roboter entführt daraufhin Su Xin, nimmt dank einer neuen Entwicklung des Wissenschaftlers ihr Aussehen an, befreit sich aus den Fängen seines Herrn und tritt nun als Su Xin in das Leben von Wang. Die neue Su Xin liest ihm jeden Wunsch von den Lippen ab und Wang ist ganz begeistert von seiner veränderten Freundin. Immer wieder holt sich der Roboter von der echten Su Xin einige Informationen, weshalb er sie noch am Leben lässt. Doch der Roboter scheint nach wie vor dem Geheimnis der Liebe kaum ein Stück näherzukommen. Währenddessen ist der Mord des Roboters nicht unbeachtet geblieben und ein Team um den Ermittler Li Dongbin (Liu Yiwei) ist diesem ungewöhnlichen Mörder bereits auf den Fersen...
Kritik: Die große Begeisterung Chinas für Science-Fiction ist spätestens seit Blockbustern wie "The Wandering Earth" offenkundig. Immer mal wieder gibt es aber eben auch kleinere Produktionen in dem Genre und mit weniger Budget kommt meistens auch die Notwendigkeit einher, die eigenen Ideen etwas kreativer umzusetzen. Auf den ersten Blick ist es genau das, was "Almost Human" interessant machen könnte. Es geht schließlich um einen Roboter, der ein Bewusstsein entwickelt und da seine Funktion ursprünglich war, seinen Meister zufriedenzustellen, ist es nur naheliegend, dass er versucht, menschlicher zu werden und dem näherzukommen, was seiner Meinung nach das Menschsein auszeichnet: die Liebe. Daher bekommen wir von außen einen Blick in eine Beziehung, die typisch für ein junges, chinesisches Paar ist, wobei selbstverständlich auch einiges an Sozialkritik an dieser überaus kapitalistisch geprägten Gesellschaft vorgenommen wird.
Zunächst scheint es etwas irritierend, dass Regisseur Zhang Nan, der neben einigen Kurzfilmen zuvor als Co-Regisseur tätig gewesen war und hier sein Debütwerk abliefert, irgendwo zwischen amateurhaft und solide produzierte Arbeit abliefert. Der Streifen wirkt nie wie ein Independent-Werk, aber es blitzen immer wieder Momente auf, in denen man erkennt, dass Zhang noch etwas mehr Erfahrung braucht. Das betrifft einige Szenen, die etwas sperrig wirken, aber auch den Humor, der manchmal recht unerwartet daherkommt und auf dem Niveau liegt, dass man nicht genau weiß, ob man lachen soll. Im Science-Fiction-Genre sind die Spezialeffekte natürlich auch immer ein gutes Messwerkzeug, die etwas über das Budget aussagen. Die Effekte des Roboters liegen dank hauptsächlich Prothesen und Make-Up im grünen Bereich, nur später, als wir ihn klettern und meterweit springen sehen, ist völlig offensichtlich, dass hier etwas von Leuten am Computer generiert wurde, die weder Zeit noch Geld hatten.
Bleiben wir kurz beim Finale: Dieses wird künstlich herbeigeführt und tatsächlich passiert gar nichts Außergewöhnliches. Es gibt ohnehin kaum Überraschungen in der Geschichte. Der Showdown versucht als solcher daherzukommen, wirkt aber antiklimaktisch. Es wäre besser gewesen, man hätte auf ein nachdenklicheres Ende abgezielt, denn es gibt hier durchaus Stoff, den man diesbezüglich tiefergehend hätte behandeln können. Die Beziehung zwischen Wang und Su steckt nämlich voller Probleme und ist ein Resultat der neuen Norm in China. Geld, Geld, Geld. Eine Heirat kommt für Wang nicht in Frage, da man dafür zunächst eine eigene Wohnung haben muss. Ansonsten würde er in den Augen seiner Bekannten wie eine Witzfigur aussehen. Gleichzeitig fühlt er sich in diesem eingeengten System des Erfolgsdrucks nicht wohl und seine Freundin versteht nicht, warum er nicht aggressiver vorgeht, um endlich Erfolg auf der Arbeit zu haben.
Dummerweise ist die Chemie zwischen den beiden Darstellern nicht wirklich überzeugend. Su kommt oft genug als verwöhntes Mädchen daher, das zwar selbstbewusst ist und arbeitet, aber wenig Interesse an ihrem Freund hat und irgendwie etwas klischeehaft wirkt. So richtig will das alles daher auf Charakterebene nicht überzeugen, aber zumindest als Roboter wird Su dann interessanter. Sie bricht die Strukturen der chinesischen Gesellschaft auf, die Fixierung auf Geld wird an den Pranger gestellt sowie die Heirat als Show für andere, ohne dass wirklich Liebe in dieser Verbindung eine Rolle spielen würde. Auch das Glücklichsein fällt in dieser Rollennorm unter den Tisch. Dass Geld die Menschen in China kontrolliert, wird sogar in einer netten Szenen ganz gut dargestellt, aber manchmal wirken die sozialkritischen Töne auch arg aufgesetzt. Hier zeigt sich dann, dass "Almost Human" noch einiges an Feinschliff vertragen hätte.
Richtig originell ist der Film als Genre-Beitrag dann doch wieder nicht. Isaac Asimovs drei Gesetze der Robotik werden ebenso genannt wie es auch eine Anspielung auf Philip K. Dicks "Träumen Androiden von elektrischen Schafen?" gibt. Im Grunde geht es in dem Film aber um die Liebe und was diese genau auszeichnet. Der Roboter der Geschichte sehnt sich nach dieser oder versucht diese zumindest zu verstehen. Dass ihn dieses Mysterium immer wieder vor die Wand fahren lässt, sollte nicht verwundern. Hier hätte auch die Stärke des Films liegen müssen, aber mit seinen zu schwach geschriebenen Charakteren und einigen lächerlichen Nebencharakteren, wie dem verrückten Wissenschaftler, holt der Regisseur ordentlich viele Klischees hervor, die den Qualitätsgehalt des Films um einiges mindern. Wie gesagt, enttäuscht vor allem das Finale. Als halber Independent-Streifen hätte "Almost Human" seine ruhigeren Töne zelebrieren müssen. So bleibt aber ein halbgarer Versuch, eine an sich interessante Prämisse umzusetzen. Eine wesentlich bessere Alternative unter den Independent-Sci-Fi-Streifen bleibt daher "Last Sunrise".