Story: Es bleiben den Schülern der Klasse 3-E nur noch sechs Monate, bis ihr Lehrer, das unbesiegbares Tentakelmonster Korosensei (Kazunari
Ninomiya), die Welt vernichtet. Bis zu jenem Zeitpunkt müssen die Schüler ihren Lehrer umgebracht haben. Nagisa (Ryosuke Yamada) will zusammen mit einigen
anderen Schülern aber versuchen eine Möglichkeit zu finden, dass Korosensei nicht die Welt zerstört. Karma (Masaki Suda) will dagegen den Wunsch des Lehrers
ehren und ihn umbringen. Die Klasse ist geteilt und es kommt zu einer Auseinandersetzung zwischen den Schülern. Gleichzeitig offenbart sich, dass die Schülerin
Kaede (Maika Yamamoto) Einblick in die Vergangenheit Korosenseis hat und diesen aus persönlicher Rache töten will. Daher ist der Lehrer gezwungen, seine
Vergangenheit preiszugeben. Diese involviert nämlich ein geheimes Experiment und den Wissenschaftlicher Yanagisawa (Hiroki Narimiya), der nun erneut auftaucht
und sich selbst ähnliche Fähigkeiten wie Korosensei verleiht, um das Monster aus ganz eigenen Gründen unschädlich zu machen. Derweil arbeitet aber auch das
Militär unter Hochdruck an einer eigenen Lösung des Problems. Wollen die Schüler ihren Lehrer am Leben halten, müssen sie sich schnellstens etwas
einfallen lassen...
Kritik: Der zweite Teil der Manga-Verfilmung setzt genau da an, wo "Assassination Classroom"
aufgehört hat. Sich auf exakt die gleichen Elemente wie beim ersten Teil zu verlassen, hätte dem Film nicht gut getan, zumal der Vorgänger uns einiges an
Hintergrundgeschichte schuldig blieb. Und die bekommen wir diesmal tatsächlich, sogar früher als man es erwarten würde. Der Nachfolger enttäuscht nicht,
scheint seinen Fokus aber etwas mehr von der Action und der Comedy auf das Drama zu verlagern. Das ist natürlich relativ zu sehen, da einem bei diesem
Film sicherlich nicht der Weltschmerz übermannen wird. Aber anhand des stärker in den Vordergrund tretenden Kitsches, der auch einfach typisch für Mangas
ist, wobei das Wort "Kitsch" nicht nur negativ verstanden werden soll, sollte doch jeder Zweifel darüber ausgeräumt sein, dass diesmal das Erwachsenwerden
im Vordergrund steht.
Und selbstverständlich bedeutet das Erwachsenwerden auch, dass man bestimmte Dinge aufgeben muss. Aber auch die Bedeutung des Lehrens und Lernens bekommt
diesmal größeres Gewicht beigemessen. Möglich wird das durch die Hintergrundgeschichte, die Korosensei endlich die Farbe verleiht, die ihm im ersten Teil
gefehlt hat. Wir verstehen seine Beweggründe und seine ungewöhnliche Einstellung sich, seinen Schülern und der Welt gegenüber. Und in einem gewissen Sinn
ergibt das alles auch ein stimmiges Gesamtbild. Kazunari Ninomiya ("Platinum Data") darf dem Lehrer diesmal nicht nur
die Stimme verleihen. Und es ist erstaunlich, wie viel Zeit sich der Film mit der Rückblende nimmt, durch die wir erfahren, woher das beinahe unsterbliche
Wesen kommt. Besondere Originalitätspunkte gibt es hier sicherlich nicht, aber man kann sich mit den Antworten zufriedengeben.
Bei dem etwas aufdringlicheren Drama liefert Ryosuke Yamada eine unerwartet gute Darstellung ab, speziell während des Finales, das recht überraschend ausfällt.
Nun, zumindest für jemanden wie mich, der das Original nicht kennt. Störend ist aber, dass wir immer wieder mit kitschigen Monologen konfrontiert werden, die in
einem Anime nötig sind, um emotionale Anteilnahme zu erzeugen, in einem Spielfilm jedoch fehl am Platz wirken. Hier sollte Regisseur Eiichiro Hasumi besser das
eine Medium vom anderen differenzieren lernen. Daneben gibt es ein paar Wendungen, von denen ein paar doch etwas holprig präsentiert werden. Und zu viele
Zufälle sind in der Geschichte ebenfalls unnötig prominent. Außerdem ist der neue Bösewicht etwas lieblos gezeichnet, wenn überhaupt, und kann für das Finale
lediglich ein bisschen Action liefern, die generell jedoch erstaunlich kurz kommt.
Das Finale zwischen dem Lehrer und dem Bösewicht ist natürlich obligatorisch, aber ein Highlight stellt wohl eher die Flucht der Schüler aus einem Militärcamp
dar. Wegen des Dramas tritt auch die Comedy etwas mehr in den Hintergrund. Vielleicht ist das gar keine so schlechte Entscheidung, da die Witze
lediglich ein Aufguss aus den Szenen des ersten Teils hätten werden können. Bei dem Drama kommt dem Film zu Gute, dass wir durch den ersten Teil schon mit
den Charakteren vertraut sind und daher eine gewisse emotionale Bindung besteht. Dennoch ist diese keineswegs so stark wie sie sein könnte oder müsste. Neben
dem Lehrer werden die Schüler nämlich nicht noch einmal etwas tiefgehender beleuchtet und das ist schade. So bleiben sie alle etwas farblos und das Drama
kann sein Potential nicht vollständig entfalten.
Doch der Rahmen des Films war mit seinen gut zwei Stunden wohl bereits ausgeschöpft. Man sieht "Assassination Classroom Graduation" an, dass er sich nur wenig von seiner Vorlage entfernen will. Das macht zum einen den Reiz des Films aus, zum anderen stellt es aber auch einen Kritikpunkt dar, da man in dem Medium Film eben eine Adaption der Vorlage liefern sollte und nicht eine zu starke Hommage an das Manga-Medium. Schlussendlich handelt es sich hier um eine Geschichte um das Erwachsenwerden und das Drama sowie der Umstand, dass der Streifen sich nicht von seinen Manga-Wurzeln löst, lassen den Kitsch-Faktor manchmal etwas aufdringlich werden. Daneben muss man den Film aber auch als Fortsetzung zum ersten Teil bewerten und in dieser Hinsicht bleibt er sich treu, liefert die erhofften Antworten und spinnt die Geschichte weiter, ohne noch einmal exakt das Gleiche wie im Vorgänger abzuliefern. Fans des ersten Teils werden hier also zufrieden sein.