Story: Wie aus dem Nichts taucht der Mutant Park Goo (Lee Kwang-soo) auf. Er ist halb Mensch, halb Fisch. Grund für seine Verwandlung ist ein
klinischer Test eines neuen Medikaments, das in Zukunft den Hunger auf der Welt besiegen soll. Bevor Park im Rampenlicht der Medien steht, sucht er Unterschlupf
bei seiner Freundin Joo-jin (Park Bo-young), die ihre Bekanntschaft mit dem mutierten Mann eher als One-Night-Stand beschreiben würde. Sie verkauft seinen
Aufenthaltsort an die Klinik, die schon verzweifelt nach dem Mutanten sucht, um weitere Tests an ihm durchzuführen. Eine Nachrichtenstation erfährt von dem
Fischmenschen und setzt den möglichen neuen Mitarbeiter Sang-won (Lee Chun-hee) auf den Fall an. Er soll sich nicht als Reporter zu erkennen geben, aber ein
Interview mit Park durchführen. Mit Hilfe von Joo-jin bricht er in die Klinik ein und die Existenz des Fischmenschen kommt an die Öffentlichkeit. Wegen der
Verletzung seiner Menschenrechte nimmt sich Park Goo auf Anraten seines Vaters (Jang Gwang) einen Anwalt (Kim Hee-won). Der verantwortliche Arzt Dr. Byeon
(Lee Byung-joon) steht in der Kritik. Als sich aber herausstellt, dass seine Entdeckung den Nobelpreis für Südkorea bedeuten könnte, schwingt die öffentliche
Meinung um und der Mutant sieht sich plötzlich ohne Freunde...
Kritik: Irgendwo unter der Oberfläche dieser eigenartigen Tragikomödie muss sich doch ein kleiner Geniestreich verbergen. Links und rechts
teilt der Film Kritik an der koreanischen Gesellschaft aus und das anhand einer... man mag fast Fabel sagen. Das ist überaus faszinierend und auch wenn man
kritisieren mag, dass der Film zwar viele Fragen stellt und nur wenige Antworten liefert, so kann man doch anmerken, dass dies durchaus genug sein kann,
sind die Fragen denn richtig gestellt. Leider wird aber irgendwann klar, dass "Collective Invention" zu nah an der Oberfläche arbeitet, um wirklich faszinieren
zu können. Daneben bleiben die Charaktere und die Geschichte recht kühl und distanziert. Eben ähnlich dem Fischgesicht, das uns ausdruckslos anstarrt und
das Lesen von Emotionen darin zu einem Ratespiel werden lässt.
Schauen wir uns einmal kurz an, was Regisseur Kwon Oh-kwang in seinem Debütwerk alles kritisiert. Zum einen wäre da die Jugend, die ohne Perspektive bzw.
Jobchancen ist, und hat sie keinen Uni-Abschluss in der Tasche auf Arbeiten wie an klinischen Experimenten teilzunehmen angewiesen ist. Dann sind da die
Medien, die die Wahrheit stets so hindrehen, wie sie ihr gefallen bzw. an den Höchstbietenden in der Wirtschaft verkaufen. Der durchschnittliche Koreaner geht
auf die Straße demonstrieren, woraufhin sich Gegendemonstranten ebenso versammeln. Dann ist da noch der dringende Wunsch des Landes, auf der Weltbühne eine
große Rolle im Wissenschaftsbereich zu spielen. Koste es, was es wolle: Ethisch muss das nicht vertretbar sein. Dies alles und auch die Art wie Park Goo wie
ein Star vergöttert wird, lassen klare Parallelen zu aktueller koreanischer Politik und Problemen aufblitzen.
Ist irgendwer etwas liberaler eingestellt, wird er als Kommunist bezeichnet und mit Eiern beworfen, während die Religion ihren Beitrag zum Finden des
Seelenfriedens leistet, indem sie in Form eines Priesters einer Teufelsaustreibung gleich den Fischmenschen verprügelt. Das alles ist interessant und lässt viel
Material zum Interpretieren übrig, was bei der Allegorie des Fischmanns auch völlig naheliegend ist, aber die einzelnen Teile greifen nicht ineinander und können
letztendlich nicht das grandiose sozialkritische Gebilde darstellen, dass wir anfangs dahinter vermuten. Dafür ist der Film zu weit aufgefächert und ohne klare
Linie. Es hätte aber aus "Collective Invention" tatsächlich ein nachdenklich stimmendes Werk sozialkritischen Tons werden können, wäre an dem Drehbuch weiter
gefeilt worden. Das Potential ist da gewesen.
Ein weiteres Problem ist allerdings, dass die Geschichte zu kühl und reserviert transportiert wird. Man könnte fast vermuten, dass sich der Regisseur selbst
etwas unsicher war, was für eine Geschichte er uns hier präsentieren will. Einen Detektivfilm, bei dem ein Reporter, gespielt von Lee Chun-hee
("Humming") nach der Wahrheit sucht? Ein Gesellschaftsdrama? Oder eine charakterzentrierte Tragikomödie, in der wir Park Goo immer mehr
der Gesellschaft entgleiten sehen? Auch wenn wir Darsteller Lee Kwang-soo ("Confession") unter der eigenartig lächerlich wirkenden
Fischmaske nie sehen, ist uns doch bewusst, dass der Fischmensch Gefühle hat und sich Gedanken über seinen Zustand macht. Doch welche, bleibt uns ein Rätsel. Zu
sehen, wie verloren er in dieser Welt ist, ist bewegend, aber da ist noch mehr und genau diese tiefergehende Charaktererforschung ist nicht ausgearbeitet. Park
Bo-young ("A Werewolf Boy") scheint zunächst auch einen vielversprechenden Charakter zu spielen, aber auch ihre Ausarbeitung
bleibt weit hinter dem zurück, was man hätte erreichen können.
Weiterhin will "Collective Invention" eine Komödie sein. Manchmal nur eben zu erzwungen. Slapstick bekommen wir hier zwar nicht, aber die Art von Humor, die uns klar machen will, dass Drama und Komödie durchaus zusammengebracht werden können. Außerdem passen die Lacher nicht immer zur eigenartigen Stimmung. Im besten Fall gibt es einige abstruse Szenen, manchmal wird es aber auch schlichtweg grotesk. Die Atmosphäre kann dabei durchaus als deprimierend bezeichnet werden. Der traurige, walzerartige Soundtrack unterstreicht dies. Letztlich bleibt das Drama aber zu vage in dem, was es eigentlich anprangern will. Dies wird einmal mehr durch das etwas konfuse Ende verdeutlicht. Will man uns nun Hoffnung verkaufen oder uns auf die Missstände in der koreanischen Gesellschaft aufmerksam machen? "Collective Invention" ist eigenartig und gerade damit eigentlich ein Film, der es verdient hat, dass man einen Blick auf ihn wirft. Leider sind die Ziele, die sich der Regisseur gesteckt hat, bestenfalls äußerst verschwommen auszumachen.