Story: Jae-hoon (Kim Rae-won) sollte eigentlich heiraten, aber seine Verlobte hat kurz vor der Hochzeit das Weite gesucht. Seitdem hangelt sich Jae-hoon von Tag zu Tag. Er geht auf die Arbeit bei einer Werbefirma und wenn die Kollegen etwas trinken gehen, geht er mit und trinkt auch dann noch weiter, wenn alle schon nach Hause gegangen sind. Eigentlich gibt es keinen Tag, an dem er nicht trinkt. An einem dieser Tage wird die neue Kollegin Seon-yeong (Gong Hyo-jin) im Team begrüßt. Die Kollegen werden außerdem Zeuge, wie ihr von ihrem Ex-Freund ein Heiratsantrag gemacht wird. Jae-hoon bekommt danach auch noch mit, wie die Kollegin ihrem Ex-Freund klarmacht, dass es Aus zwischen ihnen ist. Offenbar hatte er sie betrogen und auch sie hat sich daraufhin kurzzeitig einen anderen Mann gesucht. Jae-hoon reagiert allergisch auf die Ungezwungenheit, mit der die Kollegin anscheinend ihre Beziehungen angeht. Sein Schmerz sitzt immer noch sehr tief. Allerdings sieht er eines Morgens auf seinem Handy, dass er die Nacht zuvor in betrunkenem Zustand mit Seon-yeong zwei Stunden lang telefoniert hat. Er kann sich aber nicht mehr erinnern, worüber sie gesprochen haben. Die beiden trinken ein paar Mal zusammen und es wird klar, dass Seon-yeong auf ihre eigene Weise ihren Trennungsschmerz verarbeitet. Jae-hoon ertrinkt sich im Selbstmitleid, doch könnte die etwas distanziert wirkende Kollegin tatsächlich seine Schmerzen lindern? Entwickeln sich sogar Gefühle zwischen ihnen oder sind sie nur zwei verletzte Seelen, die für einen kurzen Zeitraum den gleichen Weg teilen?
Kritik: Wieder so ein Romantikstreifen aus Korea. Das lässt einen zumindest der irgendwie flippig wirkende Titel denken. Tatsächlich lässt sich der Originaltitel ungefähr mit "Die gewöhnlichste Romanze" übersetzen und das trifft es dann schon eher, was man hier erwarten sollte. Dementsprechend war ich positiv überrascht. Anstatt einer verqueren, vielleicht gar aufgedrehten Protagonistin oder einem albernen Protagonisten bekommen wir hier tatsächlich aus dem Leben gegriffene Charaktere, die gut ausgearbeitete Persönlichkeiten haben und diese auch im Wechselspiel miteinander zeigen können. Sie präsentieren ein Romantikdrama, wie es das Leben schreibt. Da gibt es keine rosarote Sonnenbrille, durch die man seine neue Liebe sieht, da gibt es eben auch viele Schattenseiten. Enttäuschung und Betrug stehen hier im Zentrum, aber eben auch das Bedürfnis, sich trotz allem vielleicht doch wieder zu verlieben.
Es wäre aber falsch, würde man "Crazy Romance" als eine nüchterne Liebesgeschichte bezeichnen. Die beiden Protagonisten sind desillusioniert, wenn es um die Liebe geht, Seon-yeong noch etwas mehr als Jae-hoon, aber dieser ist auch bereits auf einem guten Weg, nachdem er von seiner Verlobten extrem enttäuscht wurde. Die Geschichte selbst spielt eigentlich eine untergeordnete Rolle. Die beiden Hauptcharaktere treffen sich eigentlich einfach ständig zum Essen oder Trinken. Fast hätte man das Gefühl, als wäre man bei einem Hong Sang-soo Film, allerdings gibt Regisseurin Kim Han-gyul in ihrem Debüt keine tiefgehenden Einblicke in die Gedankengänge ihrer Charaktere, sondern lässt einfach die Chemie zwischen den beiden von der Liebe Enttäuschten arbeiten. Daneben gibt es ein paar Szenen, die uns in ihre Gefühlswelt eintauchen lassen, auch wenn diese oft genug hinter einer verschlossenen Tür vorzufinden ist.
Die Charaktere werden sympathisch, aber auch mit ihren Macken von Gong Hyo-jin ("Door Lock") und Kim Rae-won ("Gangnam Blues") dargestellt. Wie gesagt ist das Wichtigste in einem Film dieser Art die Chemie zwischen den Protagonisten. Keiner von den beiden wirkt wie ein Klischee und auch die Kollegen wirken trotz einiger stereotypischen Eigenschaften echt und natürlich. Auch der Büroalltag wird so überzeugend eingefangen. Da sich die Geschichte durch die Interaktion zwischen den Personen entfaltet, entsteht auch eine gute Dynamik. Langweilig wird es daher nie, auch wenn eine der größten Schwächen tatsächlich die Geschichte darstellt. Viel passiert nämlich eigentlich nicht. Das wäre verschmerzbar, da es ohnehin um Menschen und ihre Gefühle geht, und zwar jene, die man im normalen Leben mit sich trägt und keine, die in Extremsituationen entstehen.
Aber dann gibt es da doch einen Aspekt, der uns zu vertraut scheint. Die vielen Restaurantszenen oder Szenen in diversen Lokalen dürften wohl die meisten an ein KDrama erinnern. Es fehlt einfach die Originalität, die man bei all der Ehrlichkeit hinsichtlich der Gefühle doch ebenso erwarten darf. Irgendwann fällt einfach zu sehr ins Auge, dass ein erneuter Besuch in einer Gaststätte nur deshalb ansteht, da ein bestimmtes Gespräch auf möglichst "natürliche" Weise stattfinden muss, um die Beziehung weiterzuführen. Damit bleibt auch einfach ein Geschmack der Mittelmäßigkeit und "Crazy Romance" kann nicht das Maß an Authentizität erreichen, das möglich gewesen wäre. Die Charaktere sind wirklich alle auf ihre Weise charmant, auch die Bildsprache ist einladend, sodass wir uns sofort für das Leben und Leiden der zwei Individuen im Zentrum interessieren, aber es fehlt einfach etwas, das dem Film eine gewisse Würze verleiht. Das ist besonders daher schade, weil der Film ansonsten einen erwachsenen Ton im Umgang mit dem Thema Liebe anschlägt.
Nebenher werden zwar noch soziale Medien und Gerüchte am Arbeitsplatz behandelt, aber es bleibt alles an der Oberfläche. Im Kern geht es aber eben um einen interessanten Aspekt der Liebe: Dass man sich nämlich trotz all der Enttäuschungen und Ängste, auch trotz all der Dummheiten, die im Prozess des Beziehungsaufbaus involviert sind, immer wieder die Mühe gibt, jemanden näher kennenzulernen. Während des Sehens wird man von diesem Romantikdrama gut unterhalten und auch währenddessen dachte ich mir, dass es also doch noch Gründe gibt, sich ab und zu dem Genre zu widmen. Keine peinlichen Tränen, nichts Kindisches, liebenswerte Charaktere. Alles sehr ansprechend und solch ein Film kann einem an tristen Tagen durchaus die Stimmung aufhellen. Nur leider wird kurz danach auch klar, dass man "Crazy Romance" nicht lange im Gedächtnis behalten wird. Ob das für eine Empfehlung reicht, ist schwer zu sagen. Aber wer dem Genre nicht vollkommen abgeneigt ist, kann hier eigentlich nicht enttäuscht werden.