Story: Shizuka Suzuki (Ayaka Miyoshi) arbeitet für eine große Firma und soll eine Präsentation für ihren Chef machen, auf den alle Kolleginnen ein Auge geworfen haben. Überdies ist in einem seiner Teams ein Platz frei geworden und das wäre die Gelegenheit für Shizuka aufzusteigen. Daher steckt sie alle Mühe in die Präsentation, muss sich jedoch einen Tag auch um ihre Nichte kümmern. Zusammen mit ihr geht sie auf einen Jahrmarkt und besucht dort einen Hypnotiseur (Akira Takarada). Shizukas Nichte möchte für eine Schulaufführung besser singen und tanzen können. Der Hypnotiseur versucht sein Bestes, doch wie sich schnell herausstellt, handelt es sich bei ihm um einen Schwindler, der von Kredithaien gesucht wird und mit seiner Assistentin Chie (Yuu Yashiro) gemeinsame Sache macht. Das Problem ist nur, dass die Hypnose bei Shizuka gewirkt hat! Jedes Mal, wenn sie Musik hört, muss sie singen und tanzen. Bei der Arbeit hat das bereits zu einer peinlichen Szene geführt und so sucht sie mithilfe eines Privatdetektivs (Tsuyoshi Muro) und Chie nach dem untergetauchten Hypnotiseur, um ihren Zustand wieder rückgängig zu machen. Von dem Privatdetektiv bekommt sie einen Hinweis und macht sich mit Chie auf den Weg zur nächsten Vorstellung des Manns, der nun als Magier auftritt. Auf dem Weg dorthin erleben die beiden Frauen aber so einige Rückschläge. Doch Shizukas Bedürfnis zu singen und zu tanzen, hilft ihr in brenzligen Situationen tatsächlich sogar weiter.
Kritik: Musicals sind dann doch ein Genre, das ich lieber meide. Allerdings ist "Memories of Matsuko" immer noch in meinen Top 10 der besten Filme überhaupt und als ich dann auch noch las, dass "Dance With Me" von Regisseur Shinobu Yaguchi ist, der mit "Swing Girls" einen unglaublich energetischen und unterhaltsamen Musikfilm kreiert hat, welcher überdies auch noch eine Musikrichtung im Fokus hat, mit der ich besonders wenig anfangen kann, war klar, dass er mehr als nur eine Chance verdient hat. Leider mangelt es seinem neuesten Werk aber an Humor, obwohl dies doch dank Shinobus besonderer Zusammenstellung von Szenen meist eine Stärke des Regisseurs war. Alles wirkt eher unspektakulär und schlicht wenig originell. Immerhin bekommen wir aber wieder die gleiche Form der positiven Energie zu spüren, die die Filme des Regisseurs so offenkundig auszeichnet.
Man könnte sogar so weit gehen, den Film als ein Anti-Musical zu bezeichnen. Schließlich kann die Protagonistin Musicals überhaupt nicht leiden, was jedoch auf eine fast traumatische Kindheitserfahrung zurückzuführen ist. In ihrem Herzen hat sie sich aber immer danach gesehnt, zu singen und zu tanzen. Man muss kein Psychoanalytiker sein, um dies sofort zu erkennen. Das ist auch der Grund, warum sie für Hypnose so zugänglich ist. Zumindest, wenn es um das Singen und Tanzen geht. Ebenso offensichtlich ist, dass ihr neuer Fluch tatsächlich ein Segen für sie ist, weil sie gezwungen wird, aus ihrem stinknormalen Alltag auszubrechen. Sie arbeitet schließlich für ein großes Unternehmen und muss selbst beim Essen gesellschaftskonform bleiben und darf dementsprechend nicht weiteressen, wenn alle ihre Kolleginnen satt sind, auch wenn sie eigentlich noch Hunger hat. Zu ihrer Familie auf dem Land hat sie in der Großstadt natürlich keinen Kontakt und sucht diesen auch nicht. Sie lebt förmlich nur für die Arbeit. Kurzum: Sie ist eine typische Arbeiterin, deren Akku bald leer sein dürfte.
Musik bringt für sie wieder ein verloren geglaubtes Lebensgefühl in die Welt. Sie sträubt sich zunächst dagegen, da es eben nicht gesellschaftskonform ist, plötzlich in Gesang auszubrechen, erst recht nicht in Japan. Und tatsächlich lässt sie sogar einiges an Chaos und Zerstörung hinter sich, wenn sie aus einem ihrer musikalischen "Anfälle" wieder zu sich kommt. Aber die Freude kehrt wieder in sie zurück und ihre tief verschüttete Reue, dass sie in der Kindheit keinen anderen Weg eingeschlagen hat, wird aufgelöst. Genau darum geht es im Kern von "Dance With Me", während sich auch über das eine oder andere Hollywood-Musical lustig gemacht wird. Die Macht über sein eigenes Leben wiedergewinnen und die Stärke erlangen, seinem Traum zu folgen. Ein Motiv, das in den Filmen des Regisseurs sehr häufig anzutreffen ist. Schade ist dabei jedoch, dass das alles sehr repititiv werden kann und trotz der faszinierenden Meta-Ebene irgendwie die Tiefe fehlt.
Aus den Musical-Einlagen hätte weitaus mehr herausgeholt werden können. Die Stücke sind natürlich aus der japanischen Popkultur, und auch mal aus den Siebzigern, wenn es passt. Und die Darsteller singen und tanzen ebenso alle selbst. Ayaka Miyoshi liefert dabei eine gute Figur ab und kann die Lebensfreude Shizukas in den musikalischen Szenen gut zum Ausdruck bringen. Auch stimmlich trifft sie jeden Ton. In den Schatten wird sie aber diesbezüglich von ihrem Sidekick, gespielt von Yuu Yashiro, gestellt. Immer wieder gibt es auch Momente, in denen man denkt, dass man das Ganze auch etwas größer und mitnehmender hätte ausarbeiten können, z.B. als das ungleiche Duo mit zwei rivalisierenden Gangs tanzt. Ein wenig mehr Choreographie hätte nicht geschadet. Womöglich ist der Mangel an Perfektion aber auch der Grund, warum "Dance With Me" nicht so kitschig wird. Natürlichkeit steht im Vordergrund und kein leerer Glamour und Glanz. Hinsichtlich dieses Aspekts kann man also durchaus geteilter Meinung sein.
Was aber auf jeden Fall stört, ist der Fluss der Geschichte. Dieser wird durch einen ziemlich starken Road-Trip-Anteil gestört und lange hat man auch nicht den Eindruck, als würde der Film irgendwohin wollen. Die Geschichte tröpfelt sogar einfach nur vor sich hin und einige der Nebencharaktere wirken auch nicht so lebhaft, wie es für den Film angemessen gewesen wäre. Besonders schade ist aber, dass es so wenige Momente gibt, in denen man laut auflachen muss. Der Humor verschwindet zu sehr im Hintergrund und wird durch eine generelle lebensbejahende Stimmung ersetzt. Das führt in der Tat dazu, dass man sich einer guten Laune beim Abspann nicht erwehren kann, aber flach und enttäuschend ist der Film daher dennoch. Immerhin bedeutet gute Laune auch, dass man die Zeit nicht bereut, die man mit "Dance With Me" verbracht hat. Gerade mit Rücksicht auf seine Meta-Ebene hätte aber ein viel interessanterer Film am Ende stehen können.