Story: Detective Kim Hyeong-min (Kim Yun-seok) vom Drogendezernat trifft sich mit dem Informanten Kang Tae-oh (Joo Ji-hoon), der für einen Killer Leichenteile vergraben haben will. Plötzlich wird Tae-oh aber verhaftet und die Polizei überführt ihn des Mordes an seiner Freundin. Tae-oh spricht im Gefängnis mit Hyeong-min und hilft ihm, Beweise für seine Tat zu finden. Allerdings legen diese Beweise ganz deutlich nahe, dass die Polizei für seine erste Verurteilung Beweise gefälscht hat. Tae-oh muss daher für den Mord nur noch fünfzehn Jahre im Gefängnis sitzen und Hyeong-min, der mittlerweile zum Morddezernat gewechselt ist, fällt bei seinen Kollegen in Ungnade. Tae-oh erzählt dem Detective aber von weiteren Morden, die er begangen haben will, und er erinnert sich an sehr viele Details. Für seine Informationen soll Hyeong-min ihm Geld zahlen. Da der Polizist mit seinem Bruder ein gut laufendes Geschäft geerbt hat, stellt das für ihn kein Problem dar. Er lässt sich darauf ein, obwohl er weiß, dass der Killer ein böses Spiel mit ihm treibt. Fortan jagt Hyeong-min diversen Hinweisen nach, die er vom Killer bekommt. Manche stellen sich als falsch heraus, andere geben ihm genau so viele Informationen, dass er weiterforschen muss. Tae-oh erhöht aber weiter den Druck auf den Detective, verlangt mehr Geld und leugnet seine Aussagen vor Gericht. Für Hyeong-min ist nur wichtig, endlich den Opfern Gerechtigkeit zuteil kommen zu lassen.
Kritik: Krimi-Thriller müssen stets mit den gleichen Problemen kämpfen. Eine rätselhafte Mordreihe und ein Detective, der dem Mörder auf der Spur ist auf eine Art und Weise zu verpacken, dass man nicht realisiert, die gleiche Geschichte schon tausend Mal gesehen zu haben. "Dark Figure of Crime" schafft aber genau das. An der Oberfläche handelt es sich auch hier um einen typischen Thriller, einmal davon abgesehen, dass der Mörder bereits hinter Gittern sitzt. Aber da hören dann schon die meisten Parallelen auf. Der Film lebt von seinen beiden Protagonisten und setzt keineswegs auf billigen Spannungsaufbau. Vielmehr ist es die Geschichte und wie sich diese entwickelt, die einen in ihren Bann zieht - auch ohne Szenen halsbrecherischen Tempos. Man wartet gespannt darauf, wie die einzelnen Morde wirklich zusammenpassen und hofft auf eine gute Wendung zum Schluss. Tatsächlich ist dann aber letztlich doch alles etwas anders, als man denkt. Nicht zuletzt, weil "Dark Figure of Crime" auf wahren Begebenheiten beruht, ist dieser Thriller äußerst stark in der Realität verankert.
Erst beim Abspann erfahren wir, dass es sich hier um die Geschichte eines wahren Killers handelt, obwohl bereits am Anfang darauf hingewiesen wird, dass der Film auf wahren Begebenheiten beruht. Es hätte dem Film noch einen anderen Reiz gegeben, hätte man schon vorher gewusst, dass er auf einem realen Killer basiert. Den Rückblenden hätte das sicherlich nicht geschadet, da man bei diesen nicht wissen kann, ob es sich um reale Ereignisse handelt oder wie sich diese möglicherweise zugetragen haben mögen. Diese Unwissenheit fasziniert, sodass man anfangs sogar annimmt, dass Tae-oh vielleicht doch nicht für alle die Morde, die er zugibt, verantwortlich ist. Aber dann tauchen wir tiefer in seinen Charakter ein. Er ist ohne Zweifel jemand, dem es an emotionalem Einfühlungsvermögen fehlt. Ein Psychopath, der zu allem fähig ist. Ein wahnsinniger Blick ist da meist für Schauspieler die simpelste Zuflucht, um einen solchen Charakter zu tragen, aber Joo Ji-hoon ("Along With the Gods: 49 Days") gibt seine bis dato beste schauspielerische Leistung ab, da er nicht einfach nur wahnsinnig wirkt, sondern oft auch normal. Zumindest so normal, dass einem auffällt, dass irgendwas nicht ganz mit ihm stimmt.
Die zweite Stärke ist selbstverständlich Kim Yun-seok ("1987: When the Day Comes"), der mehr aus einer Rolle herausholt, die eventuell nur die eines abgehalfterten Polizisten mit dem Herz am rechten Fleck hätte werden können. Der Detective ist sich durchaus bewusst, dass er an der Nase herumgeführt wird, aber zu Beginn ist uns das nicht klar. So glauben wir, einen naiven, manchmal sogar dummen Polizisten vor uns zu haben. Doch mit der Zeit wird deutlich, dass er schlichtweg nicht das Risiko eingehen möchte, dass eventuell doch etwas Wahres an Tae-ohs Geschichte dran ist. Und Hyeong-min ist sogar alles andere als ein abgehalfterter Cop. Er trägt einen Anzug, ist stets höflich und um den Ruf seines Kollegen bedacht, den er nicht in diesen komplexen Fall hineinziehen will. Die Chemie zwischen den beiden Protagonisten ist auch ganz eindeutig in der Realität verortet, was bedeutet, dass es keine Anfeindungen gibt, die lediglich der Spannungsförderung dienen. Vielmehr gibt es einen geistigen Wettstreit zwischen den beiden.
Hyeong-mins ruhige Art bedeutet auch, dass er logisch und bedacht an den Fall herangeht. Tatsächlich werden so auch einige neue Hinweise ans Licht gebracht und die Geschichte entwickelt sich natürlich weiter und nicht mithilfe aus dem Nichts auftauchender Hinweise. Das alleine lässt den Thriller schon um einiges über der Konkurrenz stehen. Außerdem ist da noch der Umstand, dass der Killer nicht erst gefangen werden muss, sondern dass wir hoffen, dass er zu einer längeren Haftstrafe als den jetzigen fünfzehn Jahren verurteilt wird. Daneben fragen wir uns natürlich, was den Mörder antreibt. Eine klare Antwort mag man darauf nicht finden, aber das empfindet man tatsächlich sogar als äußerst ehrlich. Denn der Mörder ist eben nicht so einfach gestrickt, wie in den meisten anderen Krimis. In seinem Kern erforscht "Dark Figure of Crime" aber genau seine Charaktere und das macht den Plot so nahegehend. Beide Hauptcharaktere sind Persönlichkeiten, die nicht sofort zu durchschauen sind und das hält die Spannung im Film aufrecht. Daneben ist die Suche nach der Wahrheit bzw. weiteren Opfern auch sehr stilsicher eingefangen und lässt uns stets eng an den Geschehnissen bleiben.
Die vermeintlichen Rückblenden fügen sich auch gut in die Geschichte und wirken nicht wie unmotiviert auf den Bildschirm gebracht. Es wird hier auch gekonnt mit der Realität gespielt. Damit kann der Regisseur auch geschickt umgehen, dass man auch wirklich nicht alle Fakten der Mordserie kennt. Die Regie ist nicht spektakulär, aber passend. Es gibt nicht einfach nur düstere Bilder, vielmehr erinnert der Thriller auch hinsichtlich seiner Präsentation manchmal ein wenig an "Memories of Murder". Unspektakulär, aber tatsächlich, zumindest teilweise, gut durchdacht. Es handelt sich bei "Dark Figures of Crime" um einen jener seltenen Fälle, bei denen man am Ende eine Gänsehaut bekommt, ohne genau sagen zu können, warum. Als wären die Mordopfer die tatsächlichen Protagonisten. Genau das war auch die Idee hinter der Geschichte. Unterhaltungstechnisch hätte man vielleicht noch etwas mehr leisten können, aber Regisseur Kim Tae-gyoon hat hier wirklich gute Arbeit geleistet.