Story: Der Leiter der nationalen Sicherheitsbehörde Park (Kim Yun-seok) jagt im Auftrag des Militärregimes von Chun Doo-hwan Kommunisten im Land. Die Hochschulproteste gegen die Diktatur bringen immer wieder Studenten auf Parks Liste. Eines Tages wird er darüber informiert, dass einer der Studenten bei einem Verhör gestorben ist. Park will die Sache schnell unter den Teppich kehren. Doch Staatsanwalt Choi (Ha Jung-woo), der unterschreiben soll, dass der Student ohne vorherige Autopsie eingeäschert wird, stellt sich quer. Park übt Druck auf Choi aus, der als Gegenmaßnahme heimlich Informationen über den Fall an einen Reporter weitergibt. Park bleibt keine andere Wahl, als zwei seiner Agenten dafür geradestehen zu lassen, um Schlimmeres zu verhindern.
Währenddessen schmuggelt Gefängniswärter Han (Yoo Hae-jin) Briefe und Informationen eines inhaftierten Widerstandskämpfers an den Anführer der Widerstandsbewegung (Sol Kyung-gu). Das erweist sich als besonders schwierig, da es auf der Straße immer wieder zufällige Kontrollen der Passanten gibt. Han sieht daher oft keine andere Wahl, als seine Nichte Yeon-hee (Kim Tae-ri) zu involvieren, die allerdings nichts mit den politischen Bewegungen im Land zu tun haben will. Doch sogar einer ihrer Kommilitonen, Yi Han-yeol (Gang Dong-won), für den sie sich interessiert, kämpft gegen die Regierung. Sollte die Wahrheit über Parks Vertuschungsversuche ans Licht kommen, könnte dies die Regierung stürzen.
Kritik: 1987 kann als das Jahr angesehen werden, in dem Südkorea anfing zum demokratischen Staat mit freien Wahlen zu werden. Bis dahin war es jedoch ein langer Weg, der immer wieder vom koreanischen Kino als Vorlage aufgegriffen wird. "1987: When the Day Comes" fühlt sich aber um einiges ehrlicher an als vorige Werke, wie ein Befreiungsschlag, der nun erst nach der liberalen Welle im Land durch den neuen Präsidenten Moon Jae-in möglich scheint. Es handelt sich hier nicht um einen der besten Filme Koreas, aber um einen der vielleicht wichtigsten der letzten Jahre. Der Grund dafür ist, dass wir hier eine spannend erzählte Geschichtsstunde präsentiert bekommen, die weder zu einem tränengetränkten Drama verkommt, noch zu einer Dokumentation, die cineastische Prinzipien guter Unterhaltung über Bord wirft. "1987" ist damit das perfekte Produkt aus Unterhaltung und Rekapitulation einschneidender geschichtlicher Ereignisse in Korea.
Seit dem Gwangju-Massaker 1980 gab es in Korea immer wieder Studentenproteste gegen die diktatorische Regierung des Landes, welche mit polizeilicher oder militärischer Gewalt niedergeschlagen wurde. Wer gegen die Regierung war, war automatisch Kommunist, und diese wurden mit fanatischen Bemühungen gejagt. Wollten Gefangene vermeintliche Mittäter nicht beim Namen nennen oder verschwiegen sie deren Aufenthaltsort, wurden sie nach Namyeong-dong gebracht. Ein Ort, an dem Folterungen an der Tagesordnung waren. Wer mehr darüber erfahren will, sollte sich "National Security" ansehen. Die Gechichte zeigt aber, dass es dieses eine Ereignis gibt, welches das Fass bei der Bevölkerung zum Überlaufen bringen und eine Regierung stürzen kann. In diesem Fall der Tod eines Studenten, der mit Sicherheit nicht das erste Opfer der Machtsicherung des Präsidenten war, über den und die versuchte Vertuschungsaktion der Regierung aber zum ersten Mal ausführlich berichtet wurde.
Beeindruckend ist, dass der Film verschiedene Charaktere vorstellt, die notgedrungen beim Umfang der Geschichte alle etwas flach bleiben müssen, und trotzdem ist der Fokus der Ereignisse immer auszumachen. Man bekommt niemals das Gefühl, als hätte der Drehbuchschreiber den roten Faden verloren. Letzten Endes sind es verschiedene Individuen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und die richtigen Entscheidungen getroffen haben, welche die Wahrheit ans Licht bringen. Anfangs befürchtet man, den Überblick verlieren zu können, da wir etliche Personen mit Namen vorgestellt bekommen, als wären sie unwahrscheinlich wichtig. Dabei ist das gar nicht nötig und soll wohl der Geschichte ihren dokumentarischen Anstrich verleihen. Man realisiert schnell genug selbst, wer für die Ereignisse wichtig ist und wer nur eine Nebenrolle spielt. Und auch wenn die Charaktere nicht sonderlich stark ausgestaltet sind, sind ihre Rollen jederzeit klar und der großartigen Besetzung gelingt es überdies, uns auch emotional für die Personen zu interessieren.
Ha Jung-woo ("Along with the Gods - Two Worlds") spielt den Staatsanwalt, dessen unbeschmutzter Gerechtigkeitssinn die ganze Sache erst ins Rollen bringt. Kim Yun-seok (ebenfalls an der Seite Gang Dong-wons, der den Studenten spielt, in "The Priests" zu sehen) verkörpert mit stoischer Miene den Bösewicht, aber hinter der Verbissenheit seines Charakters steckt auch eine tragische Vergangenheit. Yoo Hae-jin ("Luck-Key") spielt einen Gefängnisaufseher, der mit seiner Tochter, gespielt von Kim Tae-ri ("Little Forest"), das emotionale Fundament der Geschichte liefert und zeigt, welche Opfer normale Bürger eingegangen sind, um etwas im Land zu ändern. Das funktioniert alles erstaunlich gut. Es werden auch nicht immer wieder unnötig Demonstrationen gezeigt, um mit diesen an unseren Gefühlen zu rühren. Erst gegen Ende kommt es dazu, und da hat es sich der Film auch verdient, eine solche Szene einzubauen.
Die Gefahr bei Filmen mit historischem Hintergrund ist, dass überdramatisiert oder uns ein gewisser Nationalstolz um die Ohren gehauen wird. Wenn gegen Ende aber - und wir wissen ja, wie die Ereignisse ausgehen - die Menschen in den Straßen mit erhobener Faust Parolen brüllen, dann fühlt sich das in "1987" eher wie ein Sieg der Gerechtigkeit und Freiheit über die Unterdrückung an und stellt ein verloren geglaubtes Vertrauen in die Menschheit wieder her. Die Aufnahmen der realen Ereignisse, die uns beim Abspann gezeigt werden, verstärken dieses Gefühl und zeigen weiterhin mit welchem Auge für Details der Regisseur bei seinem Werk vorgegangen ist. Jang Joon-hwan hat damit seit seinem Geheimtipp "Save the Green Planet" endlich wieder ein kleines Meisterwerk auf die Leinwand gebracht, das erneut sein Talent zeigt, Genres gekonnt zu vermischen - in diesem Fall einen Krimi, ein Drama sowie eine Dokumentation - und dabei dennoch ein einheitliches Ganzes abzuliefern. Großartig.