Story: Jae-hyeok (Lee Byung-hun) will mit seiner Tochter Soo-min (Kim Bo-min) nach Hawaii. Soo-min beobachtet auf der Flughafentoilette jedoch einen Mann, der sich einen kleinen Gegenstand in der Achselgegend implantiert. Der Mann, der Wissenschaftler Jin-seok (Im Si-wan), realisiert, dass er beobachtet wurde, und beschließt, den gleichen Flug wie Jae-hyeok und seine Tochter zu nehmen. Derweil geht Detective In-ho (Song Kang-ho) einem Tipp nach, dass der Mann, der vor kurzem in den sozialen Medien einen Terrorakt auf einem Flug angekündigt hat, in einem Apartmentkomplex in der Stadt leben soll. Der Detective entdeckt in dem Apartment eine Leiche und einige Videos, die dokumentieren, wie der Wissenschaftler Jin-seok ein Virus so lange hat mutieren lassen, bis es in möglichst kurzer Zeit zum Tode führt. Eine Fahndung wird rausgeschickt, allerdings ist der Flug nach Hawaii bereits gestartet. In-ho setzt alles daran, die Luftfahrtbehörde über den Ernst der Lage zu informieren, da seine Frau ebenfalls auf dem Flug ist. Zunächst möchte man nicht glauben, wie gefährlich die Lage ist, bis der Kapitän des Flugs sich meldet, weil einer der Passagiere an einer eigenartigen Krankheit gestorben ist. Jin-seok hat das Virus in dem Flugzeug freilassen können, obwohl Jae-hyeok und seine Tochter das Flugzeugpersonal über die Gefahr, die von dem Mann ausgeht, informiert haben. Nun spitzt sich die Lage immer weiter zu, da das Virus hochansteckend ist...
Kritik: Um es gleich vorwegzunehmen, kann man "Emergency Declaration" als Zuschauer schlicht in die Kategorie stupider, aber überaus effektiver Blockbuster-Unterhaltung einordnen. Als Filmkritiker stößt man aber wiederum auf viele Probleme, die diesen Katastrophenfilm um einen Virusausbruch qualitativ um einiges abfallen lassen. Da wäre zum einen der Umstand, dass der Streifen viel zu lang ist, etliche Charaktere auf unglaubwürdige Weise im weiteren Verlauf der Geschichte irgendwie zusammenhalten will und es so viele Zufälle gibt, dass die ohnehin sehr konstruiert wirkende Geschichte beinahe schon lächerlich wird. Demgegenüber steht, dass der Film gut durchtaktet ist und uns immer wieder vor neue Krisen stellt, welche die Spannung aufrecht erhalten. Da der Film kein geringes Budget hat - die namhaften Stars sollten darüber keinen Zweifel lassen - und die Regie durchaus gelungen ist, fällt gar nicht so sehr auf, dass "Emergency Declaration" genauso gut ein B-Movie sein könnte, bei dem man sich tatsächlich wegen der unfreiwilligen Komik unterhalten fühlt.
Eigentlich fängt es schon damit an, dass man den Bösewicht nicht ernstnehmen kann. Sein Verhalten ist dermaßen auffällig, sowohl am Flughafen als auch gegenüber Jae-hyeok und seiner Tochter, dass es eigentlich unmöglich dazu hätte kommen können, jemanden wie ihn in einem Flugzeug zu sehen. Seine diversen Warnungen und ehemaligen Mitarbeiter hätten zumindest dafür sorgen müssen, dass die Polizei mal bei ihm vorbeischaut. Natürlich geschieht das erst dann, nachdem er gerade abgeflogen ist. Jae-hyeoks Tochter hat Ekzeme, die genauso aussehen wie die Symptome des Virus, der Pilot und Jae-hyeok haben eine gemeinsame Vergangenheit und die Frau des Polizisten, der den Fall untersucht, sitzt ebenfalls an Bord der Maschine. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs an Zufällen. Das Virus wird nämlich auch als Joker benutzt, das keine eindeutige Inkubationszeit hat, zumindest nicht in der Praxis. Während der eine Pilot innerhalb kürzester Zeit umkippt, hält der andere als halbe Leiche dasitzend gefühlt noch Tage durch.
Eine Sache, bei der es schwerfällt über Schwächen im Drehbuch hinwegzusehen, ist das Virus selbst. Niemand vom Flugzeugpersonal denkt an so etwas wie Quarantäne, das müssen die Passagiere selbst in die Hand nehmen. Und nur eine Handvoll an Personen zieht sich ein Stück Stoff über Mund und Nase, ansonsten wird nichts unternommen und es gibt diesbezüglich keine Anweisungen vom Bodenpersonal. Es handelt sich hier nicht um die Grippe oder COVID, sondern ein Virus, das innerhalb einiger Stunden zu 99 Prozent zum Tod führt. Ein solches Virus hätte es auch ziemlich schwer, sich unbemerkt bzw. schnell auszubreiten, weshalb auch das Drama, das unweigerlich aufkommen muss, ob und wo die Maschine landen darf, ziemlich fragwürdig erscheint. Dann gibt es außerdem plötzlich ein antivirales Medikament, was im weiteren Verlauf der Geschichte durchaus plausibel sein mag, aber nicht, dass man dieses innerhalb kürzester Zeit in der nötigen Menge herstellen kann. Außerdem wird die Leiche in der Wohnung des Psychopathen positiv getestet - nur worauf denn bitteschön?
Vielleicht ist es ein Wunschdenken, dass der typische Kinogänger ein Problem wie ich mit all dem hat, aber nach/während der Corona-Pandemie sollte man sich doch auf wissenschaftlicher Ebene genug mit Viren beschäftigt haben, um zu sehen, dass man hier ganz schön viel Unsinn präsentiert bekommt. Schade ist auch, dass die Panik an Bord nicht richtig zum Tragen kommt, auch wenn das Stigma, eventuell infiziert zu sein, angerissen wird, genauso wie der Umstand, dass am Ende jedes Land nur an sich selbst denkt und die Maschine nicht landen lassen will. Daneben sind da aber leider auch die Charaktere, die sehr flach sind und nur dank der namhaften Besetzung nicht völlig irrelevant werden. Song Kang-ho ("Parasite") ist der unfreiwillig heldenhafte Detective, der selbst dann noch in den Fall involviert ist und die Initiative ergreift, als die Angelegenheit bereits an höhere Stellen wie die der von Jeon Do-yeon ("Beasts Clawing at Straws") gespielten Spezialistin übergeben wurde. Bei ihnen gibt es aber das gleiche Problem wie bei Hauptdarsteller Lee Byung-hun ("Ashfall"): Jeder von ihnen hätte auch durch einen unbekannteren Darsteller ersetzt werden können, da ihr Talent nicht zur Entfaltung kommen kann.
Bis hierhin könnte man fast meinen, dass es sich bei dieser Kritik um einen Verriss handelt. Allerdings gibt es eben auch einiges Positives. Trotz seiner Konstruiertheit kann der Streifen nämlich als Katastrophenfilm ziemlich gut funktionieren und jedes Mal, wenn die Action/Spannung droht, an Tempo zu verlieren, zeigt sich ein neues Problem am Horizont. Zusammen mit dem Soundtrack, der im Hintergrund ganz im Stile eines Hans Zimmer mal leise, mal laut dröhnend Unheil prophezeit, ist daher selbst dann die Spannung fast in der Luft zu zerschneiden, wenn augenscheinlich nichts passiert: Denn es könnte tatsächlich jederzeit die nächste Katastrophe eintreten. Aus der Unterhaltungsperspektive funktioniert "Emergency Declaration" daher sehr gut und ist genau die Art von gut produzierter Blockbuster-Action, die man nach einem harten Arbeitstag braucht, wenn man nicht mehr das Gehirn einschalten möchte. Unglücklicherweise wird dieser positive Eindruck am Ende aber nochmal durch ein unnötig dramatisches Finale mit Botschaft zum Augen-Verdrehen beschädigt. Dennoch bleibt dieser Katastrophenfilm nette Abendunterhaltung, mit der man nicht viel falsch machen kann.