Story: Joong-man (Bae Sung-woo) arbeitet in einem Saunastudio und entdeckt in einem abgeschlossenen Schließfach eine Tasche mit sehr viel Geld. Er ist versucht, das Geld an sich zu nehmen, stellt es aber zunächst in einen Lagerraum, falls es jemand einfordern sollte. Das Geld könnte er sehr gut gebrauchen, denn seine Mutter hat Demenz und wohnt mit ihm und seiner Frau zusammen, der sie immer wieder Probleme bereitet. Joong-man ist aber nicht der einzige mit akuten Geldproblemen. Tae-yeong (Jung Woo-sung) schuldet dem Gangsterboss Park (Jung Man-sik) eine große Summe Geld, weil er als Bürge für seine Freundin Yeon-hee einen Vertrag unterschrieben hat. Tae-yeongs Freundin ist allerdings plötzlich verschwunden und so muss er das Geld beschaffen. Er hat einen alten Freund, der mit einer großen Summe das Land verlassen will, daher ruft er einen Bekannten von sich an, Carp (Park Ji-hwan), und will zusammen mit ihm den Freund seines Geldes erleichtern. Da taucht plötzlich ein Detective auf und fragt nach jenem Freund. Tae-yeong bestreitet zunächst, ihn zu kennen, doch der Detective weiß bereits mehr, als er vorgibt.
Währenddessen leidet Mi-ran (Shin Hyun-bin) unter den Schlägen ihres Mannes. Sie hat einige Schulden gemacht, die sie abbezahlen muss, daher arbeitet sie in einer Escort-Bar. Als sie überlegt, ihren Mann umzubringen, bekommt sie unerwartet Hilfe von ihrer Chefin (Jeon Do-yeon). Doch Geld korrumpiert und scheint auch Mi-ran in eine Katastrophe zu steuern...
Kritik: An sich scheint vieles in "Beast Clawing at Straws" altbekannt zu sein. Ein Gauner-Film, bei dem es darum geht, einer Tasche voll Geld zu folgen und wer sie warum genau in seinen Besitz bringen will. Gier ist der grundlegende Motor, der sich entwickelnden Geschichte und die drei verschiedenen Geschichten konvergieren schließlich auf amüsante Art. Unterhaltsam ist der Film vor allem auch deshalb, weil wir Filme dieser Art kennen und daher gespannt sind, wie genau die Verbindungen zwischen den Protagonisten aussehen. Enttäuscht wird man dabei nicht, weil am Ende alles gut zusammenpasst. Das gute Drehbuch leistet damit genauso viel wie die namhafte Besetzung. Die Geschichte basiert dabei auf einem Roman von Sone Keisuke und liefert daher auch einige schöne Wendungen und ist interessanter, als es die zumeist, vor allem anfangs, recht karikativ erscheinenden Charaktere vermuten lassen würden.
Bae Sung-woo ("Metamorphosis") spielt die Person, die dem Zuschauer wohl am ehesten als Orientierungspunkt dienen kann, da sein moralischer Kompass nicht völlig kaputt ist. Er nimmt die Tasche nämlich nicht gleich mit, sondern wartet zunächst, ob sich jemand wegen ihr meldet. Wie sehr die Individuen moralisch korrumpiert sind, spielt für die Geschichte eine wichtige Rolle, denn die Bereitschaft für Geld alles zu machen, kommt oft wie ein Bumerang zurück. Karma ist daher auch eines der Themen, die als Basis für den weiteren Verlauf der einzelnen Geschichten dienen. Zwar ist die Geschichte in einzelne Kapitel aufgeteilt, doch wirkt das eher willkürlich. Schließlich wird auch innerhalb der Kapitel zwischen den Charakteren hin und her gewechselt. Der Ton des Films dürfte dabei überraschen, denn grundlegend bekommen wir einen ziemlich düsteren Thriller, der aber immer wieder von schwarzem Humor aufgehellt wird. Letzteres hätte man wahrscheinlich etwas stärker erwartet, als es letztlich der Fall ist.
Hinsichtlich des Tons von "Beasts Clawing at Straws" offenbart sich allerdings ein großes Problem. Regisseur Kim Yong-hoon mag zwar bereits hinter der Kamera Jang Jin für "Righteous Ties" eine helfende Hand gewesen sein, aber er liefert hier erst sein Debütwerk ab und eine gewisse Unerfahrenheit lässt sich nicht leugnen. Regietechnisch gibt es nichts zu beanstanden, die Bilder sind poliert, erstaunlich düster, wir bekommen häufig das Vergnügungsviertel bei Nacht zu sehen und dennoch leben die Charaktere in ihrem eigenen Mikrokosmos, aber der Ton ist nicht einheitlich. Man nimmt nicht nur wegen der Bilder den Film sehr ernst, sondern auch wegen der häufig ziemlich blutigen Szenen. Unterschwellig arbeitet sich dann immer wieder ein wenig schwarzer Humor nach oben, doch mit der zweiten Hälfte gewinnt dieser fast die Oberhand. Dann bangen wir nicht mehr um das Schicksal der Individuen, sondern realisieren, dass man uns einfach gut unterhalten will, denn moralisch kann man ohnehin mit den wenigsten sympathisieren.
Der Sauna-Mitarbeiter dient uns wie gesagt ein wenig als moralische Bezugsperson, aber eigentlich wird sehr bald der von Jung Woo-sung ("Steel Rain") gespielte Flughafenmitarbeiter der Fokus der Geschichte. Während wir zunächst noch Mitleid mit ihm haben, weil er von seiner Freundin Yeon-hee, über die er nicht hinwegkommt, in den ganzen Schlamassel gezogen wurde, macht er es irgendwann schwer für uns, ihn weiter anzufeuern. Er wird selbst zum Gauner und aufgelockert wird die Geschichte ab diesem Punkt von einem eigenartigen Detective, der mit seiner schrägen, aufdringlichen Art Tae-yeong verrückt macht. Die Geschichte um Mi-ran und ihren Mann, der sie misshandelt, spielt sich eher am Rande ab und ist auch irgendwann erstaunlich plötzlich abgeschlossen. Dafür betritt dann Jeon Do-yeon ("The Shameless") als Femme fatale die Bühne und stiehlt mit ihrer Durchtriebenheit und Rücksichtslosigkeit alle anderen an die Wand. Durch diesen weiteren Faktor steigt der Unterhaltungsgrad dann noch einmal an.
Gibt es denn wirklich nur amoralische Menschen? Diese Frage stellt man sich nach der etwas lang geratenen Vorlaufzeit, bis man sich vollständig in der Welt dieses Films befindet. Und langsam bekommen wir die Grautöne präsentiert, die man eigentlich schon erwartet hat. Die Charaktere hätten etwas sorgfältiger ausgearbeitet werden können, aber die Darsteller können das mit ihrem enthusiastischen Schauspiel wieder auffangen. Schön ist außerdem, dass der aufmerksame Zuschauer schon recht bald in Frage stellen muss, ob überhaupt eine chronologische Erzählweise gewählt wurde. Die einzelnen Fäden werden auf gelungene Weise zusammengeführt und das Tempo steigt auf natürliche Weise immer weiter an. Es gibt einige schockierende Entwicklungen und man weiß eigentlich nie, was als nächstes passieren mag. Damit ist "Beasts Clawing at Straws" ein sehr unterhaltsamer Film, der ab der zweiten Hälfte auch endlich die richtige Mischung aus düsterem Thriller und augenzwinkerndem Gauner-Streifen findet.