AsianMovieWeb logo
Eye of the Storm - Filmposter
Original Title:
Yi qi

Taiwan 2023

Genre:
Drama

Director:
Lin Chun-yang

Cast:
Wang Po-Chieh
Tseng Jing-Hua
Chloe Xiang
Hsueh Shih-ling
Chang Yung-Cheng
Hsu Fu-Chuan


Search AsianMovieWeb


Eye of the Storm

Eye of the Storm - Film Screenshot 1

Story: Es ist das Jahr 2003. Dr. Xia (Wang Po-Chieh) ist Chirurg und will so schnell wie möglich aus dem Krankenhaus, um den Geburtstag seiner Tochter zu feiern. Er sitzt schon im Taxi, als er angerufen wird, dass ein Notfall eingetroffen ist. Nachdem er zurück im Krankenhaus ist und die OP hinter sich gebracht hat, entdeckt er einen Reporter (Hsueh Shih-ling), der ein alter Bekannter ist. Da dieser gerade einen Artikel über das neue SARS-Virus geschrieben hat, fragt er ihn, warum er hier sei. Kurze Zeit später riegelt die Polizei das Krankenhaus ab und verhängt für alle im Gebäude einen Lockdown. Niemand der Ärzte und Krankenschwestern ist im Bilde, was wirklich los ist und man wartet auf Anweisungen von oben. Denn niemand weiß etwas über SARS-Infizierte im Krankenhaus. Der Pfleger Tai-he (Tseng Jing-Hua) versucht für seine Patienten herauszufinden, was los ist, aber auch er erfährt erst über die Nachrichten, dass es in ihrem Krankenhaus mehrere Infizierte gibt und auf unbestimmte Zeit alle im Krankenhaus festsitzen. Erst nach und nach findet man heraus, wer krank ist und isoliert jene Patienten in einem anderen Flügel. Doch ein Teil der Belegschaft des Krankenhauses sieht schon bald nicht mehr ein, mit den Kranken eingesperrt zu sein und dazu noch ohne Pause seinen Job machen zu müssen. Derweil bemüht sich Dr. Xia mit dem Reporter herauszufinden, wer im Krankenhaus Patient 0 war, um die weitere Infektionskette verfolgen zu können...

Filmroll Eye of the Storm - Film Screenshot 2 Eye of the Storm - Film Screenshot 3 Filmroll
Eye of the Storm - Film Screenshot 4

Kritik: Es ist eigentlich der perfekte Zeitpunkt, einen Film über die SARS-Pandemie von 2002-2004 zu drehen. Zuvor hat niemanden wirklich interessiert, was sich hauptsächlich in Asien zugetragen hat (auch wenn das Virus sich bald auf allen Kontinenten ausbreitete), vielleicht auch, weil "nur" 774 Menschen daran gestorben sind. Das lag natürlich daran, dass das Virus um einiges tödlicher war als COVID-19 und sich somit nicht so leicht ausbreiten konnte (schwerkrank kann man eben nicht so leicht das Bett verlassen und Viren verteilen). Gleichzeitig zeigt sich in "Eye of the Storm" auch, dass man jene Zahlen auch mit Vorsicht genießen muss, denn es gab keine Tests auf SARS bzw. vor allem zu Anfang wurden SARS-Tote gar nicht erfasst. Auch asymptomatisch/leicht Erkrankte wurden untererfasst. Wie komplex Wissenschaft (speziell bei schlechter Datenlage/-analyse) ist, war wohl auch den Machern von "Eye of the Storm" bewusst, weshalb sich der Film in dem Mikrokosmos eines Krankenhauses abspielt und dabei hauptsächlich die Opfer, die das Klinikpersonal erbracht hat, in den Vordergrund rückt.

Eye of the Storm - Film Screenshot 5

Sogleich spüren wir im Film die aufkommende Katastrophe, denn obwohl Dr. Xia eigentlich nur aus dem Krankenhaus will, um den Geburtstag seiner Tochter zu feiern, wird er ständig aufgehalten. Der Stress und die Notfälle, die reinkommen, erzeugen eine bedrohliche Stimmung, dass sogleich etwas noch Schlimmeres passieren könnte. Als es dann zum Lockdown kommt, ist die Panik mangels Informationen ebenso spürbar, und wie irrational sich Menschen angesichts einer unklaren Lage verhalten können, wissen wir spätestens seit COVID-19. Wer dreht also durch, wird gewalttätig oder lebt auf wiederum andere Art seine Panik aus? "Eye of the Storm" ist zu Beginn recht spannend und zieht uns sofort in seinen Bann. Danach passiert leider aber nicht mehr viel... Plötzlich sackt das Tempo ab und die Charaktere treten mehr in den Vordergrund. Das große Problem dieses Katastrophenfilms ist daher der Wechsel im Ton, der zum Ende hin nur noch stärker wird und sogar melodramatische Züge annimmt.

Eye of the Storm - Film Screenshot 6

Während vor Corona auch aus beispielsweise Korea schon Filme über tödliche Viren wie "The Flu" kamen, die natürlich etwas actionorientierter waren, hat sich Taiwan 2021 bereits in "The Falls" den psychischen Auswirkungen der Lockdowns während COVID-19 gewidmet. Ähnlich langsam geht auch "Eye of the Storm" an die Sache heran, aber damit hat man nach dem spannenden ersten Drittel einfach nicht gerechnet. Dr. Xia versucht auch auf eigene Faust den Patienten 0 ausfindig zu machen - was gar nicht so leicht ist, da SARS-Tote als solche in den Akten gar nicht erkannt wurden -, um die Trennung von potentiell Infizierten und Gesunden effektiver zu gestalten und endlich nach Hause zu können. Aber wirklich aufregend ist das nicht umgesetzt, zumal wir später erfahren, dass im Hintergrund auch noch Untersuchungen laufen und Dr. Xia mit seinen Nachforschungen eigentlich nur wenig zum Plot beiträgt. Dafür dreht sich die Geschichte dann immer stärker um die Charaktere.

Eye of the Storm - Film Screenshot 7

Überraschenderweise sind die Individuen gar nicht schlecht geschrieben. Dr. Xia wirkt anfangs sehr egoistisch, zuweilen ängstlich, macht aber natürlich eine Wandlung durch, auch wenn diese vielleicht nicht ganz so glaubwürdig sein mag. Daneben steht vor allem noch eine Ärztin und ein Krankenpfleger im Fokus, die durch eine Liebesgeschichte miteinander verbunden sind. Diese ist gar nicht so platt, wie man vermuten mag, was ebenfalls an den gut geschriebenen Charakteren liegt. Sie dienen also nicht nur als Bezugspersonen, die klarmachen, dass sie genauso wenig wissen, was eigentlich passiert, wie die verängstigten Patienten, sondern haben ihre eigenen Gefühle und Ängste. Das funktioniert gut, bis es eben nicht mehr so gut ankommt, weil zu viele Zufälle und Schicksale auf wenig glaubwürdige Art zusammengeführt werden. Von den nicht gerade zahlreichen Erkrankten sind z.B. überproportional viele wichtige Charaktere, weil dies aus dramaturgischen Gründen natürlich sinnvoll ist.

Filmroll Eye of the Storm - Film Screenshot 8 Eye of the Storm - Film Screenshot 9 Filmroll

Eye of the Storm - Film Screenshot 10

Das geht sogar so weit, dass gegen Ende auch noch eine wichtige OP (kleine Warnung: hier wird sehr viel gezeigt) unter besonders ungünstigen Bedingungen stattfinden muss, während parallel noch ein Krankenpfleger versucht, ein weiteres Leben zu retten. Das ist auch spätestens der Moment, wo uns klar wird, dass "Eye of the Storm" das Klinikpersonal während dieser Krise als Helden feiern will. Zu dick aufgetragen kann das aber eben nur mit einem Augenrollen quittiert werden. Interessanter sind da schon einige Parallelen zu den letzten Jahren, die zeigen, wie viel Blödsinn vor allem zu Anfang während COVID-19 erzählt wurde (Stichwort: Masken bringen nicht viel). SARS ist der Hauptgrund, warum heute in Asien die Menschen immer noch mit Masken rumlaufen, wenn sie krank sind. Und viele der Maßnahmen und Reaktionen der Menschen, die die meisten wohl aus gutem Grund verdrängen wollen, zeigen sich schon in "Eye of the Storm". Der Film ist somit eine faszinierende "Zeitreise" der anderen Art und kann auch mit gut geschriebenen Charakteren glänzen. Letztlich bleibt er uns als Film aber einiges schuldig, weil er als Momentaufnahme des Krankenhausalltags in dieser Krise etwas zu flach und melodramatisch vorgeht.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Eye of the Storm - Yesasia Yesasia Logo