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Floating City - Filmposter
Original Title:
Fu Cheng

Hong Kong 2012

Genre:
Drama

Director:
Yim Ho

Cast:
Aaron Kwok
Charlie Yeung
Annie Liu
Bau Hei-Jing
Josie Ho
Gregory Rivers
Calvin Cheng
Ben Yuen Foo-Wa


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Floating City

Story: Bo (Aaron Kwok) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, doch im Gegensatz zu seinen Kollegen, wie die im Ausland aufgewachsene Fion (Annie Liu), ist er nicht mit einem silbernen Löffel gefüttert worden. Er musste sich seinen Weg nach ganz oben hart erarbeiten. Nur seine Frau Tai (Charlie Yeung) weiß, was das bedeutet, denn auch sie ist in Hong Kong auf dem Meer aufgewachsen. Bo ist ein Halb-Chinese, der adoptiert wurde und mit seiner großen Familie auf einem Boot gelebt und gearbeitet hat. Doch immer sieht man in ihm den halben Ausländer und Bo befindet sich deshalb seit jeher in einer Identitätskrise. Er soll einmal das Boot seines Vaters übernehmen, aber Bo hat ganz andere Pläne. Er will lesen lernen und bei der East India Company arbeiten. Der Weg dorthin ist steinig, aber Bo hat einen langen Atem und schafft es mit Glück in die Firma, obwohl er erst dort richtig Englisch lernt. Lange genug hat Bo ein Leben in Armut führen müssen und schließlich hat er auch eine Verantwortung seiner Familie gegenüber. Obwohl der junge Mann immer wieder sowohl von seinen eigenen Leuten als auch von den britischen Kolonialisten Vorurteile gegen seine gemischt-rassige Abstammung erdulden muss, lässt sich Bo nicht kleinkriegen.

Kritik: "Floating City" baut sich seine ganz eigene Atmosphäre auf, eine, in der die Suche nach der eigenen Identität in einem spürbar kolonialisiertem Hong Kong wie ein Dahintragen auf sanften Wellen anmutet. Es gibt viel, das einem an diesem Drama gefallen muss, leider auch einiges, das in eine andere Schublade fällt. Die historische und soziopolitische Ausleuchtung der Geschehnisse der Zeit, ohne dass diese mehr als den Rahmen für eine Identitätsfindung einnehmen, gehören zu den gelungenen Leistungen von Regisseur Yim Ho. Problematisch wirken dagegen ein allzu kühler Protagonist, der als Träger der Geschichte kaum herhalten kann, und ein zu forcierter Fokus auf die Suche nach den Wurzeln und dem eigenen Selbst. Interessant ist die Prämisse des Films dennoch.

Floating City - Film Screenshot 11

Wir bekommen in "Floating City" ein Volk vorgestellt, das man so wahrscheinlich noch nicht kennengelernt hat. Das "Bootsvolk", oder eher abfällig auch Tanka, genannt, lebt von der Fischerei und verlässt kaum das Meer, das ihnen Heim und Arbeitsplatz zugleich ist. Der ewige Blick auf das Meer muss Bos Gefühle der Sehnsucht nur bestärkt haben und so bricht er mit den Traditionen des Bootsvolks und versucht mehr aus seinem Leben zu machen, zumal er sich wegen seines Äußeren ohnehin fremd fühlt. Doch dieses Fremdsein soll ihm auch anderswo nie verlorengehen. Allerdings kann Darsteller Aaron Kwok ("Cold War", "Murderer") keineswegs als halber Ausländer überzeugen. Ihm ein paar blaue Kontaktlinsen zu verpassen, macht ihn nicht weniger zu einem Chinesen.

Floating City - Film Screenshot 12

Kwok stellt aber auch in anderer Hinsicht ein Problem dar, denn im Gegensatz zu so manch anderen seiner Rollen ist sein Schauspiel diesmal sehr zurückhaltend. Das lässt Bo extrem kühl erscheinen und selten kommt daher wirkliches Interesse an seinem Schicksal auf. Dass die Kluft zwischen den Geschehnissen auf dem Bildschirm und dem Zuschauer dennoch nicht allzu groß ausfällt, verdankt Regisseur Yim dem einfachen Trick, dass er Bo ebenso als Erzähler auftreten lässt und wir zumindest so einen Einblick in seine Gedankenwelt bekommen. Wichtig ist hierbei aber auch, dass Bo immer eine durch und durch gute Persönlichkeit bleibt, denn er wird oft genug in Versuchung geführt, vom rechten Weg abzukommen, sei es durch Bestechung oder die Möglichkeit eines Verhältnisses mit Fion. Bo auf seiner Reise zu begleiten, wird uns damit einfacher gemacht, aber einen wirklichen Einblick in sein Gefühlsleben bekommen wir nicht.

Das stete Sinnieren Bos lässt aber keinen Zweifel daran, dass er seinen Platz in der Welt noch nicht gefunden hat. Seine Suche stellt auch einen Ausbruch aus seiner Armut dar und mit eisernem Willen muss er sich alles hart erarbeiten. Außer jener stoischen Verbissenheit und einem Gefühl der Verlorenheit mangelt es Bo jedoch an Charaktereigenschaften. Selbst seine Frau, gespielt von Charlie Yeung ("After this our Exile", "Ashes of Time - Redux") wirkt lebendiger und besser ausgearbeitet. Außerdem drängt sich das Drama mit der von Bo stets in den Raum geworfenen Frage "Wer bin ich" allzu sehr in den Vordergrund. Schön ist dagegen das Setting, denn das Ende der Kolonialzeit Großbritanniens liefert einen sehenswerten historischen Hintergrund für die Geschichte, der mit viel Feingefühl gestaltet wurde.

Floating City - Film Screenshot 13

Jenes Feingefühl findet man aber auch an anderer Stelle. Im Gesamten ist "Floating City" nämlich ein schön anzusehender Film. Die Geschichte wird als Rückblende und zuweilen gestrafft erzählt, dennoch fühlt sie sich niemals sprunghaft an. Vielmehr hat man den Eindruck, auch dank eines schönen und fließenden Soundtracks von Linq Yim, auf dem Meer zu schweben und lediglich von einige hohen Wellen in meditativen Gedankengängen gestört zu werden. Es steckt einiges an Herz in dem Drama, daran besteht kein Zweifel, aber dennoch muss sich Regisseur Yim die Frage gefallen lassen, was er letztlich mit seinem Film genau will? Yim Ho ("Homecoming") hat ein paar Jahrzehnte Filmerfahrung, das sieht man "Floating City" und einigen feinsinnigen Bildern und subtil-glänzenden Szenen an, aber ein stärkerer Fokus auf das Wesentliche hätte dem Drama gut getan.

(Autor: Manfred Selzer)
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