Story: In einer Welt der Alchemie, in der Objekte in Form und Gestalt verändert werden können, ist Edward (Ryosuke Yamada) als Fullmetal
Alchemist bekannt. Er arbeitet für die Regierung, doch sein eigentliches Ziel ist es, einen Weg zu finden, wie sein Bruder Alphonse seinen Körper zurückerlangen kann.
Als kleine Kinder haben die beiden Brüder versucht, ihre verstorbene Mutter durch Alchemie wiederzubeleben. Dabei starb Alph. Edward hat einen Arm bei dem Versuch
verloren, seine Mutter zu retten, und opferte ein Bein, um die Seele seines Bruders zurückzuholen. Seitdem steckt dieser in einer metallenen Rüstung fest und Ed
hat seine fehlenden Gliedmaße durch metallene ersetzt. Der deshalb als Fullmetal Alchemist bekannte junge Mann hört nun von dem Stein der Weisen, der
außergewöhnliche alchemistische Kräfte verleihen soll. Auf der Suche nach diesem gelangt er an einen Doktor, der im Auftrag der Regierung einige Experimente
durchgeführt hat. Bevor Ed mehr Informationen aus ihm herausbekommt, taucht der Homonkulus, ein künstlich geschaffener Mensch, Lust (Yasuko Matsuyuki) auf und
tötet diesen. Für wen arbeitet Lust und in wieweit gibt es eine geheime Regierungsverschwörung? Der Fullmetal Alchemist bekommt Hilfe von einem Freund im Militär,
Hughes (Ryuta Sato), aber die Frage bleibt, wem er überhaupt noch trauen kann.
Kritik: Machen wir es kurz und schmerzlos. Seit über zehn Jahren steht der Anime "Fullmetal Alchemist" auf meiner Liste der Serien, die ich noch
zu sehen habe. Doch die Zeit dafür hat sich nie finden lassen. Mittlerweile haben Warner Bros. und Netflix eine Realverfilmung auf die Beine gestellt.
Diese ist bunt, zum Teil epischen Ausmaßes und scheint sich vieler Elemente des Originals zu bedienen. Genau das bringt uns aber auch zu den Schwächen des Streifens.
Es handelt sich nicht ernsthaft um eine Adaption, sondern eine direkte Verfilmung. Das bedeutet, dass der Actionstreifen oft etwas comichaft, wenn nicht sogar lächerlich
wirkt. Das kann Spaß machen, aber es wird auch klar, dass unter der Oberfläche seichter Unterhaltung auch etwas mehr Substanz versteckt ist, die so aber niemals
richtig zum Tragen kommen kann.
Zunächst einmal fällt aber die Welt positiv auf. Alles spielt in einer europäischen Stadt Anfang des 20. Jahrhunderts - der Film wurde in Italien gedreht - und die
Musikuntermalung ist fröhlich und strahlt eine Fantasy/Mittelalter-Aura aus. Es wird Interesse für dieses alternative Universum erzeugt, in dem Magie in Form von
Alchemie vorzufinden ist. Im Kern steckt dabei eine tragische Geschichte zweier Brüder, die darüber zusammenbricht, dass man emotional nicht an die Individuen
gebunden ist. Genau genommen wird sogar viel Zeit darauf verwendet, die Beziehungen zwischen den Charakteren zu zeichnen, aber die nur mittelmäßig geschriebenen
Dialoge und das sprunghafte Drehbuch versagen darin, das Fundament aufzubauen, das uns tatsächlich Eds Schuldgefühle näherbringt. Zwischen den Brüdern gibt es
auch eine Rauferei, bei der uns in einer kleinen gelungenen Szene klar wird, dass hier viel mehr hätte erreicht werden können.
Nach meinen Informationen hat man recht viel von der Geschichte des Original-Mangas übertragen, aber bei den Charakteren angeblich zu wenige übernommen. Meiner Ansicht
nach ist "Fullmetal Alchemist" aber auch so schon überladen mit Charakteren, die schwach gezeichnet sind und ein paar Sekunden im Mittelpunkt stehen, damit auch Nichtkenner
des Originals wissen, dass es sich hier wohl um eine wichtige Person im Manga handelte. Aber außer Fanservice bringt das herzlich wenig. Besser wäre es gewesen, man hätte
Charaktere wie Roy mehr Raum gegeben, da dieser viel zu spät in den Fokus rückt. Stattdessen bekommen wir Winry, die besonders zu Anfang ungemein überdreht
ist und einem irgendwann nur noch auf die Nerven geht, vor allem da sie für einige eigenartige Szenen verantwortlich ist, die den Film und den Humor billig wirken lassen.
Bösewichtin Lust hätte zudem auch noch ein wenig mehr Raum gebraucht, da ihre Beweggründe zu sehr im Dunkeln bleiben.
Ryosuke Yamada ("Assassination Classroom") kann als Hauptdarsteller auch nicht immer den nötigen Charme versprühen.
Es fehlt einfach etwas, und so kann man nie vollständig in den Film finden. Die Geschichte mag in ihren Grundzügen zwar leicht zu verstehen sein, aber es gibt politische
Verwicklungen, die lediglich angedeutet werden und eine Komplexität aufzeigen, die wohl einzig als Verweis auf das Original verstanden werden sollen. Anstatt aber mehr auf die
Hintergründe des Bürgerkriegs oder der Aufstände einzugehen, gibt es Bösewichte, die minutenlang ihren Plan erklären, während sie umzingelt von einer Soldatentruppe
sind, die aus welchen Gründen auch immer nie ihre Chance nutzt, den Abzug zu betätigen, oder es gibt jene Personen, die augenscheinlich unseren Helden helfen, aber sich völlig
offensichtlich später als Verräter offenbaren werden. Das Drehbuch wird also sicherlich keinen Preis gewinnen.
Regisseur Fumihiko Sori ("Ichi") hält die Zügel nicht fest genug in der Hand. Seine Vision des Originals entgleitet ihm zu oft. Szenen peinlichen Schweigens zeigen auch, dass er für das Tempo nicht immer das richtige Gespür hat, denn letztlich mag zwar immer etwas passieren, aber die gut 135 Minuten sind nicht sinnvoll gefüllt. Die Action besticht durch Spezialeffekte, die außer bei den etwas zu lächerlich wirkenden Monstern gegen Ende überzeugen können, und dann einfach nur stupiden Spaß macht, der vielleicht etwas zu sehr dem Original verhaftet ist und daher manchmal zu viel des Guten ist. Letzten Endes zeigt sich aber auch bei "Fullmetal Alchemist", dass gut umgesetzte Manga-Adaptionen Mangelware sind. Als Appetitanreger für das Original, in dem eine komplexere Welt mit besser ausgestalteten Charakteren zu erwarten ist, mag diese Verfilmung ausreichen, hinsichtlich allem anderen versagt sie aber. Speziell da wir uns kaum für die Individuen interessieren, ist der Streifen schnell wieder vergessen.