Story: Edward Elric (Ryosuke Yamada) und sein Bruder Alphonso geraten an Ling Yao (Keisuke Watanabe), den Prinzen des Landes Xing, der nach dem Stein der Weisen sucht. Als Edward nach der Auseinandersetzung in der Stadt ankommt, erfährt er allerdings von General Roy Mustang (Dean Fujioka), dass momentan alle Alchemisten des Staates von einem geheimen Mann mit einer Narbe im Gesicht gejagt werden. Es dauert nicht lange, da hat "Scar" (Mackenyu Arata), wie der Killer von der Regierung genannt wird, auch Edward gefunden. Durch Glück kann dieser den Fängen des Killers entkommen. Schließlich erfährt der Alchemist, dass Scar aus dem Land Ishval ist, dass vor einigen Jahren von Amestris und seinem Militär in einen grausamen Krieg verwickelt war. Um den Krieg zu beenden schickte Amestris unter Anweisung des "Führers" die Staatsalchemisten in den Krieg, die einen Genozid an der Bevölkerung Ishvals verübten. Scar will für diese Gräueltaten nun Rache nehmen. Dabei kommt ihm aber nicht nur Ling Yao immer wieder in die Quere, sondern auch die Homunkuli Envy (Kanata Hongo) und Gluttony (Shinji Uchiyama), die Edward nicht sterben sehen wollen, da dieser noch als Opfer für ein Ritual herhalten soll. Edward findet sich also zwischen verschiedenen Fronten wieder und muss gut überlegen, mit wem er Allianzen schmiedet, um Scar das Handwerk zu legen. Nebenbei zeigt sich, dass es eine große Verschwörung in der Regierung gibt.
Kritik: Die Zeiten, als Manga-Verfilmungen bestenfalls mittelmäßig waren, sind dankenswerterweise vorbei. Mit "Fullmetal Alchemist" wurde sich 2017 der äußerst beliebten Vorlage von Hiromu Arakawa angenommen und dabei hat sich leider gezeigt, dass man auch heute nicht immer dem Original gerecht werden kann. Aus unerfindlichen Gründen gibt es nun nicht nur eine Fortsetzung, sondern gleich zwei, wobei es sich eigentlich um einen Zweiteiler handelt. Mehr als im ersten Teil kommt hier noch einmal ein Fakt sehr deutlich an die Oberfläche: Die Realverfilmungen können höchstens als Appetitanreger für den Manga oder die Anime-Serie herhalten. Als zusammenhängende Geschichte mit komplexer Hintergrundgeschichte und interessanten Charakteren kann man die Fortsetzung "The Revenge of Scar" nun bei Weitem nicht bezeichnen. Laut allgemeinem Konsens hat man hier aber einen sehr beliebten Story-Arc als Basis für den Film genommen und die Qualität des Originals kann man zumindest erahnen.
Da der erste Teil ziemlich vergessenswert war, dauerte es einige Zeit, bis ich mich wieder an den Großteil der Charaktere erinnern konnte. Für diejenigen, die den Vorgänger nicht gesehen haben, wird es zwar möglich sein, trotzdem das Wichtigste zu verstehen, aber da es immer wieder kurze Verweise auf den Manga sowie Fan-Service gibt, ist es ohnehin schwierig, bei all den Charakteren und Nebenhandlungen den Überblick zu behalten. Besser also, man kommt mit Vorkenntnissen in den Film. Das größte Problem bei der Geschichte ist aber, dass hier ganz offensichtlich eine recht lange Storyentwicklung auf das Nötigste runtergekocht wurde. Somit bleibt auch kein Platz, Probleme etwas länger im Raum stehen zu lassen, und Nebenhandlungen der Charaktere werden so schnell aufgelöst, wie sie entstanden sind. Das bewirkt leider, dass der Eindruck entsteht, man sehe hier mehrere Episoden am Stück. Ganz davon abgesehen, dass immer wieder kurz Charaktere auftauchen, bei denen man sich fragt, ob diese nun wichtig sind oder nicht.
Es ist frustrierend, die Geschichte an sich vorbeitröpfeln zu lassen, denn es steckt enormes Potential in dieser. Die Rückblenden nach Ishval und der Genozid, der dort verübt wurde, haben an sich Substanz und machen enorm neugierig. Gleichzeitig wird dann erst die Tragik von Scars Charakter offensichtlich und wir erkennen, dass wir hier nicht einfach nur einen typischen Bösewicht vor uns haben. Mackenyu Arata hat bereits in "Rurouni Kenshin - The Final" (ein gutes Beispiel für eine gelungene Manga-Verfilmung) einen komplexen Widersacher verkörpern dürfen und er passt auch diesmal in die Rolle. Leider hat er aber keine Möglichkeit, den Emotionen echte Farbe zu verleihen. Alles bleibt stets angerissen. Noch deutlicher tritt das bei Roy Mustang zutage, der immer noch damit zu kämpfen hat, bei dem Genozid involviert gewesen zu sein. Sein Greifen nach Macht, um irgendwann alles besser machen zu können, ist ein faszinierender Handlungsstrang, der natürlich ebenso auf der Strecke bleibt.
Gluttony und Envy sind auch wieder dabei und haben ihre ganz eigene Agenda, während sich langsam offenbart, dass hinter den Kulissen eine große Verschwörung geschmiedet wurde, die langsam aufgedeckt wird. Nicht zu vergessen, dass der Prinz aus Xing ebenfalls noch bei der ganzen Sache mitmischt. "The Revenge of Scar" ist damit völlig überladen und die Storyschnipsel werden uns im Minutentakt aufgetischt, ohne dass wir irgendeine Chance bekommen, diese richtig zu genießen - was auch schwierig ist, da diese ungekocht wirken, um bei der Analogie zu bleiben. Emotional sind wir trotz einiger Versuche, etwas Tragik in den Film zu bringen, auf Distanz zu den Geschehnissen. Immer wieder bekommt man aber einen kurzen Blick auf die epischen Ausmaße der Geschichte und das sind auch jene Momente, in denen unser Interesse angefacht wird. Etwas Großartiges steckt in der Geschichte und ihren Verstrickungen, denen ein Film mit seiner kurzen Laufzeit einfach nicht gerecht werden kann.
Leider sorgt die Notwendigkeit, die Geschichte zu komprimieren auch zu einigen sehr eigenartigen Zufällen und konstruiert wirkenden Szenen. Auch die Action kann nicht immer punkten. Die Spezialeffekte reichen von ok bis wenig überzeugend und da die Auseinandersetzungen oft ziemlich viel Chaos und Zerstörung anrichten, ist das sehr schade. Bei vielen Szenen ist zudem der Green Screen einfach viel zu offensichtlich. "The Revenge of Scar" hat somit mit ähnlichen Problemen wie sein Vorgänger und noch ein paar mehr zu kämpfen. Warum der Film trotzdem keine absolute Katastrophe ist, liegt einfach an den guten Ideen und der Liebe zum Detail hinsichtlich der Geschichte, auch wenn wir von dieser nur Auszüge zu sehen bekommen. Ein eigenartiger Cliffhanger unterstreicht zuletzt noch einmal die bestenfalls gemischte Qualität des Streifens. Empfehlen kann man den zweiten Teil von "Fullmetal Alchemist" daher nicht, und besonders nicht Fans des Originals, aber die Neugier von Neulingen auf den Manga/Anime sollte immerhin geweckt werden können.