AsianMovieWeb logo
Furie - Filmposter
Original Title:
Hai Phuong

Vietnam 2019

Genre:
Action, Martial Arts

Director:
Le Van Kiet

Cast:
Veronica Ngo Thanh Van
Cat Vy
Phan Thanh Nhien
Pham Anh Khoa
Tran Thanh


Search AsianMovieWeb


Furie

Furie - Film Screenshot 1

Story: Hai Phuong (Veronica Ngo Thanh Van) hat ein Leben als Gangsterin geführt und ist vor ihrer Familie geflüchtet, die sie nicht weiter in dieses Leben abrutschen sehen wollte. Als sie dann schwanger wurde, ist sie in ein Fischerdorf gezogen, um ihre Tochter Mai (Cat Vy) großzuziehen. Dort arbeitet sie nun als Schuldeneintreiberin und genießt daher kein gutes Ansehen unter der Bevölkerung. Auch Mai wird wegen ihr in der Schule gehänselt. Für Hai Phuong ist allerdings nur wichtig, dass ihre Tochter fleißig lernt, um später ein anständiges Leben führen zu können. Es kommt aber zu einem heftigen Streit zwischen ihr und ihrer Tochter, nachdem Mai von Marktgängern beschuldigt wird, ein Portemonnaie gestohlen zu haben. Mai rennt wütend davon, weil ihre Mutter ihr nicht glaubt, und wird dann von einigen Gangstern entführt. Hai Phuong nimmt die Verfolgung auf und kann den Gangstern bis nach Saigon folgen, wo sie aber die Spur verliert. Sie geht auf ein Polizeirevier, um die Entführung zu melden, und erfährt dort, dass eine Gangsterorganisation schon seit einiger Zeit Kinder entführt und diesen die Organe entnimmt und verkauft. Die Mutter hat keine Zeit mehr zu verlieren, findet auf dem Revier einen Hinweis, der sie weiterbringen könnte und ermittelt selbst. Der leitende Detective, Luong (Phan Thanh Nhien), ist schon seit Jahren hinter der Gangsterorganisation her und befürchtet, dass Hai Phuong nun Chaos anrichtet, obwohl er auf einem guten Weg war, auch die Hintermänner der Organisation dingfest zu machen. Doch gegen die Entschlossenheit einer Mutter hat keiner eine Chance...

Filmroll Furie - Film Screenshot 2 Furie - Film Screenshot 3 Filmroll
Furie - Film Screenshot 4

Kritik: "Furie" ist von Kritikern in den höchsten Tönen gelobt worden. Nach den ersten Minuten glaubte ich meine Skepsis diesbezüglich bestätigt zu sehen. Zum einen hat man bei einem Film aus Vietnam eine eventuell niedrigere Messlatte angelegt, was eigentlich unfair ist, denn "Blood Letter" war bereits ein ziemlich gelungener Wuxia-Film, an den ich mich unter den wenigen von mir gesichteten Filmen aus Vietnam immer noch erinnern kann. Zum anderen steht eine Frau als Heldin im Vordergrund und heutzutage scheint es verstärkt in Mode gekommen zu sein, Filmen deshalb einen Kritiker-Bonus zu geben, anstatt wirklich genderneutral zu sein und einen Film als das zu bewerten, was er ist. Mit dem Fortlaufen der Geschichte zieht aber auch die Action enorm an und gegen Ende hat einen der Action-Thriller dann tatsächlich vollkommen in seinen Bann gezogen. Selten ist mir ein Anstieg der Qualität so sehr aufgefallen wie in den 97 Minuten von "Furie".

Furie - Film Screenshot 5

Der Beginn ist dann aber doch etwas unterwältigend. Wir bekommen einen Einblick in das Leben von Mutter und Tochter, der sich etwas in die Länge zieht. Man hat aber Verständnis dafür, da das Verhältnis zwischen den beiden angemessen ausgeleuchtet werden muss. Wie sollte man sich sonst emotional auf Hai Phuongs Seite schlagen sollen? Die stoische Frau ist schließlich nicht unbedingt das, was man einen guten Menschen nennen mag, wie wir später herausfinden. Auch wenn man das in der Hinsicht revidieren muss, dass sie durchaus für "Kolleginnen" bereits den Beschützer gespielt hat. Ihre Tochter ist aber ihr ein und alles, was eben auch der Grund ist, warum sie ziemlich streng zu ihr ist. Ist das kleine Mädchen dann aber entführt, kommt es zu einer Verfolgungsjagd und den ersten Actionszenen. Die Choreografie ist dabei ziemlich minimalistisch und es gibt auch Slow-Motion in ein paar Szenen, die eigentlich unspektakulär ausfallen. Ist das also alles, was man hier geboten bekommt?

Furie - Film Screenshot 6

In guten Abständen gibt es dann immer wieder Action-Sequenzen und auch wenn diese häufig durch eine wacklige Kameraführung künstlich mehr Dynamik verliehen bekommen und die Szenen aussehen, als hätte man sie mit anderhalbfacher Geschwindigkeit abgespielt, was alles darauf hindeutet, dass die Darstellerin bzw. der Choreograf wenig von ihrem Handwerk verstehen, fangen sie später plötzlich an, mehr Spaß zu machen. Schließlich werden die Kämpfe komplexer und im Showdown nach dem Showdown tritt die Heldin sogar gegen eine Gruppe von Gangster an, die mit Pistolen bewaffnet sind. Das ist durchaus beeindruckend und spätestens im letzten Drittel werden auch Kampfkunstenthusiasten auf ihre Kosten kommen. Das bringt dann aber einen ganz anderen Kritikpunkt ans Licht. Wie ist es möglich, dass man am Anfang den Eindruck hat, Hai Phuong wäre schlichtweg eine Gangsterin, die sich schon ein paar Mal geprügelt hat und ihre Verzweiflung über die Entführung ihrer Tochter an den Bösewichten auslässt, während sie später zu einer Kampfkunstexpertin mutiert?

Furie - Film Screenshot 7

Wir erfahren schließlich in Rückblenden, dass Hai Phuongs Vater tatsächlich ein Kampfkunstmeister war, der sie ausgebildet hat. Aber bedeutet das, dass ihre Kampfkunstexpertise in ihr geschlummert hat und durch die Herausforderungen auf ihrem Weg zur Rettung ihrer Tochter langsam wieder zum Vorschein gekommen ist? Wie man es dreht und wendet, eine zufriedenstellende Erklärung gibt es nicht. Die Rückblenden in Hai Phuongs Vergangenheit sind jedoch interessant, weil sie über das Familienverhältnis der Heldin aufklären und wir erfahren - zumindest wird es angerissen -, wie sie auf die schiefe Bahn geraten ist. Ngo Thanh Van ("The Rebel") leistet vor allem hervorragende Arbeit dabei, ihre Härte und Entschlossenheit mit Verletzlichkeit zu verbinden. So weint sie im einen Moment um ihre entführte Tochter, während sie sich im nächsten durch die Reihen von Gangstern prügelt. Spannend ist hierbei auch, dass sie nicht schlichtweg unverwundbar ist, sondern tatsächlich blutet und leidet. Das hat ebenso einen großen Anteil daran, dass die Heldin auf uns so menschlich wirkt.

Filmroll Furie - Film Screenshot 8 Furie - Film Screenshot 9 Filmroll

Furie - Film Screenshot 10

Dank der Produktion durch Netflix sehen die Bilder gestochen scharf aus und die düsteren Sets erzeugen eine gelungene Thriller-Atmosphäre. Schön ist auch, dass man sich bei den Sets auch einige Gedanken gemacht hat und sie alle ihren eigenen Charakter haben, so wie die Zugsequenz. Allerdings können hier die Spezialeffekte nicht immer auf top Niveau arbeiten. Es ist auch interessant, dass in einem kommunistisch regierten Land wie Vietnam die Frauen auf dem Bildschirm eine so prominente Rolle bekommen, denn auch bei dem Antagonisten handelt es sich um eine Frau. Da kann sich die westlich-demokratische Welt durchaus noch eine Scheibe abschneiden. Speziell da einem dieser Umstand als ganz natürlich vorkommt und er einem nicht im Sinne eines "Captain Marvel" auf peinliche Weise pausenlos an den Kopf gehämmert wird. Das Fazit lautet daher: "Furie" gewinnt nach einem eher schwachen Anfang immer mehr an Schwung und entwickelt sich zu einem gelungenen Action-Thriller mit einer menschlich wirkenden Heldin und netten Kämpfen.

(Autor: Manfred Selzer)
rating
Film kaufen:

Furie - Yesasia Yesasia Logo