Story: Tul (Nopachai Chaiyanam) ist ein Auftragsmörder, der einen hochrangigen, korrupten Politiker umbringen soll. Bei dem Auftrag bekommt
er allerdings einen Kopfschuss. Drei Monate liegt er im Koma und als er die Augen wieder öffnet, sieht er die Welt wortwörtlich auf dem Kopf stehen. Für ihn
ist klar, dass er so seiner Profession nicht weiter nachgehen kann und er sieht sich mit einer Identitätskrise konfrontiert. Ursprünglich war Tul außerdem
ein Polizist, bis er jemanden ins Gefängnis bringen wollte, der mächtig genug war, ihn dort enden zu lassen. Seine vor Kurzem gemachte Bekanntschaft Joy
(Chanokporn Sayoungkul) wird nämlich tot in seiner Wohnung gefunden. Tul muss dafür ins Gefängnis und wendet sich dort in einem Brief an einen Arzt mit dem
Namen "Demon", über den er bereits gelesen hat. Plötzlich sucht ihn Demon im Gefängnis auf und bietet ihm einen Job als Auftragsmörder an, um die Welt vom Bösen
zu reinigen. Zunächst lehnt Tul ab, aber das Schicksal lässt ihn schließlich doch zum Auftragskiller werden. In der Gegenwart wird Tul vom Bruder seines letzten
Opfers gejagt, der überdies an die Hintermänner Tuls herankommen will. Tul wird gefoltert, doch er schweigt und ihm gelingt letztlich die Flucht. Letzten Endes
kidnappt er die junge Frau Rin (Cris Horwang), um vor seinen Verfolgern zu fliehen. Doch ihnen zu entkommen, erweist sich als keineswegs so einfach...
Kritik: Wer Regisseur Pen-Ek Ratanaruang kennt, wird bei dieser Geschichte kein blutvergießendes, episches Kugelballett erwarten, sondern
eine introvertierte Reise in die Seele eines einsamen Menschen. Tatsächlich bekommen wir genau dies, wobei die Reise in die Psyche eines Auftragsmörders
geht, der äußerst verloren in der Welt scheint. Dementsprechend chaotisch fällt dieses düstere Drama zum Teil auch aus. Viele Themen und Aspekte werden hier
durcheinandergewürfelt. Lohnenswert ist das durchaus, aber einen roten Faden vermisst man dennoch zuweilen. Die vielen Zeitsprünge vor und zurück reflektieren
gekonnt das Hin- und Hergerissene des Protagonisten, können aber auch anstrengend sein. Und trotz seines gemächlichen Tempos, und der eher geringen
Laufzeit, kommt man nicht umhin, sich etwas mehr Tiefe bei den Charakteren zu wünschen.
Man sollte nicht den Fehler begehen, bei "Headshot" viele Schießereien oder Actionszenen im Allgemeinen zu erwarten. Beinahe meditativ nähern wir uns dem
Protagonisten und seinen Zielen und Wünschen, während die ruhige Geschichte immer mal wieder von Gewaltexzessen unterbrochen wird. Wobei sich diese
in einem vertretbaren Rahmen bewegen und niemals effekthascherisch wirken. Tul ist ganz klar jemand, der gezwungen wird zu töten, was es uns auch leicht
macht, mit ihm zu sympathisieren. Denn eigentlich war er einst ein äußerst ehrlicher Polizist und will nun nach einer nicht verdienten Gefängnisstrafe
Mönch werden. Doch das ist ihm nicht gegönnt. So ist die Gewalt auch ein Ausdruck der Verzweiflung, die Tul Schritt auf Schritt begleitet. Er ist ein in
die Enge getriebenes Tier.
Die Bilder sind ganz klar typisch für den Regisseur schlicht, aber poetisch und von einer inneren Schönheit erfüllt. Allerdings ist der Film um einiges düsterer,
auch in seiner Farbgebung, als "Last Life in the Universe" oder "Ploy". Qualitativ arbeitet
Pen-Ek Ratanaruang auf höchstem Niveau. Die Bilder sind trotz ihrer Schlichtheit toll anzusehen und haben immer auch etwas an sich, das eine besondere Bedeutung
vermuten lässt. Die Momente, in denen Tul ein Leben als Mönch zu führen versucht, erinnern fast schon an Art-House-Kino. Allerdings sind sowohl solche Szenen als
auch alle anderen äußerst kurz gehalten. Der Film springt oft hin und her. Das ist keineswegs verwirrend, den Überblick kann man ohne Weiteres behalten, aber
es verlagert doch stets den Fokus, was durchaus frustrierend sein kann. Die verzweifelte Suche des Protagonisten nach sich selbst schlägt sich daher auch in
Verzweiflung seitens des Zuschauers nieder.
Zudem muss man ganz klar feststellen, dass die Charaktere niemals die Tiefe gewinnen, die man in ihnen erahnen kann. Die Geschichte eines in der Lebenskrise
steckenden Killers ist natürlich faszinierend, und es ist anzunehmen, dass Win Lyovarins Roman, auf dem der Film basiert, mehr Charakterarbeit leisten
kann, aber bei all den bedeutungsschweren Bildern des Regisseurs darf man etwas mehr Tiefe erwarten. Stattdessen bekommen wir sexy gekleidete Frauen, deren
Charaktere ebenfalls im Dunkeln bleiben. Viele einzelne Elemente und Momente wirken gelungen, aber alleine schon wegen den etwas übereilt aneinandergereihten
Lebenskonzepten Tuls kann hier kein kohärentes Ganzes auf die Beine gestellt werden. Natürlich mag das zum Teil Absicht sein, da Tuls Ziellosigkeit und
sein Verlorensein, letzteres ein typisches Element des Regisseurs, ganz klar zum Vorschein kommen, aber es bleibt dennoch ein wenig frustrierend.
Die Geschichte tritt trotz seines langsamen Tempos nicht auf der Stelle und es gibt sogar einige gelungene Wendungen. Die einzelnen Individuen bleiben rätselhaft genug, um unser Interesse zu wecken, sind aber nicht zu anderweltlich, als dass sie uns völlig unmenschlich vorkommen würden. Mit seinem Ende kann "Headshot" ebenfalls punkten, doch zeigt sich auch hier wieder, dass der Regisseur nicht immer weiß, in welche Richtung er seinen Film lenken will. Ein wenig Film-Noir, Crime-Thriller und Drama verbinden sich hier in einem besonderen Konstrukt, das hinter dem zurückbleibt, wozu er das Potential gehabt hätte. Denn ein ehemaliger Cop und Killer, dessen traumatisiertes Gehirn ihn alles nur auf dem Kopf sehen lässt, ist durchaus ein Garant für ein interessantes Filmerlebnis. Die Ziellosigkeit des Streifens schiebt dem aber leider einen Riegel vor.