Story: Ein junger Postbote (Takeru Satoh) erfährt eines Tages, dass er einen inoperablen Gehirntumor hat. Er hat höchstens noch eine Woche
zu leben. Der Postbote ist am Boden zerstört und weiß nicht, was er mit seinen letzten Tagen anfangen soll. Es gibt noch zu viel, was er im Leben machen
möchte. Zuhause trifft er jedoch auf den Teufel, der seine Gestalt angenommen hat. Der Teufel teilt ihm mit, dass er tatsächlich nur noch einen Tag zu
leben hat. Es gibt jedoch eine Möglichkeit, sein Leben zu verlängern. Für jeden Tag, den der Postbote weiterleben will, tilgt der Teufel eine Sache für immer
aus der Welt. Da sich der Krebskranke diese Sache nicht aussuchen kann, wählt der Teufel als erstes das Telefon. Mit seiner neu erkauften Zeit trifft sich
der Postbote mit seiner ehemaligen Freundin (Aoi Miyazaki) und sie sprechen über die Vergangenheit. Schließlich realisiert der junge Mann, dass er ohne ein
Telefon seine Freundin niemals kennengelernt hätte. Doch da lässt der Teufel bereits alle Telefone verschwinden. Als nächstes will der junge Mann von seinem
Freund (Gaku Hamada) Abschied nehmen. Doch auch das, was die beiden miteinander verbindet, nämlich Filme, soll aus der Welt für einen weiteren erkauften Tag
verschwinden...
Kritik: Der Frage, was das Leben für uns bereithält, welchen Sinn wir darin sehen und wie wir mit dem Tod umgehen, sind schon zahlreiche
Filme nachgegangen. "If Cats Disappeared from the World" behandelt diese Themen auf gleichwohl subtile wie auch leicht manipulative Weise. Allerdings sticht
diese Manipulation nicht so stark ins Auge, dass sie dem tatsächlichen Drama abträglich wäre. Stattdessen bewegt sich das Drama sicheren Fußes durch zum
Teil komplexes Terrain und verpackt dabei die Botschaft, dass nichts auf der Welt ersetzbar ist, einschließlich uns, in eine fantastische Verpackung.
Besonders lobend hervorzuheben ist dabei das warme Gefühl, das der Film kreieren kann. Denn auch wenn es ums Sterben geht, will uns die Geschichte verdeutlichen,
was es bedeutet zu leben. Das klingt bekannt, vielleicht sogar banal, ist aber wie gesagt originell und überzeugend umgesetzt.
Nachdem sich der "Teufel" unserem Protagonisten zeigt und sein Angebot macht, mag man fast schon vermuten, dass der Film auf einem Manga basieren mag.
Tatsächlich aber basiert der Streifen auf einem Roman von Genki Kawamura. Und die verschiedenen Schichten des Dramas machen dies auch bald offensichtlich.
Wie komplex der Film auch sein mag, in mancher Sicht ist er recht vorhersehbar. Das schließt ebenso die Botschaft des Films ein und zeigt sich bereits darin,
dass wir im Vorgehen des "Teufels" schon so etwas wie Lehrstunden vermuten. Wie so oft bei guten Filmen ist aber nicht das ausschlaggebend, was erzählt wird,
sondern wie es erzählt wird. Und hier kann Regisseur Akira Nagai ("Judge!") ganz klar punkten. Er beweist das nötige Feingefühl für die Geschichte und vermag
es außerdem, sich gekonnt durch die verschiedenen Rückblenden zu manövrieren, ohne dass man dabei die Orientierung verlieren würde.
Aus der Entfernung betrachtet mag "If Cats..." narrativ gesehen nämlich recht chaotisch anmuten. Immer wieder befinden wir uns in Rückblenden, bekommen bereits
Gesehenes nochmal verändert präsentiert, wenn bestimmte Gegenstände nicht mehr auf der Welt vorhanden sind und somit einen Schmetterlingseffekt auslösen, und
in all dem verbirgt sich auch eine vergangene Liebesgeschichte sowie vor allem die Angst des Protagonisten vor dem Tod, der mit dem Ableben seiner Mutter
zusammenhängt. Über die Dinge, die uns im Leben an andere Personen binden, nähern wir uns daher ganz langsam der eigentlichen Angst des jungen Mannes mit
dem Gehirntumor. Gegen Ende wird der Film damit auch etwas geradliniger und fokussierter, zeigt aber auch, dass alles Vorangegangene für das große Ganze
von Bedeutung ist. So fügen sich die kleinen Fäden mit dem großen Thema perfekt zusammen.
Die Atmosphäre des Films erinnert etwas an "Love Letter" und der fantastische Aspekt im Film stört keineswegs, vor allem nicht,
da man ihn wahlweise auch rational erklären kann. Überraschend sind bei den fantasielastigen Elementen aber die gelungenen Spezialeffekte, die man bei einem
solchen Film gar nicht erwarten würde. Daneben bekommen wir aber vor allem viele schöne abwechslungsreiche Schauplätze, wobei vor allem die Szenen am Meer
und in der Kleinstadt ein Gefühl der Wärme geben, als würde man an einem kalten Wintertag gemütlich in einem beheizten Raum sitzen und durchs Fenster in den
klaren Himmel sehen. Regisseur Akira Nagai weiß diese Atmosphäre und seine Themen auch zu benutzen und spinnt ein wunderbares emotionales Geflecht, bei dem
man sicherlich die eine oder andere Träne vergießen muss, aber auch die schönen Seiten des Lebens zu sehen bekommt.
Takeru Satoh ("Rurouni Kenshin: The Legend ends", "Bakuman") spielt den namenlosen Postboten mit der nötigen Unnahbarkeit, die natürlich ihren Ursprung in seiner Verletzlichkeit hat, ohne dass er dabei kühl wirken würde. Damit erlaubt er einen leichten Zugang zur Geschichte. Aoi Miyazaki ("Nana") verleiht der implementierten Liebeschichte den nötigen Nostalgiefaktor und Mieko Harada ("Dororo") gibt ihrer Figur die Art der mütterlichen Wärme, die sofort die starke Bindung des Postboten an seine Mutter erklärt. Selbst nicht so gut ausgearbeitete Personen wie der Filmenthusiast oder der Vater haben aber alle ihren Platz in der Geschichte und dienen als wichtige Räder im Uhrwerk des Lebens. Nicht umsonst ist der Vater Uhrenmacher, sodass anzunehmen ist, dass uns dieses Drama sagen will: Wir sind zwar nur ein Rädchen im Uhrwerk des Lebens aller um uns herum, aber ohne uns müsste die Uhr neu aufgezogen werden.