Jo Pil-ho: The Dawning Rage

Story: Jo Pil-ho (Lee Sun-kyun) ist ein korrupter Cop, der zusammen mit einem Kleinverbrecher immer wieder Diebstähle durchführt. Eines Tages hat er vor, seinen letzten und größte Diebstahl zu begehen. Er will ein Lagerhaus der Polizei ausrauben, in dem Beweismaterial aufbewahrt wird. Aus unerfindlichen Gründen fliegt allerdings das ganze Gebäude in die Luft. Pil-ho wacht im Krankenhaus auf, sein Kollege ist bei der Explosion ums Leben gekommen. Während die Abteilung für interne Ermittlungen dem Polizisten ohnehin auf den Fersen war, kann nun auch sein Vorgesetzter Pil-ho nicht mehr helfen. Im Moment liegen jedoch keine handfesten Beweise gegen ihn vor. Pil-ho geht zur Wohnung seines toten Komplizen und findet dort nicht mehr das bisher geraubte Geld vor. Auf einem Überwachungsvideo sieht er, dass eine Freundin seines Komplizen, Mi-na (Jeon So-nee), kurz zuvor dort war. Er findet sie, aber sie entkommt ihm. Schließlich meldet sich Kim Min-jae (Kim Min-jae) von den Internen Ermittlungen wieder bei ihm und stellt ihm einem Staatsanwalt vor, der bereit ist, Pil-ho zu helfen, wenn dieser ihm ein Video gibt, das der Komplize vor Kurzem ihm und Mi-na gesendet hat. Dieses Video zeigt, wie das Polizeilager von Männern der Firma Taesung mit Sprengsätzen bestückt wird. In dem Lager waren Beweise für einen großen Fall gegen die Firma. Pil-ho hat sein Handy weggeworfen, um keine Beweise zu hinterlassen, und hat das Video nie gesehen. Nun gibt es nur noch Mi-na, die im Besitz des Videos ist. Aber auch die Männer von Taesung sind dem Mädchen bereits auf den Fersen.

Kritik: Trotz seines eigenartigen Titels, der ein internationales Netflix-Publikum eher einen Bogen um den Film machen lässt (Handelt es sich um eine bekannte Person oder ist dies eine ganze Thriller-Reihe?), habe ich mich doch auf den Film gefreut, ist er doch von Regisseur Lee Jeong-beom, der mit "The Man From Nowhere" bereits sein Können unter Beweis stellen durfte. Bei den meisten Kritikern ist der Film aber nicht so gut angekommen. Die Gründe dafür kann ich zum Großteil nicht unterschreiben, aber "Jo Pil-ho" hat tatsächlich einige schwerwiegende Probleme. So fühlt sich der Film ziemlich auseinandergerissen an und der Schwerpunkt der Geschichte verlagert sich einmal zu oft. Es ist, als hätte man verschiedene Ideen unbedingt in einen Film zwängen wollen, dabei aber die eigentlichen Stärken außer Acht gelassen. Diese liegen bei den beiden Hauptdarstellern, die viel zu wenig Zeit zusammen auf dem Bildschirm bekommen.

Lee Sun-kyun ist eigentlich genau der richtige Mann für den Job. Man nimmt ihm den korrupten Polizisten ohne Weiteres ab, der teilweise handgreiflich werden kann, aber auch einige humoristische Momente bietet. Man fühlt sich natürlich an seine Rolle in "A Hard Day" erinnert. Und auch wenn Pil-ho keine echte Hintergrundgeschichte spendiert bekommt, z.B. warum er korrupt geworden ist, sehen wir in seinen Szenen mit seiner Freundin und wie er diese behandelt, was für ein Mensch er wirklich ist. Egoistisch vielleicht, aber im Kern kein böser Mensch. Nun mag es Zuschauer geben, die hier eine echte Bezugsperson vermissen, aber gerade der Anti-Held im Fokus der Geschichte, der durch ein Erlebnis sein Handeln hinterfragt und seine Position schließlich verändert, ist faszinierend. Dazu gesellt sich ein junges Mädchen, gespielt von Jeon So-nee, das einen Hass auf die ganze Welt hat und bei Pil-ho natürlich genau an der richtigen Adresse ist, wenn sie diesen Hass an jemandem auslassen will.

Die Chemie zwischen den beiden Darstellern ist sehr schön und es gibt auch Raum für einige lustige Momente zwischen den beiden. Zwischen Pil-ho und Mi-na baut sich eine interessante Beziehung auf, die sich nicht einfach nur auf dem Niveau von Vater und Tochter abspielt. Doch wo genau diese Beziehung hingeht, erfahren wir nicht, da diese recht schnell wieder im Hintergrund verschwindet. Das ist unverständlich, da man sich zunächst fragt, warum man so lange gebraucht hat, die beiden zusammen auf den Bildschirm zu bringen. Zumindest denkt man das, als man noch glaubt, die Beziehung zwischen den beiden wäre der Dreh- und Angelpunkt des Films. Aber das ist wie gesagt nicht der Fall. Regisseur Lee verlagert seinen Fokus so oft von Pil-ho und den internen Ermittlungen, auf die Suche des Cops nach seinem Geld, auf ein mysteriöses Video und die Verschwörung eines großen Unternehmens, dass man irgendwann gar nicht mehr weiß, ob man noch den gleichen Film sieht oder eine weitere Folge einer Serie.

Kritik gab es von vielen Seiten an der Implementierung des Sewol-Unglücks. Mi-nas Verlust einer Freundin hätte ohne Weiteres auch durch einen simplen Autounfall erklärt werden können etc. Dem kann ich nicht zustimmen. Mi-nas Hass auf die Erwachsenen wird nicht nur in einer Szene auf einem Hochhausdach offenbar, sondern in ihrer kindlichen Aussage, dass sie wie in "Attack on Titan" gerne eine Titan wäre, der das Präsidentenhaus zerstört und die dortigen Politiker auffrisst. Die Wut einer Jugendlichen auf das Versagen einer Regierung, als es um die Rettung etlicher Schulmädchen der sinkenden Fähre Sewol ging. Mi-na hat ganze Parallelklassen bei dem Unglück verloren und ist seitdem gesellschaftlich abgerutscht. Diese Nebenhandlung sowie die des Vaters ihrer gestorbenen Freundin sind gut in den Film integriert und werden nicht unnötig in den Vordergrund gerückt, um ein paar Tränen zu generieren, wie es in einem Drama der Fall wäre. Das Leid der Hinterbliebenen wird trotzdem gut transportiert.

Man könnte lediglich anmerken, dass diese Nebenhandlung den Film noch weiter aufbläht. Mit über zwei Stunden ist er ohnehin etwas zu lang. Daneben sind einige der Nebencharaktere auch etwas zu klischeehaft geraten. Wirklich logisch sind die Handlungen so mancher Charaktere auch nicht und über Pil-hos Unfähigkeit in fast allen Belangen kann man irgendwann nur noch schmunzeln. Es gibt Spannung, Humor, Action, Überraschungen, also alles, was man von dem Genre erwarten würde. Dazu gibt es ein Finale, das zumindest originell genannt werden muss und zunächst an einen Hong Kong Streifen oder einen Rache-Thriller erinnert, aber dann seine ganz eigene Richtung bekommt. "Pil-ho" ist ein unterhaltsamer Streifen, der sogar eine bessere Wertung bekommen hätte, wenn er sich mehr wie ein kohärentes Ganzes anfühlen würde, ein paar Klischees vermieden worden wären und man die beiden Protagonisten länger zusammen auf den Bildschirm gesehen hätte. So bleibt ein Film, der ungeschliffen wirkt.

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