Story: Kim Jo-ha (Lee Byung-hun) ist vierzig und seine Boxkarriere am Ende. Er händigt auf der Straße Flyer aus, um sich über Wasser zu halten und übernachtet in einem Manga-Leseshop. Zufällig trifft er seine Mutter In-sook (Youn Yuh-jung) wieder, die ihn als kleines Kind verlassen hat, weil sein Vater sie täglich geschlagen hat. Er ist bei seinem Vater aufgewachsen, der aber die meiste Zeit, so wie momentan, im Gefängnis sitzt. In-sook hat schließlich wieder eine neue Familie gegründet und zieht ihren autistischen Sohn Jin-tae (Park Jung-min) groß, ein herzensguter Junge, der ein Wunderkind am Klavier ist. Jin-tae spielt aber nur in der Kirche und verbringt den Rest des Tages mit Videospielen, oft auch zusammen mit der Tochter der Vermieterin. In-sook bietet Jo-ha an, bei ihr zu wohnen. So kommen sich die beiden Brüder schließlich näher, auch wenn Jin-tae Angst vor dem Boxer hat. Die Mutter muss für ihre Arbeit in einer Restaurant-Filiale für einen Monat in eine andere Stadt, um dort auszuhelfen und bittet Jo-ha sich in der Zeit um seinen Bruder zu kümmern und mit diesem zu einem Klavier-Wettbewerb zu gehen. Da Jo-ha im Falle eines Gewinns die Hälfte des Preisgelds behalten darf, willigt er ein. Zufällig kennt er das Idol Jin-taes, die Pianistin Han Ga-yool (Han Ji-min), da diese vor nicht allzu langer Zeit den Boxer angefahren hat. Er fragt sie, ob Jin-tae überhaupt Talent hat und obwohl die Pianistin das Spielen aufgegeben hat, bringt das Talent des Autisten sie wieder dazu, Interesse an Musik zu haben. Jin-tae könnte tatsächlich der nächste große Star werden.
Kritik: Eine Box-Karriere am Ende, ein autistisches Wunderkind, eine zerrissene Familie und eine unheilbare Krankheit. Mehr braucht man nicht zu wissen, um sich ein ungefähres Bild von "Keys to the Heart" machen zu können. Die Geschichte hat man in dieser oder einer ähnlichen Form bereits mehrfach gesehen und wirklich etwas Neues wird man aus dem Film nicht für sich mitnehmen können. Was dieses ganz eindeutig auf ein breites Publikum zugeschnittene Drama aber gekonnt bewerkstelligt, ist klischeehaften Momenten sofort einen komischen Moment folgen zu lassen, ohne dass dies den Ton des Films zerstören würde. Der Regisseur kann zwar damit nicht behaupten, am Ende des Tages kein Taschentuchdrama zu präsentieren, aber er nimmt seinem Film das Billige einer Telenovela und holt überdies eine gute bis sehr gute Leistung aus seinen Darstellern heraus, sodass man hier eindeutig Qualitätskino vor sich hat. Wer nicht schon übersättigt hinsichtlich solcher Filme ist, wird hier auf jeden Fall ein schönes Drama vorfinden.
Anfangs ist noch gar nicht so sicher, welche Art von Drama man hier eigentlich vorgesetzt bekommt. Jo-ha ist ein Boxer um die 40, der seine Karriere nicht wieder zum Starten bringen konnte, nachdem er einen Schiedsrichter attackiert hat. Könnte dies sein Comeback sein? Dann ist da aber auch noch der autistische Bruder, der ein Experte am Klavier ist. Handelt es sich also doch eher um ein Drama mit musikalischem Anstrich wie etwa "My Paparotti"? Tatsächlich ist letzteres der Fall, auch wenn es eine Weile braucht, bis wir das realisieren. Im Grunde geht es aber um das Zusammenfinden einer Familie. Was gefallen muss, ist, dass sich Regisseur Choi Seong-hyeon in seinem Debütwerk nicht allzu lange mit Unnötigem aufhält. Wir bekommen in einem Boxkampf einen Rückblick in Jo-has Kindheit präsentiert und er besucht seinen Vater auch im Gefängnis, um endlich mit ihm abzurechnen und sich sein Leid von der Seele zu reden. Die Szenen im Krankenhaus werden auch nicht ewig lange augeschlachtet.
Im Kern handelt es sich hier eindeutig um ein Taschentuchdrama. Die Schnitte auf die Gesichter der Mutter und des Bruders, als Jin-tae - wie hätte es anderes kommen sollen - vor einem großen Publikum spielt, kosten das Sentimentale des Augenblicks aus, aber davon abgesehen, hält sich Regisseur Choi erstaunlich stark zurück. Die Geschichte selbst könnte zu einer ganzen TV-Show ausgeweitet werden, die voller aufgesetzter tragischer Momente ist, aber als Film kann "Keys to the Heart" die meiste Zeit einen angenehmen Mittelweg einschlagen. Nach einem Schicksalsschlag wird Jo-ha beispielsweise eine Zigarette angeboten und die Atmosphäre sollte die Leere des Charakters unterstreichen, aber dann fängt dieser an zu husten, und kommentiert, dass er wegen des Sports eben zuvor nie geraucht hat. Es sind kleine Momente wie diese, die das Geschehen auflockern und den Film während seiner dramatischen Momente immer wieder die Kurve kriegen lassen. Ganz klar eine der Stärken des Streifens.
Ebenfalls auflockernd sind die diversen Charaktere, wie die Tochter der Vermieterin, die oft bei Jin-tae rumhängt und mit ihm "Street Fighter V" spielt. Das Spiel hat für den Autisten eine besondere Bedeutung, da er immer sein Handy bei sich hat und Videos mit Kämpfen laufen hat, selbst wenn er Klavier spielt. Anscheinend ist das so etwas wie sein Metronom oder es gibt ihm die Sicherheit des Vertrauten. Der taffe, in sich gekehrte Jo-ha, Lee Byung-hun ("A Single Rider") in seiner Paraderolle, setzt sich einfach zu den beiden Spielenden und fordert den überaus begabten Jin-tae heraus. Als er dann auch in einem Rennspiel verliert, will er, dass die beiden die Autos wechseln und als er wieder unterliegt, will er die Controller tauschen. Ein kleiner Moment, der zusammen mit seinem Wutausbruch sofort das Eis bricht und ein Gefühl von Familie oder Freunden aufkommen lässt. Ebenso als seine Mutter, gespielt von Youn Yuh-jung ("Canola"), versucht, die ersten Dämonen in ihrer Beziehung zu vertreiben, indem sie mit dem Sohn ein Glas Wein trinkt und dann tanzen will.
Dann ist da noch Park Jung-min ("Psychokinesis"), der am Klavier zumindest auf den ersten Blick großartige Arbeit leistet - wie viel nachvertont wurde, ist unklar -, aber auch in seiner Rolle als Autist ziemlich überzeugend ist. Seine Darstellung eines Autisten mag nicht immer auf den Punkt genau sein, bzw. darstellerisch wird er von Lee Byung-hun oft ausgestochen, aber sein stoisches "Ja" in den unpassendsten dramatischen Momenten bringt eben auch Humor in den Film, ohne dass seine Figur lächerlich wirken würde. Die Klaviermusik im Film mag mit hauptsächlich Chopin nicht gerade ausgefallen gewählt sein, aber sie ist mit Gefühl gespielt und funktioniert daher hervorragend. Dramen mit klassischer Musik im Fokus kommen immer gut an. Leider fällt man am Ende aber doch wieder auf eine Krankheit zurück. Wie es auch für die bereits angesprochenen Klischees programmatisch ist - man denke zudem an die unzähligen Zufälle -, bekommt der Film aber letztlich doch die Kurve und dreht sich nicht um Verlust, sondern um das Zusammenfinden einer Familie.