Story: Sang-jin (Han Seok-Kyu) ist Musiklehrer an einer High School auf dem Land. Von seinem Freund und Schuldirektor Deok-saeng (Oh Dal-soo)
wird er gebeten, sich um einen neuen Schüler zu kümmern. Als Jang-ho (Lee Je-hoon) an die Schule kommt, erkennen sich Schüler und Lehrer wieder. Sie sind bereits
aneinander geraten und Sang-jin ist nicht bereit, den Schüler ernst zu nehmen, da dieser ein Gangster ist. Jang-ho bemüht sich allerdings in seinem Rahmen
vom Lehrer ernst genommen zu werden. Sang-jin sieht aber nur einen Gangster, der bereits etliche Male von der Schule geflogen ist und sieht nicht ein, seine
Mühe in einen solch hoffnungslosen Fall zu stecken. Bis er Jang-ho tatsächlich singen hört. Widerwillig nimmt er den Schüler unter seine Fittiche und Deok-saeng
meldet ihn bereits bei Wettbewerben an, weil die Schule dringend ihr Ansehen steigern muss. Der Lehrer erkennt aber, dass Jang-ho noch nicht bereit dafür ist,
zumal er nicht seine ganze Aufmerksamkeit dem Gesang widmet. Er ist ebenso als Gangster eingespannt. Auch wenn er speziell Chang-soo (Cho Jin-woong) sehr viel
schuldet, weil dieser sich um ihn gekümmert hat, als dies niemand sonst getan hat, muss er bald einen Weg finden, sich von seinen Gangsterwurzeln loszusagen,
wenn er wirklich als Opernsänger Erfolg haben will. Doch aus einer Gangsterorganisation kann man nicht einfach so aussteigen...
Kritik: Der Titel schenkt bereits reinen Wein ein. "My Paparotti" ist ein Film über einen Opernsänger. Und über die, für das Koreanische typisch,
angeglichenen Laute Luciano Pavarottis im Titel wird sich auch im Film lustig gemacht. Überraschungen sollte man hier keine erwarten, genau genommen kann man
jeden Schritt des Weges bereits vorausahnen. Das kleine interessante Extra des Films ist, dass der angehende Star Teil einer Gangsterbande ist. Dass der Film
auf dem Leben des Sängers Kim Ho-joong basiert, der in der TV-Show "Star King" 2009 seinen Durchbruch hatte, ist auch ganz interessant. Das Herz des Films
ist aber die Beziehung zwischen Lehrer und Schüler. Auch diese läuft nach bekanntem Muster ab, die Charaktere sind aber dreidimensional ausgestaltet und die
Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern stimmt, sodass man hier nichts bemängeln kann.
Han Seok-Kyu ("The Royal Tailor") spielt einen Lehrer, der nur das Nötigste an seiner Schule macht und schließlich zum
Förderer Jang-hos wird, auch wenn komplexere Gefühle wie Neid ebenfalls in der Beziehung eine Rolle spielen. Das Vater-Sohn-Verhältnis, das sich entwickelt,
gibt ein warmes Gefühl und auch wenn die emotionalen Szenen keine Überaschungen bereithalten, können sie dennoch vermeiden kitschig zu wirken. Das ist Han
Seok-Kyus Schauspielerfahrung zu verdanken, aber eben auch Lee Je-hoon ("Architecture 101"), der hier die beeindruckendste
Darstellung der Besetzung abliefert. Er sieht wie einer der typischen Schwärme pubertierender Mädchen aus, aber sein Schauspieltalent beweist er in den feinen
Nuancen seines Charakters und seiner Fähigkeit, glaubwürdig Emotionen zu vermitteln, ohne dabei das Gefühl zu geben, man schaut ein TV-Drama. Bei einem Film
dieser Art ein äußerst wichtiges Talent.
Auch in den Gesangsszenen kann Lee Je-hoon lippensynchron und mit körperlichem Einsatz überzeugen. Singen hört man übrigens Kang Yo-sep. Als Musikliebhaber wird
man die paar Gesangsstücke, die über den Film verteilt sind, zu schätzen wissen, auch wenn man wie ich sonst kein Fan von Opern ist. Etwas schade ist, dass
eines der wichtigen Stücke, die gespielt werden, natürlich "Nessun Dorma" ist. Das ist mittlerweile dann doch etwas zu abgegriffen. Aber wie gesagt versucht
Regisseur Yoon Jong-chan ("I am Happy") auch gar nicht sonderlich ausgefallen zu sein. Vielmehr legt er sein Augenmerk auf dreidimensionale Charaktere und das
zahlt sich aus. In der Nebenbesetzung sind Oh Dal-soo ("Master") und Kang So-ra ("4th Period
Mystery") zu sehen, wobei gerade letztere kaum den Raum bekommt, den das Liebesinteresse verdienen würde. Andererseits ist es eine gute Wahl, nicht noch
eine ernst gemeinte, vermeintlich kitschige Romanze in dem Film unterzubringen.
Lob gebührt dem Film dafür, dass hier keineswegs verschiedene Genres durcheinandergemischt werden. Der Film bleibt seinem Ton treu, der recht heiter ist,
gefärbt mit ein wenig Tragik, schafft es aber dennoch ein paar Momente aus einem Gangsterstreifen einzustreuen, ohne dass dies fehl am Platz wirken würde.
Das gelingt selten. Außerdem bekommen wir so auch einen Einblick in Jang-hos Umfeld. Auch die Familie des Lehrers bekommen wir immer mal wieder nähergebracht.
Das alles hilft, die sich vertiefende Beziehung zwischen dem Lehrer und seinem Protegé plastischer zu gestalten. Dennoch sei erneut angemerkt, dass stets
ein Gefühl der Vertrautheit hinsichtlich der Dynamik dieser Beziehung herrscht. Wer mehr Originalität möchte, sollte sich dann eher
"Punch" ansehen. Ohne die hervorragenden Darsteller hätte der Film vielleicht sogar etwas langweilig ausfallen können.
Selbstverständlich muss es zum Ende hin noch ein paar Hindernisse geben, die es zu überwinden gilt, aber letztendlich wird uns das Happy End natürlich nicht verwehrt bleiben. Der Weg dahin ist auch keineswegs originell, aber manchmal schlägt die Geschichte immerhin ein paar nette Haken. Die eigentliche Stärke von "My Paparotti" ist aber wie gesagt der Wandel der beiden Protagonisten und wie sie zueinander finden und ein starkes Band knüpfen. Die beiden Hauptdarsteller tragen den Film großartig auf ihren Schultern, während der Wechsel von Schule zu Gangstermilieu und Opernbühne immer mal wieder schöne Abwechslung liefert. "My Paparotti" ist einer jener Filme, bei denen zwar eine gewisse Vertrautheit bleibt, der aber nichtsdestotrotz seine Zuschauer mit einem Gefühl der Zufriedenheit zurückzulassen vermag. Kein Wunder also, dass der Film an den Kinokassen ein Erfolg war.