Story: Okino (Kazunari Ninomiya) hat eine Ausbildung als Elite-Staatsanwalt hinter sich gebracht. Zusammen mit seiner Kollegin Taichibana (Yuriko Yoshitaka) wird er Teil des Teams um Mogami (Takuya Kimura), der auch der Mentor der jungen Anwälte war. Der erste Fall Okinos ist ein Mord, bei dem ein älteres Ehepaar erstochen wurde. Augenscheinlich hatte das Ehepaar Geld verliehen und einige Schuldscheine sind verschwunden. Schnell hat man einige Verdächtige im Auge, doch Mogami kann nicht glauben, als er den Namen Matsukura (Yoshi Sakou) in der Verdächtigenliste liest. Matsukara war vor etlichen Jahren der Hauptverdächtige in einem Mord an einer Schulfreundin Mogamis. Man konnte dem Mann allerdings nichts nachweisen, obwohl es nicht das erste Mal war, dass er gemordet hat. Schon als Jugendlicher saß er fünf Jahre wegen Mordes im Gefängnis. Nun hat der Staatsanwalt endlich die Chance, Matsukura für einen anderen Mord hinter Gitter zu bringen. Dies erzählt er auch seinem Freund Tanno (Takehiro Hira), der in einen großen Regierungsskandal verwickelt und daher untergetaucht ist. Taichibana ist ein Spitzel und will herausfinden, welche Beziehung ihr Mentor mit Tanno hat und welche Informationen er besitzt. Okino kommt es derweil eigenartig vor, dass Mogami so fokussiert darauf ist, Matsukura als Mörder zu überführen und auch Taichibana wittert, dass dort irgendetwas nicht stimmt. Zusammen beschließen die beiden jungen Anwälte, der Sache nachzugehen und ihren Mentor davor zu bewahren, einen großen Fehler zu machen. Denn niemand steht über dem Gesetz.
Kritik: Vermutlich kann man bereits der Zusammenfassung entnehmen, dass sich "Killing for the Prosecution" darum dreht, was es bedeutet, das Recht zu vertreten und Teil des Justizapparats zu sein. Moralische Fragen werden aufgeworfen, die jeder für sich selbst beantworten muss. Ebenfalls aus der Zusammenfassung ersichtlich ist eines der großen Probleme des Films: Er arbeitet auf zu vielen Ebenen bzw. hat zu viele Nebengeschichten, die alle irgendwie zu einem Ganzen gehören sollen, aber stets für sich selbst stehen. Man muss sich also fragen, was genau die Intention des Regisseurs war und die Antwort darauf ist nur schwer zu finden. Sicherlich mag es löblich sein, dass wir die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven zu sehen bekommen und wir so eine gewisse Neutralität bekommen, aber so richtig funktioniert das dann doch nicht. Die Charaktere bleiben nämlich zu distanziert und das erschwert uns, in den Film zu finden.
Alles beginnt zunächst recht überschaubar. Es gibt einen Mord, Verdächtige und es wird verhört. Der Film präsentiert sich dabei als Thriller, aber man ist sich bereits bewusst, dass der moralische Unterton nicht lange auf sich warten lassen wird. Und dann taucht Matsukura auf. Endlich gibt es eine Chance, den Mann, der für einen Mord vor 23 Jahren verantwortlich war, einzusperren. Dafür muss man aber den Mörder des jetzigen Mordfalls frei laufen lassen. Mogami befindet sich in einer Zwickmühle und die ganze Zeit hallt uns bereits im Ohr nach, wie er am Anfang zu seinen Schülern meinte, dass man in dem Moment, in dem man seine eigene Gerechtigkeit verfolgt, selbst zum Straftäter wird. Wie weit wird Mogami gehen? Über den Geschehnissen schwebt natürlich immer der Titel des Films. Wird Mogami also zum Mörder? Und können wir dann noch mit ihm sympathisieren?
Takuya Kimura ("Blade of the Immortal") spielt den erfahrenen Staatsanwalt, der allerdings kaum einen wirklichen inneren Konflikt vermitteln kann. Mogami ist sofort wie besessen davon, den früheren Mörder der Gerechtigkeit zuzuführen, in welcher Form auch immer. Seine Entscheidung lässt ihn bestensfalls einmal erbrechen, oder ein kleines Zögern gibt uns einen Hinweis darauf, dass er sich bewusst ist, etwas Falsches zu tun. Die Frage, ob man im juristischen oder moralischen Sinne handeln sollte, wird allerdings bei Weitem nicht so komplex gestellt, wie man sich das erhoffen würde. Das liegt aber auch daran, dass Regisseur Masato Harada ("Inugami") sein Werk mit zu vielen Nebengeschichten belastet. Große Kreise soll der Skandal um Tanno nach sich ziehen, so zumindest der Eindruck, den man bekommt, aber die ganze Geschichte spielt sich irgendwo am Rande ab und man weiß nicht, wie sie in den Rest des Films passen soll. Sie scheint lediglich für einen einzigen Satz Mogamis an seinen Protegé von Relevanz zu sein.
Der Regisseur hatte also große Probleme das gleichnamige Buch von Shusuke Shizukui, auf dem der Film basiert, angemessen für den Bildschirm umzuschreiben. Was wichtig ist und was nicht, schien ihm nicht so klar. Wird Mogami wirklich plastischer, indem wir ihn einige Male zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter sehen, von denen er sich entfremdet hat? Die Antwort ist ein klares Nein, dabei hätte es hier tatsächlich Möglichkeiten gegeben, den Protagonisten etwas dreidimensionaler zu gestalten. Okino, verkörpert von Kazunari Ninomiya ("Gantz"), oder seine Kollegin bleiben nämlich ohnehin Randfiguren, und das obwohl wir durchaus immer wieder den Eindruck gewinnen, als hätten sie ein stärkeres Gegengewicht darstellen sollen. Anstatt den Schwerpunkt mehr auf die Charaktere und ihre Vorstellung von Gerechtigkeit und Moral zu setzen, verheddert sich der Regisseur in einem zu ambitionierten Drehbuch, das keinen Platz für alles in den zwei Stunden Laufzeit findet. Lediglich das Tempo wird durch die vielen Ereignisse und Nebengeschichten nach oben gedrückt.
Hätte es echte unterschiedliche Perspektiven gegeben, hätte die Frage der Gerechtigkeit durchaus ansprechend behandelt werden können. Okino hat aber kaum eine Motivation, er ist einfach der perfekte Anwalt, der nach den Regeln arbeitet und seinen Mentor beeindrucken will. Selbstverständlich muss er schließlich gegen diesen arbeiten, aber das ist wenig befriedigend, da der Mangel an Charakterausarbeitung dazu führt, dass keine Spannung in Form eines Katz-und-Maus-Spiels aufkommt. Zumal dieses ebenfalls sehr ernüchternd umgesetzt wird. Problematisch ist aber, dass selbst zum Ende hin immer wieder neue Charaktere eingeführt werden bzw. alte noch ein paar Szenen mehr auf dem Bildschirm bekommen, obwohl sie kaum wichtig für das überfrachtete Drehbuch sind. "Killing for the Prosecution" funktioniert als Thriller zuweilen ganz gut, zumal stets etwas passiert, aber seine Schwächen zeigen sich in einem mangelnden Fokus und einem Unvermögen, das zu transportieren, was die vermeintliche Aussage dieses Streifens sein soll.