Story: Hyeon-joon (Shin Hyeon-joon) ist Auftragskiller und kennt neben seinem Job nichts anderes. Er hat keine Freunde und lebt zusammen
mit seiner alkoholabhängigen Mutter (Kim Hye-ok), die denkt, dass er für die Regierung arbeitet. Eines Tages hat er den Auftrag, einen Mann im Schlaf zu töten.
Der Auftrag erscheint ihm so leicht, dass er misstrauisch wird. Tatsächlich erweist sich sein Opfer als die junge Frau Jin-yeong (Kang Hye-jeong), die schon
mehrere Selbstmordversuche hinter sich hat und deshalb nun ihn engagiert hat. Hyeon-joon weigert sich, den Auftrag auszuführen. Doch nicht nur, dass der Zufall
die beiden immer wieder aufeinandertreffen lässt, Hyeon-joon bekommt die Frau auch nicht mehr aus dem Kopf und möchte sich daher mit ihr treffen. Es stellt
sich heraus, dass Jin-yeong wegen ihres Freundes, der sie verlassen hat, Selbstmordgedanken hat. Bald melden sich dann auch noch Kredithaie bei der Frau,
da sie sich für die Bezahlung Hyeon-joons Geld geliehen hat. Da sie immer noch lebt, muss sie das Geld mitsamt horrender Zinsen wieder zurückbezahlen.
Hyeon-joon legt sich daher mit den Gangstern an, während er seine Aufträge nicht mehr zufriedenstellend ausführt.
Kritik: Zunächst mag man glauben, dass man es hier mit einer Romantikkomödie zu tun hat, dann spielt allerdings auch noch das Element eines
Auftragkillers mit hinein - also doch ein Romantikdrama? Alles falsch (oder richtig), denn am Ende verbirgt sich hinter "Kiss Me, Kill Me" ein überraschend
gut funktionierender Genremix, der eigenartigerweise gerade mit seiner Unpoliertheit punkten kann. Filmisch ist nicht alles perfekt und manchmal muss man
über ein paar Sachen die Stirn runzeln, aber immer wenn es darauf ankommt, bricht der Film mit Altbekanntem und gewinnt damit langsam, aber sicher das Herz des
Zuschauers. Es hilft auch ungemein, dass die beiden Charaktere von zwei tollen Darstellern transportiert werden und nicht lediglich leere Hüllen bleiben. Auch
die Chemie zwischen den beiden stimmt.
Dennoch sei gleich vorweg gesagt, dass der Film extrem mit dem Schicksal spielt. Immer wieder gibt es Momente, bei denen hier doch etwas
übertrieben wurde. Demnach erwartet man auch an anderer Stelle zahlreiche Klischees, doch sind diese nicht zu finden. Das fängt schon bei dem Auftragskiller
an. Eine Geschichte um plötzliche moralische Bedenken? Fehlanzeige. Hyeon-joon mag seinen Job nicht unbedingt lieben, er ist auch nicht stolz darauf,
so gibt er gegenüber seiner Mutter vor Bundesagent zu sein, aber es ist eben das, was er macht. Bisher hat das auch so gut funktioniert, weil sich
der Killer selten wirklich Gedanken um irgendetwas macht. Aber auch als Jin-yeong sein Leben betritt, ändert das nicht plötzlich seine Einstellung zu seinem
Beruf. Es ist lediglich so, dass sich ein neues Gefühl bei ihm einstellt.
Das bringt uns auch zu einer Eigenart des Films. Natürlich begeht der Regisseur niemals den Fehler, den Protagonisten vor unseren Augen jemanden töten zu
lassen, der höchstwahrscheinlich eine reine Weste hat, aber es steht dennoch nie außer Frage, dass Hyeon-joon ein Killer ist. Glücklicherweise kann Shin
Hyeon-joon ("His Last Gift", "Marrying the Mafia 2") dem Killer die nötige Tiefe
verleihen. Shin ist bekannt dafür, dank seines markanten Äußeren auch unmöglich alberne Rollen zu spielen, aber er beeindruckt vor allem mit seinen ernsteren
Figuren. Der Humor kommt in "Kiss Me, Kill Me" jedoch keineswegs zu kurz. Dankenswerterweise handelt es sich aber dabei nicht um billigen Slapstick, sondern
um zuweilen sehr trockenen Humor oder gelungene Situationskomik. Darüber hinaus sind einige Szenen auch gewollt eigenartig, sodass man sie in
Erinnerung behalten wird.
An seiner Seite steht Kang Hye-jeong ("Love Phobia", "Oldboy"), die sehr viel aus ihrer Rolle der
Möchtegern-Selbstmörderin herausholt. Die Umstände, unter denen sich die beiden Protagonisten näherkommen, sind sehr ungewöhnlich und lassen den Film
niemals wie einen kitschigen Romantikstreifen wirken, denn trotz all der Komik werden glaubhaft Charaktere gesponnen, die Probleme haben und von Angst
und Zweifeln geplagt werden. Und es ist durchaus auch eine kleine Glanzleistung von Regisseur Yang Jong-hyeon, dass er es in seinem Debütwerk vermag,
auf ernsthafte Weise einen Killer und eine Frau, die nicht mehr leben will, zu zeichnen und gleichzeitig immer wieder überraschend auftauchende komische
Momente einzustreuen, die tatsächlich funktionieren. Gerade Jin-yeongs Selbstmordversuche oder Hyeon-joons Auftragstötungen sind oft witzig und dabei niemals
geschmacklos!
Der eigenartige Genremix verlangt vom Drehbuch sehr viel. Dieses kann nicht immer vollkommen überzeugen und auch auf technischer Seite kann der Schnitt und der Soundtrack nicht zu jeder Zeit mit dem besten des Genres mithalten, aber dieses manchmal Ungehobelte verleiht dem Film nur noch mehr Charakter. Im Grunde wird die Beziehung aber sehr überzeugend auf die Leinwand gebracht und gerade einige kitschige Momente werden plötzlich ins Komische verkehrt und beweisen damit gehobenen Geschmack. Am Ende gibt es noch einige Wendungen und einige davon können sogar überraschen. Taschentücher darf man auch herausholen. Aber selbst am Ende wird "Kiss Me, Kill Me" nicht abgeschmackt, sondern überzeugt mit seiner ausgesprochen gelungenen Balance zwischen Romantik, Thriller, Drama und Komödie. Feinschliff beim Drehbuch hätten Wunder bewirken können, aber auch so kann man hier nur anerkennend einen Daumen nach oben geben.