Story: Seiji Hasumi (Hideaki Itô) ist Englisch-Lehrer an einer Oberschule und sehr beliebt bei den Schülern. Hasumi löst nicht nur die
Probleme der Schüler, sondern geht auch aktiv gegen organisiertes Schummeln bei den Klausuren vor. Als ihn eines Tages eine Schülerin um Hilfe bittet, da
sie von einem anderen Lehrer sexuell belästigt wird, hat er auch dafür schnell eine Lösung gefunden. Die Schülerin beginnt daraufhin eine Affäre mit Hasumi,
der dafür die Wohnung eines Kollegen verwendet, den er zuvor erpresst hat, da er weiß, dass dieser eine homosexuelle Beziehung zu einem Schüler hat. Als
dann ein Vater Ärger macht, weil seine Tochter gemobbt wird, wird dieser plötzlich tot aufgefunden. Ein anderer Schüler verschwindet danach ebenfalls und die
Polizei beginnt ihre Ermittlungen. Ein Lehrer, der Hasumi wegen seiner Beliebtheit nicht leiden kann, hat währenddessen etwas herausgefunden, das er
der Polizei indirekt mitteilt: An der Schule, an der Hasumi zuvor gearbeitet hat, haben merkwürdige Selbstmorde stattgefunden. Hasumi scheint eine tickende
Zeitbombe zu, die nur darauf wartet, hochzugehen.
Kritik: An "Lesson of the Evil" werden sich die Geister scheiden. Für die einen wird es ein sehr unterhaltsamer Gore-Streifen sein, in dem
ein Lehrer Amok läuft, für die anderen wird es genau dasselbe sein, aber ein innerer Widerwille wird die ganze Zeit präsent bleiben, denn Gesellschaftskritik
oder eine Botschaft hinter den Ereignissen im Film wird man vergebens suchen. In Hinblick auf tatsächliche Amokläufe an Schulen mag der Film sogar
geschmacklos erscheinen, aber Regisseur Takashi Miike ist als das Sorgenkind der japanischen Filmwelt bekannt und somit darf er auch einen solchen
Film abliefern. "Endlich wieder abliefern", würden einige sagen, denn Miike kehrt nach einer ganzen Welle kommerziellerer Streifen zurück zu seinen Wurzeln
und zeigt, dass er nichts von seinem Handwerk verlernt hat.
Es wird den einen oder anderen Miike-Fan gegeben haben, der nach seinen letzten Werken "For Love's Sake" oder
"13 Assassins" befürchtet hat, dass der Regisseur über die Jahre weich geworden ist. Hier beweist er das Gegenteil und
kehrt zu seinen Gore-Filmen wie "Ichi - The Killer" zurück, auch wenn "Lesson of the Evil" keineswegs ganz so brutal ist;
aber Miike hat für sich die Messlatte auch recht hoch gelegt. Dieses Mal hat er auch selbst das Drehbuch geschrieben, das auf einem Horrorroman von
Yûsuke Kishi beruht. Seine Geschichte ist jedoch zweigeteilt. In der ersten Hälfe bekommen wir einen Psychothriller und in der zweiten ein blutiges
Gemetzel mit einer Pumpgun. Das Problem, das sich daraus ergibt, liegt auf der Hand.
Die beiden Hälften passen nicht zusammen. Zu Beginn tappt man im Dunkeln. Hasumi ist ein sehr charismatischer Lehrer, der sich für seine Schüler Zeit
nimmt, und so kann man nicht glauben, dass es sich bei ihm um die gleiche Person handelt, die wir in ein paar Rückblenden gezeigt bekommen. Doch immer
mehr Szenen schieben sich in den Film, in denen typische Klischees eines Serienkillers bedient werden - in einem abgelegenen Haus wohnen,
nackt bei schummriger Beleuchtung Klimmzüge machen oder abgedrehte Halluzinationen - und schon darf das Schlimmste befürchtet werden. Dann gibt es das immer
wieder auftauchende Lied "Mack the Knife" oder besser "Die Moritat von Mackie Messer" von Bertolt Brecht aus dessen Dreigroschenoper. Was wäre ein Killer
ohne einen solchen Song? Allerdings wird dieser eindeutig zu oft verwendet.
Zu ungenau ist der Fokus in der ersten Hälfte, eigentlich gibt es kaum einen, und man ist als Zuschauer sehr bemüht, herauszufinden, wer außer dem
Lehrer überhaupt wichtig für den Film ist. Die Antwort ist leider: niemand. Dementsprechend geht uns das Ableben etlicher Personen alles andere als nahe.
Einzig positiv sind die Rückblenden zu vermerken, aus denen wir mehr von Hasumis Psyche ablesen können. Ernüchterung macht sich aber bald breit, da das
Böse einfach nur des Böse-seins wegen böse ist. Es gibt keine Gründe für all die Taten der Lehrers. Hideaki Ito ("Cross Fire")
hat aber augenscheinlich sehr viel Spaß dabei, die Rolle des Psychopathen zu spielen und dieser Spaß überträgt sich zuweilen, so viel muss man zugeben, auch
auf den Zuschauer. Dann kommt es zum großen Gemetzel...
...und das kann auch spaßig sein. Leider gibt es aber nur wenige Momente, in denen schwarzer Humor durchscheint. Immerhin ist genug davon vorhanden, dass man die Exekutionen ertragen kann, aber wer hinter den ganzen Schockern eine gesellschaftskritische Botschaft wie bei "Battle Royale" erhofft, wird am Schluss sehr ernüchtert sein. Weiterhin stellen sich die Schüler allesamt so dämlich an, dass man es ihnen auch gar nicht gönnt, zu überleben. Leichtere Opfer kann sich ein Amokläufer gar nicht wünschen, es gibt keine Kämpfernatur, nur hysterisch kreischende Mädchen - und damit sind vor allem die Jungs gemeint... Das Blutbad hat etwas Exploratives und spricht die niederen Instinkte an, vielleicht ist es deswegen unterhaltsamer, als es sein dürfte, aber am Ende bleibt doch alles sehr platt und man wird mit einem extrem unguten Geschmack im Mund zurückgelassen. Ich schätze es immer sehr, wenn Filmemacher abseits der Norm arbeiten und auch mal den guten Geschmack verletzen, aber das sollte mit einer bestimmten Absicht verbunden sein. Diese fehlt in "Lesson of the Evil" einfach, sonst wäre es eigentlich kein schlechter Film.