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Love Exposure - Filmposter
Original Title:
Ai no Mukidashi

Japan 2008

Genre:
Drama, Comedy, Romance

Director:
Sion Sono

Cast:
Takahiro Nishijima
Hikari Mitsushima
Sakura Ando
Atsuro Watabe
Makiko Watanabe
Yutaka Shimizu
Sow Hirosawa
Tasuku Nagaoka
Hiroyuki Onoue
Yuko Genkaku
Itsuji Itao


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Love Exposure

Story: Yu Tsunoda (Takahiro Nishijima) ist der Sohn eines Priesters (Atsuro Watabe). Sein Vater Tetsu verliebt sich in die aufdringliche Kaori (Makiko Watanabe), bis diese ihn fallen lässt, weil er sie wegen seines Priestergelübdes nicht heiraten kann. Daraufhin fällt er in ein tiefes Loch und lässt seinen Sohn täglich bei ihm seine Sünden beichten. Als Yu jedoch keine Sünden zu beichten hat und von seinem Vater geschlagen wird, beginnt er absichtlich Sünden zu begehen, um seinem Vater wieder näherzukommen. Er gerät schließlich an Freunde, die ihn weiter auf die schiefe Bahn bringen und ihn jemandem vorstellen, der ihn in der Kunst des heimlichen Unterhöschen-Fotografierens unterrichtet. Als Yu seine neue Leidenschaft bei seinem Vater beichtet, ist das für diesen etwas zu viel des Guten und er wirft ihn raus.
Eines Tages trifft Yu das Schulmädchen Yoko (Hikari Mitsushima), als diese sich gegen eine Bande von Schlägern wehren muss. Yu ist wegen einer verlorenen Wette als Frau verkleidet, erkennt aber in Yoko sofort seine heilige Maria, nach der er so lange gesucht hat. Yoko hat dagegen einen Hass auf alle Männer, verliebt sich aber sofort in Yus weibliches Alter Ego. Im Hintergrund spinnt Aya Koike (Sakura Ando), die Leiterin einer Sekte, jedoch die Fäden und verfolgt ein ganz anderes Ziel, das sie mit Hilfe der beiden erreichen will.

Kritik: Ein Film, der gut vier Stunden geht, ist etwas, das man aus Respekt lange vor sich herschiebt. Doch im Falle von "Love Exposure" ist das nicht nötig, denn der Film ist zu keiner Minute langweilig. Das Drama um Liebe, Religion und Gesellschaft ist eine wahre Achterbahnfahrt, und das bedeutet, dass einem selbst nach dem Abspann noch schwindlig ist. Regisseur Sion Sono jongliert mit so vielen Themen in seinem Film herum, dass man am besten die subtilen Botschaften versteht, wenn man nicht angestrengt über sie nachdenkt, sondern den Film als Gesamtes auf sich wirken lässt. Neben seiner Vielschichtigkeit besticht Sions Drama aber vor allem durch seinen Humor und seine hervorragend gezeichneten Charaktere, die alle auf ihre Weise Ausgestoßene der Gesellschaft sind. "Love Exposure" ist schräg, bunt, verrückt und tiefsinnig, oder in einem Wort schlichtweg - großartig.

Love Exposure - Film Screenshot 11

Sion Sono, der uns zuvor Filme wie "Suicide Club" oder "Strange Circus" präsentiert hat, liefert hier seinen epischsten Film ab und das obwohl er nach wie vor mit einem geringen Budget auskommen muss. Wenn er auch selbst bei der Kameraausrüstung sparen musste, sind seine Bilder trotzdem nicht nur gestochen scharf, sondern wirken teilweise wunderschön und beinahe poetisch. Es ist gar nicht so verkehrt Sion als einen Dichter, der sich in Bildern ausdrückt, zu bezeichnen. Doch auch die Dialoge sind bei ihm wichtig. Überdies lässt er uns besonders in der ersten Hälfte an den Gedanken der Protagonisten in der Form von inneren Monologen teilhaben. Das bringt uns die Personen direkt etwas näher und erzeugt ein enges Band zum Zuschauer, obwohl es leicht auch nervend hätte wirken können.

Love Exposure - Film Screenshot 12

Religion spielt in dem Drama eine zentrale Rolle. Diese wird aber nicht nur durch den Kakao gezogen, auch wenn gerade diese Szenen sehr lustig sind, sondern tatsächlich ist "Love Exposure" ein sehr religiöser Film. Es ist nur so, dass die Benimmregeln des Christentums den Protagonisten nicht zusagen und so müssen diese sich ein eigenes System aufbauen, nach dem sie leben können. Yu mag oberflächlich betrachtet ein Perverser sein, aber eigentlich hat ihn nur das Verlangen von seinem Vater wahrgenommen zu werden, dorthin geführt. Er akzeptiert aber, was er ist und das steht im krassen Gegensatz zu dem Umstand, dass er genauer betrachtet eine heilige Jungfrau ist, die sich für seine wahre Liebe aufspart, nicht einmal onaniert und sowieso nur eine Erektion bei Yoko bekommt.

Es gibt in "Love Exposure" ein paar erotische Szenen sowie einige recht blutige, manchmal sogar beides zusammen. Doch man wäre enttäuscht, wenn es bei Regisseur Sion nicht wenigstens eine Blutfontäne gäbe. Allerdings ist der Film Sions bisher zuschauerfreundlichster und positivster. Außerdem ist die Gewalt nur das Äußere, das sich mit genannten poetischen Bildern, wie jenes der Familie, die ein Kreuz schultert, abwechselt. Im Grunde dominiert ein Ton der Anarchie. Alle im Film gezeigten Systeme, sei es die Familie, die Religion oder diverse Institutionen, versagen kläglich und auf der Suche nach der Wahrheit muss das eigene Denksystem aufgebaut werden. Damit ist "Love Exposure", und das ist keine Überraschung, ein philosophischer Film. Am Ende der Suche nach der Wahrheit steht die Liebe. Das ist die Botschaft. Der Weg dorthin mag für jeden anders aussehen und wenn er in einer gemäßigten Form der Perversion liegt, dann ist das auch in Ordnung. Wann beginnt außerdem Perversion? Unterhöschen-Bilder? Krankenschwester-Kostüme? Wer möchte den ersten Stein werfen?

Love Exposure - Film Screenshot 13

Die Art, wie die einzelnen Räder ineinander greifen, ist erstaunlich. Die Erzählperspektive wechselt häufig, etliche geniale Zufälle erzeugen zu jeder Zeit Spannung und in diversen langen Aufnahmen dürfen die Schauspieler ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen. Manche der Zufälle oder Handlungen der Charaktere sind aber sehr absurd und erzeugen auf ihre abgedrehte Art eben auch den speziellen Humor des Films. Leider verliert "Love Exposure" im letzten Drittel doch etwas an Fahrt und wird manchmal auch etwas zu selbstgefällig. Das Ende ist emotional auch gar nicht so mitnehmend, wie man es annehmen würde, aber dafür geht es tief und hängt dem Zuschauer noch lange nach. "Love Exposure" ist etwas verschachtelt, aber besonders das Nicht-Perfekte gibt dem Drama seine spezielle Farbe und macht es nahezu perfekt. Weiterhin dürfte ein Vier-Stunden-Film eigentlich nicht so viel Spaß machen und gleichzeitig so mitnehmend sein. "Love Exposure" ist ein Meilenstein des modernen japanischen Kinos und etwas, das man so einfach noch nicht gesehen hat!

(Autor: Manfred Selzer)
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